Commerzbank Börsencompass: Fed konzediert verbesserte Finanzmarktkonditionen
Die gestrige FOMC-Sitzung der Fed brachte kaum neue Erkenntnisse; dies war auch nicht erwartet worden. So bleibt es beim bisherigen Kaufvolumen für Hypotheken- und Staatsanleihen im monatlichen Volumen von 85 Mrd. USD. Die erläuternde Pressemitteilung änderte der Ausschuss lediglich in wenigen Stellen ab: Der Immobilienmarkt habe sich in den vergangenen Monaten etwas abgeschwächt (zuvor hieß es: gestärkt), dafür fehlt jetzt die Passage, die im September noch als eines der Argumente für die Fortsetzung der Anleihekäufe in unverändertem Tempo mit ausschlaggebend war: Die Finanzkonditionen hätten sich verschlechtert, was – sollte dies so bleiben – die Erholung von Konjunktur und Arbeitsmarkt gefährden könne. In der Tat: Seit der September-Sitzung sind die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen um knapp 50 Basispunkte gesunken, der USD hat sich in handelsgewichteter Rechnung um ca. 3% abgeschwächt. Von Seiten dieser Finanzkonditionen sieht die Fed jetzt offensichtlich kaum noch Konjunkturrisiken; doch bleiben ihre Sorgen, wie stark sich der Haushaltsstreit und die Behördenschließungen auf die Konjunktur ausgewirkt haben. Erschwert wird ihre Aufgabe dadurch, dass durch besagte Querelen auch die Aussagekraft der Konjunkturdaten beeinträchtigt ist, und das in einer Phase, in der die Fed die weitere geldpolitische Linie in besonderem Maße von der Datenentwicklung abhängig gemacht hat. Wir gehen davon aus, dass die Fed angesichts der zuletzt eher durchwachsenen und schwer wägbaren Konjunkturdaten erst im 1. Quartal 2014 – wahrscheinlich im März, bei der ersten Sitzung unter neuer Führung, mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt.
Konjunktur und Rentenmärkte
Gestern profitierten die Kurse von US-Treasuries und Bundesanleihen zunächst von schwachen Konjunkturdaten aus den USA. Am Abend sorgte die Pressemitteilung der Fed zu ihrer geldpolitischen Entscheidung aber für eine Gegenbewegung. Offenbar macht sich die US-Notenbank weniger Sorgen vor zu restriktiven Finanzmarktbedingungen als vor einem Monat. Trotzdem dürfte die Fed ihre Anleihekäufe bis zum Februar nicht verringern, denn sie ist auch weiterhin nicht mit dem Verlauf der Erholung zufrieden (vgl. Sonderthema): So blieben die gestern im ADP-Arbeitsmarktreport gemeldeten Stellenzuwächse deutlich hinter den Erwartungen zurück: Das Stellenplus lag bei 130.000 statt wie erwartet 150.000. Zudem wurde der Vormonatszuwachs nach unten korrigiert. Wahrscheinlich hat die Schließung von US-Behörden im Rahmen des Budgetstreits den Arbeitsmarkt belastet. Aufholeffekte in den kommenden Monaten sind daher zu erwarten. Auch gemessen an der Inflation steht die Fed derzeit unter keinem Handlungszwang. Die US-Verbraucherpreise zeigen weiterhin einen geringen Preis-druck: Um Energie und Nahrungsmittel bereinigt stiegen die Preise im September nur um 0,1% ggü. dem Vormonat (erwartet: 0,2%). Die entsprechende Inflationsrate liegt derzeit bei 1,7%. Ein ähnliches Bild liefern die Konjunkturdaten derzeit auch für Deutschland. Fallende Energiekosten entlasteten die Verbraucher im Oktober, während andererseits die Zahl der Arbeitslosen weiter anstieg.
Aktienmärkte
Mit der insgesamt sehr positiven Vorgabe aus Asien war auch der deutsche Leitindex Dax sehr gut in den gestrigen Handelstag gestartet. Mit der zusätzlichen Unterstützung starker Quartalsdaten von VW konnte am Vormittag so ein neuer Rekordstand von 9.065 Punkten erreicht werden. Doch im weiteren Verlauf bröckelten die Kurse sukzessive ab und zum Handelsschluss wurde noch die Marke von 9.000 getestet. Klarer Tagessieger war nach der Vorlage des überzeugenden Zahlenwerks VW Vz (+5%). Die Aktien von ThyssenKrupp (+2,6%) wiederum profitierten unter anderem von einem positiven Analystenkommentar. Dagegen standen Linde (-2,9%) und Deutsche Bank (-1,7%) im Nachlauf zu den Quartalsvorlagen unter Druck und somit am Ende der Kursliste. Auch die wichtigsten europäischen Börsen gaben leicht nach. Im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, stand vor allem die zuletzt sehr starke Telekommunikationsbranche (-1,6%) unter Druck. Sehr stark präsentierte sich dagegen neben den Automobiltiteln (+1,1%) der Gesundheitssektor (+1,5%). An der Wall Street führten die begleitenden Kommentare der Fed zur aktuellen Zinsentscheidung zu leichten Abschlägen, von denen alle Branchen vergleichsweise gleich betroffen waren. Neben dem FOMC-Meeting standen zahlreiche Quartalsdaten im Mittelpunkt. Vor allem General Motors (+3,2%) konnten sich nach übertroffenen Gewinnerwartungen positiv in Szene setzen. Die asiatischen Märkte reagieren heute Morgen auf breiter Front mit nachgebenden Kursen auf das gestrige Kommuniqué der US-Notenbank. In diesem Zuge werden auch die europäischen Börsen schwächer erwartet. Wichtigstes Tagesthema bleiben die zahlreichen Quartalsberichte.