Windenergie: Nordex, Siemens, Vestas und Co. können 2014 auf die Wende hoffen
In den Auftragsbüchern von Windenergie-Anlagenbauern wie Nordex zeichnet sich bereits ein Ende der langen Durststrecke ab, die die Branche durchlaufen hat. Das zeigen die jüngsten Halbjahreszahlen des TecDAX-notierten Konzerns: Der Auftragseingang bei Nordex ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von 522 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 839 Millionen Euro in die Höhe geschossen. Die Norddeutschen haben dies zum Anlass genommen, ihre Prognose für den Auftragseingang 2013 auf bis zu 1,4 Milliarden Euro zu erhöhen. Das wäre ein neuer Topwert für Nordex – der bisherige Rekord von 1,268 Milliarden Euro stammt aus dem vergangenen Jahr.
Der Ausblick des Konzerns untermauert Experteneinschätzungen, dass die Branche vor einer Trendwende steht. Für 2014 rechnen zum Beispiel die Experten der Nord LB damit, dass der weltweite Ausbau der Windenergie wieder an Dynamik gewinnen wird. Vorher muss die Windenergie aber noch die letzte Etappe der Durststrecke überwinden. Der Global Wind Energy Council rechnet damit, dass im laufenden Jahr das weltweite Neuinstallationsvolumen von 44,8 Gigawatt im Jahr 2012 auf etwa 39 Gigawatt sinken wird. Für Deutschland geht die Nord LB für das laufende Jahr von 3 Gigawatt Neuinstallationsvolumen aus nach 2,4 Gigawatt im Jahr 2012. In der ersten Jahreshälfte wurden hierzulande 1,143 Gigawatt an Leistung neu aufgestellt nach 1,004 Gigawatt im ersten Halbjahr 2012.
Die Bundestagswahl am 22. September wird für die Windenergie eine wichtige Rolle spielen.
Nach der anschließenden Regierungsbildung könnte die Energiepolitik und hier insbesondere die Rolle der erneuerbaren Energien wieder einmal neu geregelt werden. Möglich also, dass der deutsche Markt im weiteren Jahresverlauf noch Vorzieheffekte verzeichnet. Für die deutschen Windenergie-Anlagenbauer wird das Ausland trotz der nach wie vor hohen Zubaurate in Deutschland weiter der wichtigste Markt sein. 2012 gingen wie bereits im Vorjahr rund zwei Drittel des Produktionsvolumens hierzulande von 6,34 Milliarden Euro in den Export. Zur weltweiten Spitzengruppe bei den Anlagenbauern gehören vor allem Siemens und die nicht börsennotierte Enercon, Nordex gehört zu den kleineren Vertretern der weltweit tätigen Gesellschaften.Verantwortlich für die ab 2014 wieder wachsende Dynamik dürften neben dem deutschen Markt auch noch andere Märkte sein. Die Experten erwarten Wachstumsimpulse unter anderem aus dem United Kingdom sowie Brasilien, mittlerweile Nummer 8 der Weltrangliste bei der neu zugebauten Leistung, dessen Markt aber von niedrigen Preisen und starker Regulierung bei der Zulieferung von Anlagen für geförderte Projekte geprägt ist. Mittel- bis langfristig dürften ohnehin immer größere Impulse aus der Gruppe der Schwellenländer kommen, bei denen die Industrialisierung zunimmt und die daher größeren Energiebedarf haben. Neue Förderprogramme und weiter sinkende Kosten bei der Stromerzeugung aus Windkraft unterstützen diese Trends. Bei der Entwicklung wird auch eine Rolle spielen, dass sich immer mehr Unternehmen mit eigenen „grünen“ Stromerzeugungsprojekten gegen steigende Stromkosten absichern wollen. Metro und Google sind Beispiele hierfür.
Die beiden Weltmarktführer dagegen verzeichnen derzeit noch Probleme. Zum einen die USA, wo Vorzieheffekte aufgrund zeitlich befristeter staatlicher Förderungen im vergangenen Jahr für eine Sonderkonjunktur sorgten. Die Folge: 2012 hat sich dort die neu installierte Leistung auf 13,1 Gigawatt fast verdoppelt, der Zubau ist im bisherigen Jahresverlauf aber heftig eingebrochen. Gerechnet wird damit, dass die Lage sich im Jahresverlauf wieder stabilisieren wird, da die Steuervorteile um die Jahreswende verlängert wurden. Hinzu kommen die Rückgänge beim Branchenwachstum in China. 2012 fiel dort die neu installierte Leistung von 17,6 Gigawatt im Jahr 2011 auf „nur“ noch 13 Gigawatt, womit das Land den ersten Platz in der Weltrangliste kurzfristig an die USA abgeben musste. Der Rückgang bei der neu installierten Leistung in China geht vor allem auf einen mangelhaften Netzausbau zurück, der mit dem Tempo der neu errichteten Anlagenleistung nicht Schritt halten konnte. Es ist ein Problem, das China weiter begleitet und hierzulande vor allem bei Offshore-Projekten ebenfalls bestens bekannt ist.
Der Windenergiemarkt nicht nur in Deutschland bleibt politisch geprägt.
Es sind also vor allem die politischen Einflüsse, die nach wie vor sehr stark an der tatsächlichen Entwicklung der Branche beteiligt sein werden. In allererster Linie sind hier die Förderprogramme zu nennen. Leere Staatskassen und der Druck zu Einsparungen hinterlassen einen permanenten Status der Unsicherheit für die kommenden Jahre. Hinzu kommen die Probleme beim Ausbau der Netz und der Anpassung von Versorgungsstrukturen an die erneuerbaren Energien. Hier könnten sich weiterhin massive Wachstumsbremsen für die Branche ergeben.Entscheidend für den Umsatz und das Ergebnis der Windenergie-Anlagenbauer wird aber nicht allein die neu installierte Leistung sein, sondern die Preisentwicklung. Nachdem die Branche weiter unter Überkapazitäten leidet, ist die Preisentwicklung allgemein weiter negativ. Doch es gibt Signale der Besserung. Vor allem bei neuartigen Anlagen zeigt sich kein Preisrutsch, auch der Rückgang beim allgemeinen Preisniveau hat sich verlangsamt.
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