Commerzbank Börsencompass: Immobilienpreise in China
Spätestens mit der Bekanntgabe der jüngsten Preisdaten für den chinesischen Immobilienmarkt dürfte vielen Anlegern bewusst geworden sein, dass die in den vergangenen Jahren beschlossenen Maßnahmen zur Dämpfung des Preisanstiegs für Wohnimmobilien ihre Wirkung verfehlt haben. Im September kletterten die Durchschnittspreise für Wohnimmobilien in 70 Großstädten um 9,1% ggü. dem Vorjahresmonat. In Guangzhou und in Shenzhen betrug der Preisschub auf Vorjahresbasis sogar 20% (Schanghai: 17%; Peking: +16%). Zuletzt stiegen die Preise Anfang 2011 so rasant. Die Regierung im Reich der Mitte steckt in einem Dilemma. Der Zielkonflikt sieht wie folgt aus: Die zunehmende Urbanisierung erfordert die Schaffung von immer mehr Wohnraum zu bezahlbaren Preisen, um großflächige soziale Schieflagen, die schlimmstenfalls zu Massendemonstrationen und sozialen Unruhen führen könnten, zu vermeiden. Andererseits ist die Immobilien- und Bauwirtschaft zusammen mit dem Rohstoffsektor unverändert das wichtigste Rückgrat der Wirtschaft in China. Zu starke Eingriffe in den Wohnungsmarkt könnten zum einen das Wachstum spürbar beeinträchtigen, auch durch negative Wohlfahrtseffekte. Zum anderen hätte dies negative Auswirkungen auf den Bankensektor (notleidende Kredite etc.). Je länger die Regierung mit Gegenmaßnahmen wartet, desto heftiger dürften Preiskorrekturen aufgrund der Fehlallokation von Kapital ausfallen. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Regierung in Kürze entschlossen handeln wird.
Konjunktur und Rentenmärkte
Nach dem kräftigen Rückgang der Vortage und den US-Arbeitsmarktdaten am Dienstag, blieben die Renditen erstklassiger Staatsanleihen gestern mehr oder weniger unverändert. Gestützt bleiben die Rentenmärkte weiterhin von der Spekulation auf eine Verschiebung der Reduzierung der Anleihekäufe der Fed. Nach den US-Etatstreitigkeiten und der Schließung von US-Behörden ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fed noch länger damit abwartet, die Geldpolitik weniger expansiv zu gestalten. Spekuliert wird auch mit einer späteren Zinsstraffung. Dies preisen die Zins-Futures für den Euroraum und die USA ein. Insbesondere der US-Dollar leidet unter den Fed-Spekulationen. Die Zinsdifferenzen spielen dabei im Moment eher eine untergeordnete Rolle. Der EUR stieg am Dienstag über die Marke von 1,38 USD und erreichte gestern den höchsten Stand seit November 2011. Auch die Emerging Markets-Währungen konnten sich ggü. dem USD deutlich erholen. Im Mittelpunkt des heute beginnenden EU-Gipfels steht die Bankenaufsicht sowie der Stresstest für nächstes Jahr, wobei 128 europäische Banken überprüft werden. In der EWU-Peripherie tendierten die Staatsanleihen uneinheitlich. In Spanien gingen die Renditen zurück nachdem gemeldet wurde, dass Spanien im 3. Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder ein Wachstum erzielt haben dürfte. Die Jugendarbeitslosigkeit und die Verschuldung bleiben zwar hoch, das Vertrauen der Anleger scheint nach und nach aber wieder zurückzukehren.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag allesamt schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 2,4% (Italien) ein. Nach der Rekordjagd der vergangenen Wochen ist es aber nicht verwunderlich, dass nun erste Investoren Gewinne realisieren. Für Gegenwind in Asien sorgten zuvor steigende Geldmarktsätze in China sowie stark steigen-de Preise auf dem dortigen Immobilienmarkt, die zu verstärkten Sorgen über möglicherweise restriktive Maßnahmen führten (siehe Topthema). Der Dax gab in diesem Umfeld um 0,3% nach. Tagesverlierer waren Bankaktien (Commerzbank: -4,1%; Deutsche Bank: -2,2%). Im Sektor belasteten Befürchtungen über eventuell hohe Strafzahlungen im Libor-Skandal sowie im Hypothekenstreit. Auch Versorgertitel standen unter Druck (RWE: -2%). Diese litten u.a. unter schwachen Zahlen von Fortum (Finnland). In der zweiten Reihe legte Celesio aufgrund von Übernahmespekulationen um 6,1% zu. Aixtron büßte dagegen 2,4% ein, nachdem der US-Konkurrent Cree einen enttäuschenden Ausblick gab. Auf europäischer Sektor-ebene erzielte die Branche Chemie die größten Gewinne (+0,4%). Am Performanceende rangierten die Sektoren Rohstoffe (-1,7%) und Banken (-2,1%). Die US-Börsen gaben gestern etwas nach. Der Dow Jones-Index verlor 0,4%. Gewinner des Tages war die Notierung von Boeing, die nach guten Zahlen 5,3% zulegte. Dagegen büßte die Aktie von Caterpillar aufgrund enttäuschender Quartalszahlen um 6,1% ein. Auf Sektorebene wiesen Verbrauchsgüter die größten Gewinne auf (+0,1%). Energietitel fielen im Schnitt um 1,4%. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 und der KOSPI (Korea) konnten rd. 0,5% zulegen.