Commerzbank Börsencompass - Platin und Palladium: Streiks in Südafrika
Seit 27. September halten die von der radikalen Gewerkschaft AMCU initiierten Streiks beim weltweit größten Platinproduzenten Amplats an (40% der globalen Produktion bzw. 30% des globalen Angebots inkl. Recycling). Der Produktionsausfall beträgt 3.100 Feinunzen/Tag. Das sind etwa 50% der Produktion. Auch bei Palladium dürfte die Produktion um 50% (ca. 1.600 Feinunzen/Tag) niedriger liegen. Hier besitzt Amplats einen Anteil von etwa 15% am globalen Angebot. Da nur etwa 20% der Belegschaft derzeit arbeiten besteht das Risiko, dass sich bei anhaltendem Streik die Ausfallrate erhöht. Wir haben schon seit Monaten auf die kaum überbrückbaren Vorstellungen der Platinminenbetreiber und der AMCU hingewiesen. Dabei geht es aktuell vor allem erst um den geplanten Abbau von 4.800 Stellen. Die Lohnverhandlungen kommen jetzt aber ebenfalls in die heiße Phase. Spielraum für Lohnerhöhungen für die Platinproduzenten ist praktisch nicht vorhanden, da etwa 50% der südafrikanischen Produktion angesichts hoher und anhaltender Kostenanstiege (seit 2000 um 14% p.a. wegen rückläufiger Platingehalte, Energie-, Arbeitskosten) nicht rentabel sind. Die Streiks könnten sich jederzeit ausweiten. Das Angebot von Platin und Palladium aus Südafrika wird zwangsläufig durch Streiks und letztendlich auch durch weitere Stilllegungen fallen. Mittelfristig kommt hinzu, dass die Investitionslücke ihre Spuren hinterlassen wird. Gleichzeitig dürfte sich die Nachfrage nach Platin und vor allem Palladium zyklisch und strukturell durch die global anziehende Automobilnachfrage und verschärfte Abgasnormen erhöhen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Beim Haushaltsstreit in den USA ist für Außenstehende weiterhin keine Bewegung erkennbar. Die Marktteilnehmer blicken mit Sorgen auf den 17. Oktober: Bis dahin muss über die Anhebung der Schuldenobergrenze eine Einigung erzielt sein, andernfalls wird die USA zahlungsunfähig. Damit würden sich z.B. Zinszahlungen auf US-Treasuries verzögern. Entsprechend waren bei kurzen Laufzeiten gestern Kursrückgänge zu verzeichnen. Allerdings überwiegt die Ansicht, dass Republikaner und Demokraten sich in letzter Minute einig werden – andernfalls wären die Kursrückgänge deutlich heftiger als bislang ausgefallen. Die Veröffentlichung der US-Handelsbilanzdaten wird heute wegen der Schließung von Bundesbehörden ausfallen und sich der Datenstau – an dessen Spitze seit Freitag der Arbeitsmarktbericht steht – damit verlängern. Das Statistische Bundesamt hat dagegen heute Morgen bereits die deutschen Außenhandelszahlen für August veröffentlicht. Nach dem Rückgang im Juli haben sich die Exporte im August zwar wieder etwas erholt (+1,0% ggü. Vormonat), doch kräftige Zuwächse wie 2012 sind derzeit nicht zu verzeichnen. Der konjunkturelle Ausblick hat sich aber vieler Orts aufgehellt. Nicht zuletzt aus den USA werden steigende Bestellungen aus dem Ausland gemeldet und die Frachtkosten sind – gemessen am Baltic-Dry-Index, der die Kosten für Überseefracht abbildet – seit Ende August deutlich angestiegen. Daher dürfte sich die Belebung des Welthandels künftig auch in den nationalen Handelsstatistiken stärker zeigen.
Aktienmärkte
Der US-Haushaltsstreit gewinnt an den internationalen Märkten immer mehr an Bedeutung. So eröffnete der deutsche Leitindex DAX den Wochenstart mit kräftigen Einbußen. Im frühen Handel verlor das Aktienbarometer in der Spitze bis ca. 1,3%. Erst im Handelsverlauf keimte die Hoffnung auf, dass eine Lösung gefunden werden könnte, was dann zu einem Schlussstand von nur noch -0,36% führte. Stärkster Verlierer war SAP mit gut 2% Minus. Marktteilnehmer machten eine Analystenstudie dafür verantwortlich, nach der für das dritte Quartal Skepsis angesagt sei. Im allgemein zurückhaltenden Umfeld zeigten sich die Energieversorger mit Aufschlägen. Spitzenreiter im DAX war RWE die gut 5% zulegten, gefolgt von E.ON die gute 4% gewannen. Ein Händler kommentierte einen Pressebericht, wonach die EU-Kommission die EEG-Förderpraxis in Frage stellt, positiv für den Sektor. In der 2. Reihe machte EADS mit einem Plus von gut 2,5% auf sich aufmerksam. Ein Großauftrag aus Japan und konkretisierte Absatzziele für die Konzerntochter Airbus wurden hier als Kaufargument genannt. Auch die europäischen Börsen konnten sich nach schwächerem Auftakt im Tagesverlauf erholen. Ebenso wie in Deutschland stand auch hier der Versorgungssektor positiv im Fokus. Zwar nicht so stark wie befürchtet aber trotzdem mit einem satten Minus von 0,9% startete der US-Handel in die Woche. Die Fronten in der Haushaltsdebatte seien verhärteter den je. Der Dow Jones machte die Erholungsbewegung vom Freitag damit wieder zunichte und schloss nahe an seinem Tagestief. Die Börse in Japan zeigte sich heute wenig verändert. Der DAX wird nach den negativen Vorgaben aus den USA leichter erwartet.