Commerzbank Börsencompass: Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt gut
Der Ifo-Geschäftsklimaindex verbesserte sich im September das fünfte Mal in Folge. Er stieg allerdings nur leicht von 107,6 auf 107,7 Punkte und blieb damit unter den Markterwartungen. Positiv war dabei, dass die Geschäftserwartungen anstiegen und zwar von 103,3 auf 104,2 Punkte; die aktuelle Geschäftsbeurteilung ging dagegen leicht von 112,0 auf 111,4 Punkte zurück. Klar ist, dass das reale BIP-Wachstum im dritten Quartal nicht an das hohe Wachstum des zweiten Quartals (+0,7% Q/Q) anknüpfen kann. Damals begünstigten insbesondere Nachholeffekte im Bausektor nach dem langen strengen Winter die Wirtschaft. Diese Sondereffekte entfallen jetzt wieder. Außerdem bewegen sich die Bestellungen von Investitionsgütern allenfalls seitwärts. Dies spricht gegen einen deutlichen Anstieg der Investitionen, der für einen nachhaltigen kräftigen Aufschwung unerlässlich wäre. Das dritte Quartal hat in Deutschland durch die Bank schwach begonnen. So gingen die Auftragseingänge in der Industrie im Juli um 2,7% M/M unerwartet stark zurück und lagen nur noch 2,0% über Vorjahresniveau (nach +5,6% J/J). Zudem sanken die Produktion (-1,7% M/M) und die Exporte (-1,1% M/M). Trotzdem blickt vor allem das exportabhängige verarbeitende Gewerbe wieder optimistisch in die Zukunft. Die Erwartungen stiegen hier auf den höchsten Wert seit Juni 2011. Dies ist wohl auf das Ende der Rezession im Euroraum zurückzuführen. So ist der wichtigste Exportmarkt für Deutschland dabei, sich zu stabilisieren. Vor allem die EWU-Peripherieländer gelangen zunehmend wieder auf einen Wachstumspfad.
Konjunktur und Rentenmärkte
Makrodaten waren gestern der bestimmende Faktor an den Rentenmärkten. Bereits am Vormittag wurde der Ifo-Geschäftsklimaindex um 0,2 Punkte leicht auf 107,7 Punkte verbessert gemeldet, blieb aber hinter den Erwartungen zurück (siehe Topthema). In den USA zeigt der Case-Shiller-Hauspreisindex weiterhin steigende Immobilienpreise an. Diese sind im Juli in den 20 Metropolregionen gegenüber dem Vorjahr um 12,4% gestiegen, was den stärksten Anstieg seit sieben Jahren darstellt. Allerdings ist das US-Verbrauchervertrauen (Conference Bord) im September entgegen der Erwartungen um 1,1 Punkte auf 79,7 Punkte gefallen und markiert ein Vier-Monatstief. Gründe die zur Verunsicherung der US-Verbraucher beitragen finden sich in der schwelenden Syrienkrise aber auch in dem anhaltenden US-Haushaltsstreit. Ergänzt wurde dieses Umfeld von erneuten Hinweisen, dass die EZB abermals den Markt mit Liquidität versorgen könnte. Im Tagesverlauf sanken speziell die Renditen von deutschen und französischen Staatsanleihen. Am heutigen Tag stehen Daten zu den US-Auftragseingängen für langlebige Güter im August auf der Tagesordnung. Nach einem Einbruch im Juli wird mit einer Stagnation gerechnet. Bereits am Morgen wurde die deutsche Konsumklimaprognose für Oktober veröffentlicht, welche auf hohem Niveau um 0,2 auf 7,1 Punkte erneut leicht zulegen konnte.
Aktienmärkte
Während sich die asiatischen Märkte noch von den wieder aufkommenden Unsicherheiten über die künftige US-Geldpolitik belastet zeigten, konnten die europäischen Börsen in einem allerdings sehr ruhigen Handel leicht zulegen. Von volkswirtschaftlicher Seite blieben wesentliche Impulse aus. Auch ein ifo-Geschäftsklimaindex, der zum fünften Mal hintereinander ansteigen konnte, gab keinen stärkeren Auftrieb. Stärkste Titel im Dax 30 waren gestern die Aktien von ThyssenKrupp (+2%), nachdem der Stahlkonzern vermeldet hatte, dass ein Bankenkonsortium die Kreditlinien über 2,5 Mrd. Euro aufrecht erhalten wird. Positiv präsentierten sich auch die Versorger (RWE +1,4%, E.ON +1,1%), die direkt nach der Bundestagswahl noch unter Druck geraten waren. Schwächster Werte im Index waren K+S (-5,6%), die damit die Achterbahnfahrt der Vorwochen fortsetzten. Auch im EUROSTOXX 50 stand mit Enel (+2,1%) ein Versorger weit oben in der Kursliste. In einem insgesamt freundlichen Branchenumfeld, in dem lediglich Nahrungsmittel (-0,6%) schwächer tendierten, hinterließ dann auch die Strombranche (+1,2%) den stärksten Eindruck. An der Wall Street zeigte sich die Stimmung durch den weiter andauernden Haushaltsstreit belastet. Hier konnten unter der Führung von Boeing (+1,3%) Industriewerte (+0,3%) einen robusteren Eindruck hinterlassen, auch hier gehörten Verbrauchsgüter (-0,7%) zu den schwächeren Sektoren. Sehr schwach präsentierte sich erneut JP Morgan Chase (-2,2%), nachdem im Streit mit der Regierung um Hypothekengeschäfte ein milliardenschwerer Vergleich anstehen könnte. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen uneinheitlich, Europa dürfte kaum verändert eröffnen.