Commerzbank Börsencompass: Konjunkturerholung in China schreitet voran
Die jüngsten harten Konjunkturdaten aus China bestätigen die Botschaft der Einkaufsmanagerindizes: Der Erholungsschwung, der im 3. Quartal zu beobachten war, hält im Schlussquartal an. So beschleunigte sich der Anstieg der Industrieproduktion im Oktober auf 10,3% J/J (September: +10,2% J/J); besonders stark stieg der Ausstoß von Automobilen, Elektromaschinen und Elektronikartikeln. Zum Bild gesteigerter Industrieaktivitäten passt auch die höhere Energieerzeugung. Niedrige Lagerbestände sowie die Belebung der Binnen- und Auslandsnachfrage werden in den kommenden Monaten die Produktion und über steigende Einkommen auch die Einzelhandelsumsätze unterstützen. Die Unternehmensinvestitionen sind im Oktober dagegen „nur“ um 20,1% J/J gestiegen. Zugelegt hat hier vor allem das Verarbeitende Gewerbe, während die Investitionen in die Infrastruktur und beim Wohnungsbau an Schwung verloren. In den kommenden Monaten dürfte sich bei den Investitionen die Wachstumsdynamik zugunsten der Infrastruktur und zulasten des Verarbeitenden Gewerbes verschieben. Denn schon vor dem jetzt zu Ende gegangenen Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei machte diese deutlich, dass Überkapazitäten nicht zuletzt in den Bereichen Stahl, Zement und Schiffbau reduziert werden sollen. Der Umbau Chinas von einem massiv investitions- zu einem stärker konsumgetriebenen Wachstum, den Präsident Xi Jinping vorantreiben will, wird nicht ohne Friktionen umsetzbar sein. Doch die Konjunkturstabilisierung dürfte die Partei ermuntern, mit der Umsetzung nicht zu lange zu warten.
Konjunktur und Rentenmärkte
Gestern fehlten an den Rentenmärkten neue Impulse, da es keine wichtigen Konjunkturdaten gab und in den USA der Anleihehandel wegen des Feiertags „Veteran’s Day“ geschlossen blieb. So wirkte die überraschende Zinssenkung der EZB vom Donnerstag zunächst noch nach: die Kurse von Bundesanleihen stiegen zwischenzeitlich leicht an. Letzten Freitag bekamen sie dagegen Gegenwind aus den USA, nachdem unerwartet starke Arbeitsmarktdaten gemeldet wurden. Daraufhin stieg die Rendite 10-jähriger US-Treasuries um rund 15 Bp., die 10-jähriger Bundesanleihen immerhin um 7 Bp. Bundesanleihen können sich also nach wie vor nur teilweise den Einflüssen aus den USA entziehen. EZB-Direktoriumsmitglied Coeure verteidigte gestern die Zinssenkung in einem Zeitungsgastbeitrag. So seien die niedrigen Renditen für Sparer vor allem eine Folge der jüngsten tiefen Rezession im Euroraum. Der niedrige Leitzins sei in diesem Umfeld ein Instrument, um Preisniveaustabilität zu wahren. Diesen Donnerstag werden die Wachstumsdaten für das 3. Quartal für den Euroraum und für einzelne EU-Länder gemeldet. Dann wird sich erweisen, ob sich in der EWU-Peripherie die Wachstumserholung fortgesetzt hat. Der Rückgang der Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus der EWU-Peripherie hat sich weiter fortgesetzt. Die Rendite portugiesischer Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ging gestern um 12 Bp. stark zurück nachdem die Ratingagentur Moody’s den Ausblick von negativ auf stabil heraufgesetzt hatte.
Aktienmärkte
Nach einem insgesamt ruhigen Handelstag starteten die europäischen Aktienmärkte mit leichten Gewinnen in die neue Woche. Dabei strahlte der überraschend starke US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag noch positiv aus, die Bedenken vor einem frühen Ende der Anleihenkäufe der US-Notenbank rückten dabei in den Hintergrund. An einem Tag mit nur wenigen impulsgebenden Meldungen sorgten Analystenkommentare und die Erwartungen an bevorstehende Gewinnvorlagen für die wesentlichen Kursbewegungen. So standen die Titel von Infineon (+ 2,4%) und der Deutschen Post (+2%) einen Tag vor ihren Quartalsdaten an der Spitze des Dax. Dagegen rückten die Aktien der Deutschen Telekom (-0,9%) und Daimler (-0,7%) nach kritischen Brokerkommentaren an das Ende des Kurszettels. Im Tecdax erlitten Nordex-Aktien (-16,4%) wegen drohender Korrekturen bei der Ökostromförderung einen massiven Einbruch. Im EUROSTOXX 50 konnten Technologietitel (+1,2%) die beste Entwicklung vorweisen, während lediglich der Automobilsektor (-0,2%) leicht schwächer tendierte. Stärkster Titel war Axa (2,8%) nach der Bekanntgabe von Expansionsplänen in Südamerika. An der Wall Street war der Handel wegen des „Veterans Day“ von nur geringen Umsätzen geprägt. Der Dow legte leicht auf einen neuen Rekordstand zu, die einzelnen Branchen zeigten nur marginale Veränderungen. In Asien entwickeln sich heute Morgen die Märkte überwiegend freundlich, vor allem der Nikkei kann deutlicher zulegen. Auch die europäischen Aktienbörsen dürften erneut fester eröffnen. Im Tagesverlauf stehen zahlreiche Unternehmensberichte im Fokus. Aus dem Dax 30 berichten neben den genannten Titeln noch Henkel und Lanxess.