Commerzbank Börsencompass: Mexiko: Flutkatastrophe dämpft Wachstum nur kurzfristig
Nach dem wie erwartet enttäuschenden und schwachen Wachstum im 2. Quartal (reales BIP -0,7% gg. Vq.) standen die Zeichen für die mexikanische Konjunktur auf Beschleunigung. Doch wird sich diese Erwartung zunächst nicht erfüllen. Die Flutkatastrophe der letzten Wochen aufgrund tropischer Stürme dürfte die Erholung ausgebremst haben. Auch im 3. Quartal könnte das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal dadurch negativ ausfallen, zumindest aber kaum positiv. Nach der überraschenden Zinssenkung Anfang September könnte die Banco de Mexiko am 25. Oktober den Leitzins erneut um 0,25%-Punkte auf 3,50% senken, um die Auswirkungen der Flut zu dämpfen. Auch das Haushaltsdefizit soll ausgeweitet werden (2013 2,4% des BIP und 2014 3,5% des BIP), um den Wiederaufbau und das Wachstum zu unterstützen. Auch die Leistungsbilanz dürfte sich verschlechtern. Dies sind die schlechten Nachrichten, die dazu geführt haben, dass der MXN zuletzt seine relative Stärke einbüßte. Die guten Nachrichten sind jedoch, dass die Zinssenkung eskomptiert ist, die Verschlechterung im Haushalt und der Leistungsbilanz angesichts einer gesunden Basis verkraftbar und vor allem nur vorübergehend ist und sich der jetzt wachstumsdämpfende Effekt in einen Wachstumsimpuls umkehren wird. Dieser Impuls wird sich durch die globale Wachstumsbeschleunigung und besonders durch die für Mexiko besonders wichtige robustere US-Nachfrage verstärken. Vergessen werden sollte zudem nicht, dass das überlagernde Thema struktureller Reformen für einen Produktivitätsschub sorgen dürfte. Der MXN dürfte daher bald wieder ein Investmentmagnet sein.
Konjunktur und Rentenmärkte
In der Woche, die am 21. September endete, lag in den USA die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung bei 305.000 – und damit das dritte Mal in Folge deutlich unter 320.000. Vor drei Wochen wurde diesem spürbaren Rückgang wenig Bedeutung beigemessen, weil das Department of Labor auf Probleme bei der Erhebung hingewiesen hatte. Nun verfestigt sich aber der Eindruck, dass sich das Tempo, mit dem in den USA neue Stellen geschaffen werden, erhöht hat. Sollte sich dieses Bild weiter bestätigen, dann dürfte die Fed doch noch in diesem Jahr beginnen, ihre Anleihekäufe zu senken. Die Europäische Zentralbank (EZB) liebäugelt dagegen damit, dem Bankensektor erneut langfristige Liquidität bereitzustellen. Damit verbindet die EZB die Hoffnung, die Kreditvergabe durch den Finanzsektor anzukurbeln. Denn die gestern veröffentlichten Daten zur Entwicklung der Geldmenge und der Kreditvergabe lassen weiterhin Wünsche offen: Die Geldmenge steigt nur langsam und die Kreditvergabe ist sogar gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Zum einen ist die Nachfrage nach Krediten trotz niedriger Zinsen konjunkturbedingt gering. Zum anderen müssen die Banken künftig höhere Eigenkapitalquoten als früher gewährleisten. Ein Weg die Quoten zu verbessern ist, die eigene Bilanz zu schrumpfen und weniger Kredite zu vergeben. Vor diesem Hintergrund wirkt eine erneute Liquiditätsspritze durch ein neues langfristiges Refinanzierungsgeschäft (LTRO) recht hilflos. Es dürfte ohnehin nicht vor Dezember kommen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich auch gestern vom US-Haushaltsstreit verunsichert, gleichwohl notierten die Indizes lediglich minimal im Minus, da unverändert von einer Lösung ausgegangen wird. Die Ausnahme stellte der italienische Markt (-1,2%) dar. Hier sorgte die Angst vor einer Regierungskrise für Verluste. Die Abgeordneten von Berlusconis Partei, die zur Regierungskoalition gehört, verkündeten zurückzutreten, falls dieser aufgrund seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs aus dem Senat ausgeschlossen würde. Die Entscheidung darüber fällt Mitte Oktober. Auf Branchenebene (Stoxx) profitierten Telekommunikationstitel (+1%) u.a. weiterhin von Übernahmespekulationen. Der Bankensektor (-0,5%) gab am stärksten nach. Hier waren es insbesondere ital. Banken, die den Sektor drückten. Die Sorge um die Entwicklung bei den ital. Staatsanleihen, die stark in den Portfolios der Banken vertreten sind, sorgten dafür, dass die sechs schwächsten Titel im Sektor aus Italien kamen. Bei den Einzelwerten profitierte H&M (+6,7%) von guten Geschäftszahlen. An den US-Märkten trat das Haushaltsthema gestern kurz in den Hintergrund und die Indizes konnten dank guter Arbeitsmarktdaten leicht zulegen, wenngleich die Daten zum BIP keinerlei Euphorie aufkommen ließen. eBay (+4,5%) profitierte von einer Akquisition, während Eli Lilly (-3%) mit einer negativen Medikamentenstudie aufwartete. Nachbörslich ging es für Nike nach guten Zahlen um 6% nach oben. An den asiatischen Märkten herrscht heute ein recht ruhiger Handel. Während in Japan leichte Gewinnmitnahmen zu verzeichnen sind, bereiten sich die chinesischen Anleger bereits auf die kommende Feiertagswoche (ab 1.Oktober) vor.