INDUS: „Wir sind zuversichtlich für 2014”
Obwohl die INDUS Holding im laufenden Jahr schon einige Zukäufe getätigt hat, gibt es in der Kasse noch genug Handlungsspielraum. Klar ist, dass auch 2014 neue Akquisitionen anstehen werden. Das macht Jürgen Abromeit, der Vorstandsvorsitzende von INDUS, im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich. Während INDUS bisher auf Deutschland und die Schweiz setzt, will man sich künftig internationaler aufstellen. Direkte Auslandsbeteiligungen schließt Abromeit jedoch aus. Er spricht über den aktuellen Geschäftsverlauf sowie über den typischen INDUS-Kauf. Der CEO erläutert im Interview zudem, welche Erwartungen er an die künftige Regierung hat.
www.4investors.de: Im europäischen Vergleich geht es der deutschen Wirtschaft recht gut. Was zieht ein Beteiligungsunternehmen wie INDUS mit Schwerpunkt heimischer Mittelstand trotzdem hinaus in die Welt?
Abromeit: Es ist richtig, unsere 40 Investments liegen ausschließlich in Deutschland und der Schweiz. Hier sind die ertragsstarken Hidden Champions, häufig aufgebaut und zum Erfolg geführt von Familienunternehmen. Hier bleibt die Basis unseres Geschäfts, keine Frage. Aber auch für unsere mittelständischen Spezialisten ist der Weltmarkt heute obligatorisches Spielfeld. Wir müssen auch außerhalb Deutschlands präsent sein, denn obwohl Deutschland wirtschaftlich stark ist, wächst es kaum. Hinzu kommt: Der größte Teil des Euroraumes befindet sich nach wie vor in der Rezession und es wird noch Jahre dauern, bis Europa seine Staatsschuldenkrise überwunden hat. INDUS stellt sich strategisch darauf ein, dass diese Entwicklung sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird.
www.4investors.de: Die am Jahresanfang erworbene Budde gilt in gewisser Weise als typischer INDUS-Kauf. Welche Anforderungen in Sachen Umsatz, Rendite und Positionierung müssen Unternehmen erfüllen, um ihr Interesse zu wecken?
Abromeit: Wichtig ist uns, dass wir mit unserem Portfolio auch in Zukunft einen Querschnitt der deutschen Industrie abbilden. Wir möchten Industrieunternehmen mit eigener Wertschöpfung, die dank ihrer Innovationskraft und ihrer Qualität für das sprichwörtliche „Made in Germany“ stehen. Dabei suchen wir Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell zwar bereits unter Beweis gestellt haben, aber auch Zukunftspotential haben, denn beim nächsten Wachstumsschritt, zum Beispiel in Richtung Internationalisierung, kann eine starke Gruppe wie wir helfen. Ein typisches INDUS-Unternehmen sollte zudem möglichst marktführend in einer Nische aufgestellt sein, zwischen 20 Millionen Euro und 100 Millionen Euro Umsatz erzielen und eine zweistellige EBIT-Marge verdienen.
www.4investors.de: Können sie sich vorstellen, einmal Schwerpunkt-Beteiligungen außerhalb des industriellen Sektors einzugehen oder Auslandsbeteiligungen direkt zu erwerben?
Abromeit: Unser Schwerpunkt bleibt die industrielle Produktion. Wir setzen im Rahmen unserer Strategie „Kompass 2020“ verstärkt auf Wachstum durch gezielte Zukäufe – sowohl in solchen Branchen, in denen wir bereits investiert sind, als auch in solchen, die wir heute als Zukunftsbranchen bezeichnen. Im Fokus stehen getreu unserem Geschäftsmodell aber weiterhin grundsätzlich Unternehmen, die ingenieurgetriebene Nischenprodukte herstellen und somit über eine hohe technische Kompetenz verfügen. Darüber hinaus kaufen wir auf der Ebene unterhalb unserer Töchter strategisch zu, auch im Ausland. Aber diese Ergänzungen werden in unsere Beteiligungen integriert und vom dortigen Management geführt. Direkte Auslandsbeteiligungen schließen wir aus.
www.4investors.de: Stehen für 2013 noch Budgets für Zukäufe bereit? Wo schauen sie sich nach möglichen Zukaufkandidaten um, möglicherweise bereits für das Jahr 2014?
Abromeit: Wir haben auch nach den Zukäufen im laufenden Jahr noch rund 100 Millionen Euro Vorhalteliquidität in der Kasse. Das sichert uns Handlungsspielraum. Generell planen wir pro Jahr ein bis zwei Zukäufe auf der Portfolioebene und eine bis zwei strategische Ergänzungen auf der Tochterebene. Das gilt auch für 2014.
www.4investors.de: Ist von INDUS im kommenden Jahr eine ähnlich starke Investitionstätigkeit zu erwarten wie in diesem Jahr? Welche konkreteren Planungen verfolgen sie zudem für 2014 bei Umsatz und Ertrag?
Abromeit: Unsere konstant hohe Investitionstätigkeit ist Teil unserer Strategie. Wir kaufen ja Unternehmen, um sie zu halten und weiter zu entwickeln. Die Portfolioentwicklung ist zentral für uns. Wir wollen organisch wachsen mit dem Portfolio und zusätzlich durch Akquisitionen. Daher werden wir auch 2014 zwischen 50 Millionen Euro und 60 Millionen Euro investieren. Für die Umsatz- und Ergebnisplanung haben wir für nächstes Jahr noch keine Ziele ausgegeben; das tun wir, wenn alle unsere Töchter ihre Einzelbudgets vorgestellt haben, Ende November. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen: Wir sind zuversichtlich für 2014.
www.4investors.de: Das dritte Quartal 2013 ist vorbei. Hat sich der besser als erwartete Verlauf, der für den Juli gemeldet wurde, im August fortgesetzt? Oder welchen Verlauf nimmt das Geschäft derzeit?
Abromeit: Der Juli war wirklich sehr gut, unser bisher bester Monat. Nach unserer Meinung waren das auch noch Nachholeffekte wegen des schwachen Jahresauftakts. August und September liefen absolut im Budget, aber einen echten Aufschwung, wie noch zu Jahresanfang prognostiziert wurde, hat es seit Sommer nicht gegeben.
www.4investors.de: Spüren sie im weltweiten Geschäft momentan Belastungen durch die Verschärfungen in der Syrien-Krise?
Abromeit: Die Syrienkrise spüren wir kaum, wir haben so gut wie kein Geschäft dort. Auch der Ölpreis zeigt sich relativ unbeeindruckt, was aber allerdings an den sowieso schon hohen Preisen liegt.
www.4investors.de: Sie haben sich im Halbjahresbericht über die hohen Energiekosten beklagt, ähnliches ist von großen Teilen der Industrie zuhören. Für die zukünftige Bundesregierung dürfte die Energiepolitik ein Schwerpunkt sein. Welche Erwartungen haben sie für die neue Legislaturperiode?
Abromeit: Die Bewältigung der Energiewende ist ein zentrales Thema für den Industriestandort Deutschland. Unsere starke industrielle Produktion sichert uns derzeit in Europa eine einzigartige Stellung, das dürfen wir nicht auf Spiel setzen. Und diese Breite wird vom Mittelstand getragen, Deutschland ist, anders als beispielsweise Frankreich keine Wirtschaft der Groß-und Staatskonzerne. Das breite mittelständische Unternehmertum bildet die starke Basis der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland.