Commerzbank Börsencompass: Erholung in China gewinnt Kontur
Im ersten Halbjahr überwog bei vielen die Sorge, das von der neuen chinesischen Regierung angestrebte wirtschaftspolitische Umsteuern weg von investitions- und exportgetriebenen hin zu konsumgetriebenen Wachstum könnte die Konjunktur zu scharf abbremsen. Die jüngsten Daten haben diese Befürchtungen weitgehend zerstreut. So ist der vielbeachtete Einkaufmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im August den zweiten Monat in Folge auf jetzt 51 Punkte gestiegen, die Handelsdaten für August weisen gleichfalls auf eine Belebung hin. So waren die Exporte um zuletzt 7,2% höher als im Vorjahr (Juli: +5,1% J/J). China profitiert offen-sichtlich von der Belebung in den Industrieländern, so wurden vor allem in die USA und nach Europa mehr Waren ausgeführt. Mittlerweile zeichnet sich auch bei den Importen (+7,0% J/J) Chinas wieder mehr Dynamik ab – ein gutes Indiz für die Binnennachfrage. Vor allem die Rohstoffeinfuhren legten zu: Eisenerz um 10,6% J/J, Rohöl um 16,5% J/J. Verhalten blieb dagegen die Dynamik bei den Importen von Maschinen und Ausrüstungsgütern, die 45% der Gesamtimporte ausmachen. Diese Tendenzen bieten zusammen mit der Lockerung der Restriktionen im Wohnungsbau und wieder stärkeren Investitionen der Gebietskörperschaften weitere Anhaltspunkte dafür, dass China seine Schwächephase vom ersten Halbjahr über-wunden hat und der von der Regierung angestrebte Expansionspfad (BIP: +7,5%) realistisch ist. Zumal derzeit der Preisauftrieb nur moderat ist, dürfte sich die Regierung beim Parteikongress im November ermuntert fühlen, ihre Reformpolitik weiter voranzutreiben.
Konjunktur und Rentenmärkte
Gestern standen keine Makrodaten auf der Agenda. Dementsprechend tendierten Staatsanleihen uneinheitlich. In Europa trübte sich die Stimmung an den vorübergehend leicht ein. So stieg der Investor Confidence Index (Sentix) kräftig von -4,9 auf +6,5 Punkte. Vor allem für den Euroraum sind die Investoren zu-nehmend zuversichtlich, der Index stieg auf den höchsten Stand seit über 2 Jahren. Im späteren Handel profitierten europäische Staatsanleihen von den guten US-Vorgaben und holten die anfänglich leichten Verluste wieder auf. US-Treasuries erzielten Kursgewinne; es wirkten vor allem die schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten für August vom Freitag noch nach. Sie dämpften die Spekulationen auf ein Zurückfahren der monatlichen Fed-Anleihekäufe (Tapering) im September, nachdem zahlreiche Reden von Fed-Politikern und besser als erwartete US-Konjunkturdaten die US-Staatsanleihen vergangene Woche unter Druck gebracht hatten. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries stieg am Donnerstag erstmalig wieder auf über 3% an. Nach den US-Arbeitsmarktdaten ging sie kurzzeitig unter 2,90% und unterschritt die Marke gestern erneut. Diese Woche sind keine Reden von Fed-Politikern mehr geplant. Neben der „Tapering-Diskussion“ bleibt ein drohender Militärschlag der USA gegen Syrien ein Treiber. Die neueste Entwicklung wie der Vorschlag einer internationalen Kontrolle der Waffenarsenale macht einen unmittelbar bevorstehenden Militärschlag jedoch unwahrscheinlicher.
Aktienmärkte
Während die asiatischen Handelsplätze am gestrigen Börsentag von erfreulichen Makrodaten getrieben wurden, belastete im europäischen Handel weiterhin der ungeklärte Syrien-Konflikt. Vor dem Hintergrund dieses Umfelds sorgten an den europäischen Aktienmärkten Analystenkommentare und Branchennachrichten für besondere Bewegungen. An der Spitze des Dax 30 stand K+S (+8,2%), nachdem Spekulationen über neue Vertriebsallianzen im Kalisegment aufgekommen waren. Sehr stark präsentierten sich auch die Aktien von Munich Re (+3,1%), angetrieben von der Hoffnung, dass sich die rückläufigen Preise für Naturkatastrophen-Rückversicherungen wie-der stabilisieren sollten. Schwach entwickelten sich dagegen Bayer (-1,7%) wegen eines Presseberichts um mögliche Nebenwirkungen beim Blutgerinner Xarelto sowie die Versorger E.ON (-1,7%) und RWE (-1,6%) nach einer negativen Branchenstudie. Im EUROSTOXX 50 waren Versicherer (+1,1%) nach einer Hochstufung des Sektors die stärkste Branche, während vor allem die defensiven Segmente Pharma (-1,4%) und Nahrungsmittel (-1,3%) unter Druck standen. An der Wall Street verbesserte sich das Stimmungsbild nach einer bereits freundlichen Eröffnung sukzessive. Hier setzte sich die Hoffnung durch, dass möglicherweise doch kein Militärschlag gegen Syrien erfolgt. Stärkste Branche im allgemein positiven Trend waren Grundstoffe (+1,5%). Auch die asiatischen Märkte können heute Morgen mit der Unterstützung weiterhin starker chinesischer Makrodaten in der Breite weiter zulegen. Mit diesen Vorgaben werden auch die europäischen Börsen fester eröffnen. Neben der politischen Situation gilt der Blick zahlreichen Nachrichten aus der Unternehmenswelt.