Gesco: "Beim nächsten Aufschwung wollen wir überproportional dabei sein"
Bei Gesco setzt man auf eine Konjunkturerholung in den kommenden Jahren. Von dieser will das Unternehmen deutlich partizipieren. Vorstandsmitglied Hans-Gert Mayrose macht im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich, dass man ständig nach neuen Übernahmenzielen sucht. Dabei stellt er klar, wie diese aussehen sollen. Mayrose erläutert, was er von den Schätzungen der Analysten hält. Er redet über mögliche Überraschungen und über den Wert von motivierten Mitarbeitern. Der Gesco-Vorstand setzt darauf, dass der Knoten beim Investitionsstau bald platzt. Aktuell läuft aber vor allem bei Investitionsgütern die Auftragsvergabe noch extrem zögerlich, so Mayrose.
"/medienpool/unternehmen/gesco/mayrose.jpg" alt="Gesco-Vorstandsmitglied Hans-Gert Mayrose im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Gesco" title="Gesco-Vorstandsmitglied Hans-Gert Mayrose im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Gesco" class="textbild" />www.4investors.de: Sie haben jüngst die Formulierung für ihren Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr etwas pessimistischer gefasst. Was hat sich verändert, dass Gesco nun die Erwartungen leicht herunterschrauben musste?
Mayrose: Im Grunde hat sich gar nichts Wesentliches verändert – aber eben auch nicht zum Besseren. Noch im Frühjahr gingen etliche Prognosen von einer Konjunkturbelebung im zweiten Halbjahr aus, doch diese Stimmen sind mittlerweile verstummt. Nicht von ungefähr hat der VDMA seine Erwartung für die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau nach unten korrigiert: er erwartet nun nicht mehr ein Wachstum von 2 Prozent, sondern einen Rückgang um 1 Prozent. Und selbst wenn sich bei den Investitionsgütern im Herbst die Nachfrage belebt, werden diese Aufträge im laufenden Jahr nicht mehr zu Umsatz. Daher erwarten wir nun Umsatz und Ergebnis eher am unteren Ende der Bandbreite, die wir Anfang Juni als Prognose für das Gesamtjahr veröffentlicht hatten.
www.4investors.de: Wie viel "worst case" steckt in dem aktuellen Szenario für das Geschäftsjahr 2013/2014?
Mayrose: Unsere Guidance spiegelt realistisch den aktuellen Stand unserer Erwartungen wider. Unerwartete Überraschungen nach oben wie nach unten sind natürlich immer möglich.
www.4investors.de: Der operative Cashflow war im ersten Quartal leicht negativ und liegt deutlich unter dem Vorjahreswert. Was sind die Gründe für die deutliche Zunahme der Vorräte und Forderungen? Wie sind die Aussichten vor dem Hintergrund der Konjunkturschwäche, dreht sich der Trend im laufenden Jahr wieder?
Mayrose: Das operative Geschäft läuft ja weiterhin auf einem respektablen Niveau. Daher sind insbesondere die unfertigen Erzeugnisse angestiegen – also Maschinen oder Komponenten, die in den Folgeperioden fertig gestellt und ausgeliefert werden. Unterjährig spielen auch Stichtagseffekte eine Rolle: Ob zwei oder drei große Maschinen oder komplexe Anlagen kurz vor oder kurz nach dem Bilanzstichtag ausgeliefert werden, hat eben Einfluss auf die entsprechenden Bilanzpositionen. Zu erwarten ist, dass sich zum Geschäftsjahresende hin mit dem Abbau der Vorräte und der Forderungen der operative Cashflow verbessert.
www.4investors.de: Analysten wie unter anderem Close Brothers Seydler Research haben die Gewinnschätzungen für die 2014 bis 2016 endenden Geschäftsjahre gesenkt. CBS erwartet nun je Gesco-Aktie 5,83 Euro sowie 6,27 Euro und 6,92 Euro. Gehen sie da mit den Analysten konform, was die Höhe der Gewinnschätzungen angeht und was die Senkung für die beiden Folgejahre betrifft?
