Commerzbank Börsencompass: USD-Schwäche - Come Back der "Neuen Währungen"
Der EUR überschritt gestern zum USD das Jahreshoch vom Februar bei 1,3711 (aktuell 1,3770). Diese Bewegung ist aber weniger Ausdruck einer EUR-Stärke, sondern vielmehr einer bereits im Juli beginnenden USD-Schwäche. Die Schwäche hat ihre Ursache in den sich wieder nach hinten verschieben-den „Tapering-“ und Zinserhöhungserwartungen der US-Notenbank. Noch stärker als der EUR profitierten in den letzten Wochen zwar nicht alle, aber doch viele „Neue Währungen“. Der Kapitalabzug aus Angst vor dem „Tapering“ ist offensichtlich zum Stillstand gekommen. Ein breiter, neuer Kapitalstrom in die Emerging Markets- und Rohstoffwährungen ist freilich noch nicht im Gang. Bisher waren es, mit der Ausnahme des chinesischen Renminbi, eher Short-Eindeckungen, die die Kurse trieben. Aber dies dürfte sich zunehmend ändern, denn durch eine anhaltend extrem expansive Geldpolitik der US-Notenbank und auch der Bank von Japan wird die reichlich vorhandene USD- und JPY-Liquidität in höherverzinsliche Anlagen getrieben, wie sie die „Neuen Währungen“ bieten. Gleichzeitig wirkt diese Liquidität als Konjunkturprogramm für die Emerging Markets, sodass das sich gerade entwickelnde zarte Wachstumspflänzchen deutlich an Kraft gewinnen könnte. Dies würde dann den Kapitalzustrom, trotz des möglicherweise dann langsam einsetzenden „Taperings“, anhalten lassen. Schon jetzt ist erkennbar welche Währungen besonders profitieren – BRL, NZD und AUD führen die Liste der Gewinner an. AUD, NZD und BRL dürften vor allem von anziehenden Rohstoffexporten profitieren, zudem beim BRL zweistellige Renditen zunehmend magnetisierend wirken.
Konjunktur und Rentenmärkte
Durch den US-Haushaltsstreit kam es zur Verzögerung bei der Veröffentlichung verschiedener Makrodaten. Gestern wurde der seit zwei Wochen überfällige Arbeitsmarktbericht nachgereicht. Die Arbeitslosenquote sank auf den niedrigsten Stand seit November 2011 und lag im September bei 7,2%, gegenüber 7,3% im Vormonat. Die Zahl der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft stieg jedoch lediglich um 148.000, wobei 180.000 Stellen erwartet waren. Trotz der monatlich 85 Milliarden US-Dollar, welche die Fed durch Anleihekäufe in die Wirtschaft pumpt, zeigt sich, dass die Wirtschaft schon vor der Haushaltskrise leicht geschwächelt hat. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die US-Notenbank ihre Anleihekäufe wohl erst im ersten Quartal 2014 reduzieren wird. Nächste Woche findet die nächste Sitzung der Fed statt, welche einen weiteren Ausblick geben könnte. Die US-Arbeitsmarktdaten dominierten entsprechend den Renten- und Devisenhandel. Die Erwartung der weiterhin anhaltenden Liquiditätsflut durch die Fed drückten die Renditen von US-Treasuries, Bunds sowie spanischer und italienischer Staatsanleihen. Der US-Dollar verlor deutlich gegenüber dem Euro, welcher mehr als einen halben Cent auf fast 1,38 Dollar zulegte und den höchsten Stand seit Mitte 2011 erreichte, wohingegen der YEN gestern gegenüber dem Dollar verlor. Die erneute Verschlechterung der japanischen Handelsbilanz zeigt, dass Japan künftig auf ausländisches Kapital angewiesen sein könnte, was den YEN zunächst belastete.
Aktienmärkte
Die wegen des US-Haushaltsstreits und der zwischenzeitlichen Behördenschließung mit Verspätung veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten für September sorgten am gestrigen Handelstag für einen weiteren Schub an den europäischen Aktienbörsen. Da die Zahlen, die zudem von dem Verwaltungsstillstand noch nicht betroffen waren, insgesamt schwach ausfielen, setzte sich am Markt die Überzeugung durch, dass die US-Notenbank ihr Anleihekaufprogramm in diesem Jahr nicht mehr zurückfahren wird. Der Dax erreichte mit diesem Antrieb fast die Marke von 9.000 Punkten, doch konnte die positive Stimmung nicht bis zum Handelsschluss durchgehalten werden. Stärkste Titel im deutschen Leitindex waren die Aktien der Deutschen Post (+3,5%), die von der Diskussion um ein höheres Briefporto profitierten. Munich Re (+2,2%) wurde von positiven Analystenstimmen getrieben. Schwach entwickelte sich dagegen die Deutsche Lufthansa (-2,4%) nach Eckdaten zum dritten Quartal. Im marktbreiten europäischen Index STOXX 600 glänzten vor allem Haushalts- und Konsumgüter, Rohstofftitel und der Pharmasektor (je +1,1%), jeweils angetrieben durch positive Unternehmensdaten von Reckitt Benckiser, BHP Billiton und Novartis. Auch der S&P 500 erreichte einen erneuten Rekordstand. Sehr stark präsentierte sich hier Alcoa (+8,8%). Grundstoffe waren somit neben Verbrauchsgütern (jeweils +1,4%) der stärkste Sektor, während dagegen die Informationstechnologie trotz der Produktpräsentationen von Apple und Microsoft als einzige Branche schwächer tendierte. Die asiatischen Märkte drehen heute Morgen nach deutlich gestiegenen Geldmarktsätzen in China ins Minus, auch Europa dürfte schwächer eröffnen.