Commerzbank Börsencompass: Solide Gewinne, ansonsten wenig Besserung
Die Berichtssaison zum dritten Quartal 2013 ist vor allem in Europa noch in voller Fahrt, doch angesichts der bereits umfangreichen Ergebnisse in den USA macht es Sinn, ein erstes Fazit zu ziehen. In den Vereinigten Staaten liegen mit Ende dieses Handelstags bereits Ergebnisse für knapp 80% der S&P100-Konzerne und für ca. 70% der Unternehmen des marktbreiten S&P 500 vor. Bezogen auf letzteren Index konnten bisher fast 68% der Vorlagen die Gewinnerwartungen des Konsensus übertreffen, bei den Standardwerten sind es sogar 70%. Insgesamt lagen die ausgewiesenen Gewinne 4,4% über den Prognosen. Trotz des erwartet schwachen Rentengeschäfts und des negativen Ausreißers Citigroup fallen dabei erneut die Banken eher positiv auf, überraschend stark präsentierte sich auch im Gegensatz zu den anderen IT-Flagschiffen Microsoft. Erneut legte Caterpillar mit seinem Zahlenwerk die massivste Enttäuschung vor. In Bezug auf Branchen hinterlassen Banken und auch die Informationstechnologie den besten Eindruck, da bei letzterem Sektor die Vorlagen der mittleren und kleinen Unternehmen sehr gut ausfallen. Im Gegensatz zu den Gewinnen bleiben die Umsätze im Schnitt leicht hinter den Erwartungen zurück und auch die Geschäftserwartungen sind erneut eher vorsichtig. In Europa ergibt sich noch kein klares Bild. In Deutschland war die Saison mit SAP, BASF und besonders Daimler gut gestartet, dagegen enttäuschte die Deutsche Bank und auch die Vorlagen der Deutschen Börse und Linde waren wenig inspirierend. Mit VW konnte erneut ein Automobilwert die Stimmung wieder heben. Aber das Gros der Dax-Konzerne steht ja noch aus.
Konjunktur und Rentenmärkte
Nach der Veröffentlichung des Statements der Fed-Sitzung vom Dienstag und Mittwoch stiegen die Renditen in den USA wieder an. In dem Fed Statement gab zwar wenig Neues und die Fed hält an den monatlichen Anleihekäufen in Höhe von 85 Mrd. USD fest. Sie hat aber die Passage, dass sich die Finanzkonditionen verschlechtert hätten und dies die Erholung von Konjunktur und Arbeitsmarkt gefährden könne, weggelassen. Offenbar möchte die Fed nicht, dass der Markt die Erwartung der Reduzierung der Anleihekäufe (Tapering) - was im Moment geschieht - zu weit in die Zukunft verschiebt. Nach einer Erholung im frühen Handel stiegen die Renditen gestern erneut an, nachdem besser als erwartete US-Daten gemeldet wurden. Insbesondere der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago stieg im Oktober unerwartet kräftig von 55,7 auf 65,0 Punkte, also auf den höchsten Stand seit März 2011. Auch die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung gingen zurück. Im Euroraum überwogen gestern schwächere Daten. So sanken in Deutschland die Einzelhandelsumsätze im September, genauso wie dass GfK-Verbrauchervertrauen und die die Konsumausgaben in Frankreich. Im Oktober gingen in Italien die Verbraucherpreise entgegen den Erwartungen zurück, was sich in der Schnellschätzung der Inflationsrate für den Euroraum widerspiegelte, die im Oktober von 1,1% auf 0,7% J/J deutlich sank. Im Gegensatz zu den US-Treasuries gingen die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen daher gestern merklich zurück.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich. Gewinner unter den Leitindizes war die Börse in Spanien, die um 1,3% zulegte (London: -0,7%). Ins-gesamt gab es wenig richtungweisende Daten. Die Investoren agierten vor dem Hintergrund der bereits deutlich gestiegenen Kurse und der Unsicherheit in Bezug auf die künftige US-Notenbankpolitik vorsichtig. In diesem Umfeld legte der Dax um 0,3% zu. Tagesgewinner war die Aktie von VW (+2%), die wie bereits am Vortag von den guten Quartalszahlen profitierte. Am Ende der Performancerangliste notierte das Papier der Deutschen Lufthansa (-2,9%). Unter Druck geriet auch die Aktie der Deutschen Börse (-2,5%). Hier belasteten neben einer möglichen Einführung einer Finanztransaktionssteuer auch skeptische Analystenkommentare. In der zweiten Reihe holte der Kurs von Wacker Chemie (-0,4%) nach Vorlage von schwachen Zahlen den größten Teil der anfänglichen Verluste wieder auf. Auf europäischer Sektorebene erzielte die Branche Automobile die größten Gewinne (+1,4%). Am Performanceende rangierte der Sektor Rohstoffe (-0,5%). Die US-Börsen gaben gestern nach. Der Dow Jones-Index verlor 0,5%. Auch hier belastete die Unsicherheit über den Zeitpunkt des „Taperings“ der US-Zentralbank. Nach guten Quartalszahlen gewann die Notierung von Facebook 2,4%. Exxon kletterten um 1%. Auf Sektorebene wiesen Gebrauchsgüter die größten Gewinne auf (+0,2%). Finanztitel fielen im Schnitt um 1,1%. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 zum Wochenschluss u.a. aufgrund schwächerer Gewinnausweise von Sony und Mitsui Chemicals rd. 0,9% nachgab, gewann der KOSPI (Korea) rd. 0,5%.