Commerzbank Börsencompass: Norwegenkrone wertet nach Preisdaten auf
Die Norweger haben am Wochenende wie erwartet die Mitte-Linksregierung abgewählt. Wahrscheinlich wird eine Koalition zwischen Konservativen und Fortschrittspartei - unter Duldung kleinerer Parteien - die Regierung stellen. Dies war weitgehend erwartet worden und führte zu keinerlei Marktreaktion. Stärkere Marktreaktionen gab es dagegen gestern nach Meldung der Verbraucherpreisdaten. Danach stieg die jährliche Inflationsrate im August von 2,8% J/J auf 3,3% J/J deutlich stärker als erwartet an. Grund dafür war, dass die Preise im Vormonatsvergleich lediglich um 0,1% zurückgingen. Freilich ist der hohe Verbraucherpreisanstieg auf Sondereffekte zurückzuführen. So gingen im gleichen Zeitraum des Vorjahres die Preise für Flugreisen um 25% zurück, in diesem Jahr lediglich um 5%. Noch ausschlaggebender sind aber die Strompreise, die im Jahresverlauf um 28,6% anstiegen. Aber auch ohne Energiepreise und bereinigt um Steueränderungen hat sich die sogenannte „Kerninflation“ ebenfalls deutlich von 1,8% J/J auf 2,5% J/J erhöht. Der Preisdruck ist wohl größtenteils auf die relativ hohen Lohnzuwächse zurückzuführen. Damit schwindet die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Norwegische Notenbank (Norges Bank) am 19. September die Zinsen noch einmal senkt. Dafür sprechen auch die jüngsten Konjunkturdaten (Einkaufsmanagerindex, Industrieproduktion), die positiv überraschten. Nach Meldung der Preisdaten wertete sich die NOK um 1,3% ggü. dem EUR auf und die Rendite 10-jähriger NOK-Anleihen stieg um fast 15 Bp. Auf 3,28% kräftig an. Wir rechnen in diesem Umfeld mit einer weiteren Aufwertung der Norwegenkrone ggü. EUR.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der gestrige Tag war arm an Makrodaten. Entsprechend waren tagespolitische Ereignisse marktbestimmend. Im Vordergrund stand erneut der Konflikt mit Syrien. Das Assad Regime erklärte sich bereit auf den Vorschlag von US-Außenminister Kerry einzugehen. Wenn Syrien seine Chemiewaffen unter internationale Kontrolle stellt, könnte ein US-Militärschlag gegen das Land vermieden werden. Entsprechend reagierten die Märkte, der drohende Waffengang rückt in weite Ferne und der sichere Hafen konnte verlassen werden. Die Renditen von erstklassigen Staatsanleihen stiegen infolge. Bundesanleihen mit 10 jähriger Restlaufzeit überstiegen das zweite Mal in wenigen Tagen die Marke von 2,00%. Ein weiterer Treiber für diese Entwicklung waren Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in China, die eine Beschleunigung des Wachstums andeuten. Enttäuschend, wenngleich nicht marktbewegend, fielen hingegen die Daten zur Industrieproduktion in Frankreich aus. Diese waren mit -0,6% M/M den dritten Monat in Folge rückläufig. Italienische Staatsanleihen entwickelten sich in den letzten Tagen deutlich schlechter als ihre spanischen Pendants. Der Streit um den Ausschluss von Berlusconi aus dem Senat – aufgrund seiner Verurteilung – droht zu eskalieren und die Regierung Letta scheitern zu lassen. Auch am heutigen Tage werden kaum Makrodaten aus der ersten Reihe gemeldet. Entsprechend bleibt der Markt abhängig von politischen Ereignissen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern fester. Die Leitindizes legten um bis zu 2,1% zu. Verantwortlich für die zum Teil deutlich steigenden Kurse zeichnen zum einen die sinkende Wahrscheinlichkeit eines baldigen Militärschlages gegen Syrien und zum anderen robuste Konjunkturdaten aus China (u.a. Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze), die insbesondere zyklischen Titeln Aufwind verleihen. Daher verwundert es nicht, dass in Europa der Dax mit einem Indexplus von 2,1% die Nase vorne hatte. Tagesgewinner war die Notierung der Deutschen Lufthansa (+5,9%), die vom sinkenden Ölpreis überproportional profitierte. Auch andere konjunkturzklische Werte wie HeidelbergCement oder ThyssenKrupp (jeweils +3,6%) waren stark gefragt. Volkswagen (+4,1%) profitierte von guten Absatzzahlen für den Zeitraum Januar bis August. K+S (+3,6%) setzte den Aufwärtstrend fort. Auf europäischer Sektorebene lagen Automobilwerte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 2,5% mit Abstand an der Performancespitze (Chemie: +2,1%). Aktien aus dem Sektor Öl & Gas wiesen mit einem Plus von lediglich 0,2% die geringsten Aufschläge auf. Die US-Börsen schlossen freundlicher (Dow Jones: +0,9%). Die oben erwähnten positiven Faktoren sorgten auch hier für kräftigen Rückenwind. Vor allem die neuen Kandidaten für den Dow Jones (Nike, Visa und Goldman Sachs) waren rege gefragt. Auf Sektorebene waren vor allem Industrie- und Finanzaktien (+1,4% bzw. +1,2%) stark gesucht. Energietitel notierten dagegen nahezu unverändert. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Topix (-0,1%) leicht nachgab, schaffte der südkoreanische KOSPI (+0,5%) den Sprung über die Marke von 2.000 Indexpunkten.