Commerzbank Börsencompass - deutsche Industrieproduktion: Besser als erwartet
Nachdem für Juli enttäuschende Daten sowohl für die deutschen Exporte, die Aufträge sowie für die Industrieproduktion gemeldet wurden, herrschte zunächst Irritation unter den Konjunkturbeobachtern, denn die Daten deckten sich nicht mit den steigenden Einkaufsmanagerindizes und anderen überwiegend positiven Indikatoren zur Stimmung innerhalb der Unternehmen. Generell erwarteten die Beobachter daher eine Gegenbewegung bei den Augustdaten. Diese kam auch: Die Exporte legten, wie am Dienstag gemeldet wurde, wie erwartet zu. Bei den Produktionszahlen wurde gestern sogar ein Anstieg um 1,4% gegenüber dem Juli gemeldet. Die Erwartungen lagen im Durchschnitt bei 1,0%. Nur die Aufträge enttäuschten erneut. Dies lag aber vor allem daran, dass im Flugzeugbau Großaufträge fehlten. Besonders kräftig fiel der Produktionszuwachs im Automobilbau aus – über 10% höher als im Juli. Angesichts der guten Nachfrage hatte man dieses Jahr z.B. bei Daimler auf die üblichen Werksferien verzichtet. Rechnet man die Produktionsdaten für Juli und August auf das gesamte dritte Quartal hoch und unterstellt nur einen geringen Zuwachs im September, dann ergibt sich immerhin ein Anstieg von 0,8% Q/Q. Das bedeutet gegenüber dem zweiten Quartal (+1,5%) zwar ein langsameres Wachstum – wichtig ist aber, dass der Aufwärtstrend weiter intakt ist und genau das zeigt ja auch beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex an. Gesamtwirtschaftlich dürfte der Zuwachs ebenfalls weniger kräftig als im zweiten Quartal.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Rentenmärkte tendierten gestern uneinheitlich, per Saldo neigten sie zur Schwäche. Der ungelöste US-Haushaltsstreit bezüglich eines Haushaltsgesetzes für das neue Fiskaljahr, das am 1. Oktober begann sowie der notwendigen Anhebung der Schuldenobergrenze von 16,7 Mrd. USD, die voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte erreicht sein wird, verunsichert weiterhin die Märkte. Gespannt hatte man auf die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung vom 17./18. September gewartet. Die Entscheidung, die Reduzierung der Anleihekäufe (tapering) zu verschieben fiel demnach recht knapp aus. Der Fahrplan, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 eingestellt werden sollen, wurde bestätigt. Allerdings wurde auch das Risiko einer Verschiebung wegen der Haushaltsblockade angesprochen. Da sich die Haushaltsblockade inzwischen hinzieht, wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Fed noch in diesem Jahr mit dem tapering beginnt. Auch die gestrige Nominierung von Janet Yellen als neue FED-Präsidentin macht eine schnelle Beendigung der sehr expansiven Geldpolitik unwahrscheinlicher. Janet Yellen gilt als Fürsprecherin einer sehr expansiven Geldpolitik. Die Nominierung muss aber noch vom Senat bestätigt werden. Gestern platzierte Spanien (4 Mrd. EUR) und Italien (5 Mrd. EUR) großvolumige Bonds über Bankenkonsortien. Deutschland begab eine 5-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen in Höhe von 4 Mrd. EUR auf dem Kapitalmarkt.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten verlief auch gestern alles fast so wie an den Tagen zuvor. Ohne größere Impulse von der Makroseite war es letztendlich die Ungewissheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung im US-Haushaltsstreit, die belastete. Erneut gingen die Indizes zumeist etwas leichter aus dem Handel nachdem sie zwischenzeitlich ins Plus drehen konnten. Auf Branchenebene (Stoxx) gab es nur wenige Gewinner, angeführt von den Versorgern (+0,8%), wo es allerdings keine größeren fundamentalen Neuigkeiten gab. Auf der Verliererseite waren überwiegend zyklische Sektoren wie Technologie (-2%), Bauwerte (-1,4%) und Grundstoffe (-1,1%) zu finden. So ging es für Alcatel-Lucent (-6,9%) nach verbalen Interventionen aus der Politik zum geplanten Stellenabbau weiter deutlich abwärts. St. Gobain (-3,7%) litt unter einer Analystenherabstufung. Im Gegensatz zum Handel in Europa sorgte der positive Start in die Berichtssaison durch Alcoa (+2%) und die Berufung der als Anhängerin einer expansiven Geldpolitik geltenden Janet Yellen als baldige Fed-Chefin zumindest für eine minimale Erholung an den US-Märkten. Zudem gab es wieder etwas mehr Hoffnung auf eine zumindest übergangsweise Lösung in der Haushaltskrise. Defensive Sektoren wie Versorger (+0,8%) und Telekoms (+1,3%) waren gefragt Hewlett Packard (+8,9%) profitierte von positiven Aussagen von HP-Chefin Meg Whitman. In Asien helfen über den Erwartungen liegende Maschinenbauaufträge und der schwächelnde Yen dem japanischen Markt. Dagegen drehten die Märkte in China und Hong Kong nach einem positiven Start ins Minus. In Südkorea (-0,4%) belastete u.a. die Rücknahme der Wachstumsprognose durch die Notenbank.