Mayrose: Dass die Analysten ihre Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr angepasst haben, ist angesichts unserer eigenen Konkretisierung konsequent. Und dass damit auch die Erwartungen für die Folgejahre etwas zurückgeschraubt werden, ist ebenfalls folgerichtig, da andernfalls enorme Wachstumssprünge angenommen werden müssten. Wir selbst haben für 2014 und 2015 noch keine Guidance kommuniziert. Wenn sich die allgemeine Konjunktur belebt, sollten wir an einer solchen Erholung deutlich partizipieren. Und der Wegfall von Ergebnisbelastungen aus der Erstkonsolidierung unserer neuen Tochtergesellschaften hilft dem Ergebnis zusätzlich.
www.4investors.de: Sie haben für das laufende Geschäftsjahr rund 30 Millionen Euro an Investitionen in die Gesellschaften der Gruppe angekündigt. Was sind hier ihre konkreten Planungen, wo liegen die Schwerpunkte?
Mayrose: Rund die Hälfte dieser Summe entspricht dem üblichen Niveau an Erhaltungs- und Optimierungsinvestitionen. Die andere Hälfte umfasst Sonderinvestitionen in Immobilien und technische Ausstattung, die sich aufgrund von Wachstumschancen oder besonderen Opportunitäten bei einzelnen Tochtergesellschaften ergeben haben. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus sind die Finanzierungskonditionen natürlich äußerst attraktiv. Unabhängig davon, wie die nächsten Quartale konjunkturell verlaufen, sehen wir in diesen Maßnahmen eine strategische Stärkung der Gruppe. Beim nächsten Aufschwung wollen wir schließlich überproportional dabei sein.
Schwerpunkte liegen unter anderem bei der Frank Walz- und Schmiedetechnik GmbH, die Verschleißteile für die Landtechnik produziert und damit vom Megatrend Ernährung profitiert. Dort haben wir bereits in der Vergangenheit kräftig investiert und das Geschäft ausgeweitet. Nun hat das Unternehmen wieder seine Kapazitätsgrenzen erreicht und rüstet sich für weiteres Wachstum. Bei der MAE Maschinen- und Apparatebau Götzen GmbH, Weltmarktführer bei automatischen Richtmaschinen und bei Radsatzpressen, haben wir aufgrund des starken Wachstums bereits 2011 umfangreiche Neu- und Erweiterungsinvestitionen angestoßen, die 2013 weitgehend abgeschlossen werden.
"/medienpool/unternehmen/gesco/svt-verladearme.jpg" alt="Verladearme aus dem Haus der Gesco-Beteiligung SVT GmbH. Bild und Copyright: Gesco" title="Verladearme aus dem Haus der Gesco-Beteiligung SVT GmbH . Bild und Copyright: Gesco" class="textbild" />www.4investors.de: Das aktuelle Marktumfeld dürfte für eine Beteiligungsholding interessant für Zukäufe sein, ihre Liquidität und die Finanzierungsbedingungen passen gut zu möglichen Käufen. Was haben sie hier im Blick, zum Beispiel was Regionen und Branchen angeht?
Mayrose: Die Suche nach Targets für eine Übernahme ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess. Dabei fokussieren wir uns auf die Segmente Werkzeug-/Maschinenbau und Kunststoff-Technik und suchen nachweisbar erfolgreiche Nischenanbieter mit ausgeprägten Alleinstellungsmerkmalen. Gesco selbst erwirbt ausschließlich Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, während Zukäufe auf Ebene der Tochtergesellschaften durchaus auch im Ausland erfolgen können.
www.4investors.de: Sie haben vor einigen Wochen das Jahr 2013/2014 als Übergangsjahr bezeichnet. Was ist in den Folgejahren von Gesco zu erwarten, wie sehen ihre Wachstumsplanungen mittelfristig aus?
Mayrose: Sollte sich die Konjunktur 2014 beleben, dann müsste das auch den Unternehmen unserer Gruppe deutlichen Rückenwind verleihen. Gerade bei Investitionsgütern erfolgt die Auftragsvergabe derzeit extrem zögerlich. Man hat den Eindruck, dass sich ein Investitionsstau aufgebaut hat, und dieser Knoten sollte irgendwann platzen. Für die Zukunft ist unsere Marschrichtung klar: profitables Wachstum. Dafür investieren wir in die technische Ausstattung, und wir behalten die qualifizierten Belegschaften an Bord, auch wenn das Geschäft einmal rückläufig ist. Gut ausgebildete, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer mehr zu einem strategischen Pluspunkt.
www.4investors.de: Im Aufsichtsrat hat es einen lange angekündigten Generationenwechsel gegeben. Wird es damit einher gehend auch neue Ausrichtungen bei Gesco geben, was die Strategie angeht?
Mayrose: Nein, ein Strategiewechsel steht nicht an.