Commerzbank Börsencompass - US-Wirtschaft: Tappen im Dunkeln
Für die US-Konjunktur fehlt es im Moment an aussagekräftigen Indikationen. Wegen der zweiwöchigen Behördenschließungen als Folge der Etatstreitigkeiten blieb die Meldung der meisten US-Daten aus. Lediglich die regionalen Frühindikatoren, die von der amerikanischen Notenbank Fed veröffentlicht werden, und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Jobless Claims) wurden im Oktober gemeldet. Die Erstanträge waren aber wegen einer Computerumstellung in Kalifornien verzerrt. Zudem meldeten sich viele, die von den Behördenschließungen betroffen waren, arbeitslos. Die US-Arbeitsmarktdaten für September, deren Wichtigkeit deutlich gestiegen ist seitdem die Fed ihre Geldpolitik, insbesondere die Reduzierung der Anleihekäufe daran gekoppelt hat, werden heute (statt am 04.10.) gemeldet. Für andere Daten wie Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Hausbaubeginne wurden gestern Veröffentlichungstermine für diese und nächste Woche festgelegt. Man kann damit rechnen, dass auch diese Daten nicht ganz unverzerrt sind und damit an Aussagekraft verlieren. Die Schließung der Bundesbehörden hat zwar Wachstum gekostet, was aber im Rahmen bleiben dürfte. Man rechnet damit, dass das Wachstum im 4. Quartal um rund 0,5 Prozentpunkte (annualisiert) niedriger ausfallen dürfte. Dies ist verkraftbar. Immerhin hat in diesem Jahr die Fiskalpolitik die Wirtschaft durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen immens gebremst. Dieser Effekt hat jedoch schon an Wirkung verloren. Während in diesem Jahr der fiskalische Gegenwind weit über 300 Mrd. USD gekostet hat, schlägt dieser Effekt im nächsten Jahr wohl nur noch mit gut 50 Mrd. USD zu Buche.
Konjunktur und Rentenmärkte
An den Rentenmärkten fehlte es gestern an neuen Impulsen; vielmehr nahmen die Akteure vor der diese Woche anstehenden Datenflut aus den USA eine ab-wartende Haltung ein. Als prominentestes Datum stehen heute die Arbeitsmarktdaten (September) auf dem Programm; sie waren als eine der ersten der Behördenschließung der vergangenen Wochen zum Opfer gefallen. Wir gehen davon aus, dass der Markt weniger sensibel als normalerweise zu erwarten wäre auf die Daten reagiert. Denn die Behördenschließung hat im Schlussquartal das Wachstum gebremst und auch andere Daten dürften dem-entsprechend verzerrt sein. Auf dieser Basis ist es aber zunehmend unwahrscheinlich geworden, dass die Fed noch in diesem Jahr mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt. Es sieht eher danach aus, als bliebe dieser Schritt der designierten neuen Fed-Chefin Yellen vorbehalten. Dies spiegeln auch die Fed Funds Futures wider: So impliziert der im Juli 2015 fällige Kontrakt mit 0,43% die niedrigste Leitzinserwartung, seit sich gegen Ende Mai die Ausstiegsdebatte mehr und mehr zugespitzt hatte. Das heißt aber auch: Von der Leitzinserwartung her sollten kaum noch neue Impulse für den Bondmarkt kommen; die Marke von 2,50% bei 10-jährigen Treasuries sollte kaum nochmals nennenswert unterschritten werden. Doch dürfte es auch dauern, bis die QE-Ausstiegsdiskussion wieder aufflammt. Beides zusammen spricht für eine Seitwärtsbewegung am US-Bondmarkt.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte starteten zumeist mit leichten Gewinnen in die neue Handelswoche. Nach den Zugewinnen der Vorwoche herrschte aber insgesamt eine leicht abwartende Haltung vor, zumal heute die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für September ansteht. Sowohl der Dax als auch der MDax erzielten auf Schlusskursbasis neue historische Höchststände. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von SAP (+4,8%). Die Investoren zeigten sich erleichtert über die Vorlage der Quartalszahlen, die nicht so schlecht wie von manchen Börsianern erwartet ausfielen. Der Kurs der Deutschen Bank büßte als Tagesverlierer 1,5% ein. Hier belastete v.a. die drohende Rekordstrafe für JPMorgan. In der zweiten Reihe legte die Notierung von Osram um 4,7% zu. Unterstützung kam hier von den guten Zahlen von Philips (+5,3%). Auf europäischer Sektorebene erzielte die Branche Technologie mit deutlichem Abstand die größten Gewinne; im Durchschnitt legten IT-Werte um 1,8% zu. Immobilien- und Versicherungstitel büßten dagegen im Schnitt rd. 0,4% ein. Die US-Börsen traten per saldo auf der Stelle. Der Fokus richtete sich v.a. auf Quartalsergebnisse. Die Notierung von McDonald´s büßte nach Vorlage von durchwachsenen Zahlen rd. 0,6% ein. GE (+2,3%) legte dagegen weiter zu. AT&T (+1,8%) profitierte v.a. vom Verkauf und der Vermietung von Funkmasten. Auf Sektorebene wiesen dann auch Telekom-Dienstleister die größten Zuwächse auf (+1,2%). Pharmatitel büßten dagegen im Schnitt 0,6% ein. Die Börsen in Asien tendierten am heutigen Handelstag zumeist leichter. Der Nikkei 225 (+0,1%) und der südkoreanische KOSPI (+0,2%) konnten allerdings erneut leicht zulegen. Der Yen wertete ggü. dem USD leicht ab.