Heidelberger Druck: CFO beendet Spekulationen zu Koenig + Bauer
Bei Heidelberger Druckmaschinen will man nicht unter allen Umständen das Umsatzvolumen erhöhen. Wichtiger ist es, profitable Aufträge zu gewinnen. Dies sagt Finanzvorstand Dirk Kaliebe im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Der CFO erklärt, wie er das mittelfristige Margenziel von 8 Prozent erreichen will. Er spricht über die Probleme in einigen Regionen sowie über die Entwicklung der Eigenkapitalquote. Beim Personal sieht er für die Zukunft Luft nach oben aber auch nach unten. Zu den Spekulationen rund um Koenig + Bauer nimmt Kaliebe ausführlich Stellung. Dabei räumt er mit einigen Gerüchten auf. Letztlich beantwortet Kaliebe zudem die Frage, ob das im SDAX notierte Unternehmen finanziell solide aufgestellt sei.
"/medienpool/unternehmen/heidelbergerdruck/kaliebe.jpg" alt="Der Finanzvorstand von Heidelberger Druck, Dirk Kaliebe, im Interview mit www.4investors.de - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" title="Der Finanzvorstand von Heidelberger Druck, Dirk Kaliebe, im Interview mit www.4investors.de - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" class="textbild" />4investors.de: Bis Mitte 2014 soll die Zahl der Mitarbeiter auf unter 13.500 sinken. Ist dann die Zeit der Personalkürzungen bei Heidelberger Druck beendet?
Kaliebe: Mit dem Abbau auf unter 13.500 Mitarbeiter haben wir die notwendige Anpassung an die derzeitige Marktgröße vorgenommen. Damit erzielten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits einen höheren Pro-Kopf-Umsatz als vor der Krise und haben die Phase der reinen Anpassung der Kapazitäten weitestgehend abgeschlossen. Durch die Neuorganisation in Business Areas streben wir im Anschluss einen stetigen Anpassungsprozess der einzelnen Bereiche an die Teilmärkte an. Dies kann zukünftig zu Personalaufbau oder auch zu weiterem Abbau führen. Generell lässt sich zusammenfassen, dass unsere Profitabilitäts-Ziele absolut im Vordergrund stehen.
4investors.de: Der Auftragseingang ist zuletzt wieder deutlich gesunken. Im Vorjahr hat die Drupa für einen Schub gesorgt. Diese findet aber erst wieder 2016 statt. Woher sollen die Aufträge bis dahin vor allem kommen?
Kaliebe: Abgesehen von Messeeffekten in einzelnen Quartalen ist die Nachfrage nach unseren Produkten, nach dem tiefen Einbruch in der Wirtschaftskrise von 2008, in den vergangenen Jahren grundsätzlich stabil geblieben. Im abgelaufenen Quartal hatten wir eine Messe in China, die im Rahmen unserer Erwartungen gelaufen ist. Damit haben wir in Summe einen zufriedenstellenden Auftragseingang in Höhe von rund 640 Millionen Euro erreicht. Stark exportorientierte Unternehmen wie Heidelberg müssen aber auch immer wieder mit unvorhersehbaren negativen Entwicklungen in einzelnen Märkten zurechtkommen, wie wir es derzeit beispielsweise mit der brasilianischen Wirtschaft erleben. Daher kann es unterjährig zu Schwankungen beim Umsatz kommen. Wir streben aber auch nicht nach einem möglichst hohen Umsatzvolumen, sondern wollen uns immer stärker auf die profitabelsten Aufträge fokussieren. Wie gesagt lagen wir beim Umsatz je Mitarbeiter schon wieder über Vorkrisenniveau. Beim Ergebnis ist dies noch nicht der Fall, hieran arbeiten wir verstärkt.
4investors.de: Brasilien, Teile von Europa und der Nahe Osten sind derzeit ihre Sorgenkinder. Sehen sie hier eine Wende zum Besseren? Und wo läuft es derzeit besonders gut?
Kaliebe: Weite Teile Europas leiden noch unter der Euro-Finanzkrise und dies wird auch noch eine Weile so bleiben. Brasilien hat mit hausgemachten Problemen zu kämpfen, hier sehen wir jedoch mittel- und langfristig wieder Wachstumspotenzial. Dies gilt auch für Osteuropa. Unser größter und wichtigster Einzelmarkt ist ganz klar China. Hier hatten wir zum Jahresbeginn die China Print, die größte asiatische Messe in der Branche, die durchaus erfreulich für uns verlief. Wir haben mittlerweile rund 1.000 Mitarbeiter in China, Tendenz angesichts des Potenzials in der Region weiter steigend.
"/medienpool/unternehmen/heidelbergerdruck/druckmaschine.jpg" alt="Druckmaschine des Heidelberger Konzerns - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" title="Druckmaschine des Heidelberger Konzerns - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" class="textbild" />4investors.de: Mittelfristig wollen sie eine bereinigte Marge von mehr als 8 Prozent erwirtschaften. Analysten zweifeln diesen Wert an. Was entgegnen sie diesen?
Kaliebe: Wie gesagt liegen wir beim Umsatz je Mitarbeiter bereits wieder über Vorkrisenniveau, beim EBITDA je Mitarbeiter sind wir hier Ende 2012/13 mit rund 8.000 Euro statt rund 20.000 Euro noch weit zurück. Daran wird gearbeitet. Das Profitabilitätsziel von 8 Prozent wollen wir erreichen durch Kosteneffizienz, die Anpassung und Flexibilisierung der Strukturen auf allen Ebenen und eine klare Ausrichtung auf profitable Aktivitäten.
4investors.de: Derzeit haben sie Entwicklungs- und Produktionsstandorte in sieben Ländern. Wird es dabei bleiben?
Kaliebe: Unser Entwicklung– und Produktionsverbund ist auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse und Teilmärkte ausgelegt. Mit unseren großen Werken in Deutschland bedienen wir hauptsächlich den Markt für hochwertige Druckmaschinen mit einem hohen Anteil an Auftragsmaschinen. Der Standort in China ist für den Bedarf an hochwertigen Serienmaschinen mit standardisierter Ausstattung konzipiert. Hier erschließen wir vor allem den wachsenden chinesischen und asiatischen Markt. Wir haben als einziger Hersteller für Bogenoffsetdruckmaschinen zwei sich ergänzende Standorte in den größten Absatzmärkten weltweit, und damit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Wir überprüfen permanent, welche Produkte wir selbst fertigen oder beispielsweise über Kooperationen unseren Kunden anbieten können. Diese müssen dann nicht mehr notwendigerweise von Heidelberg hergestellt werden.
4investors.de: Es wird kritisiert, dass sie eine schwache Eigenkapitalquote von weniger als 18 Prozent haben. Wollen sie eine höhere Quote realisieren?
Kaliebe: Das Eigenkapital hat in den Verlustjahren seit 2008 stark gelitten. Die Eigenkapitalquote soll mittelfristig deutlich zulegen, indem wir zum einen profitabler werden, zum anderen unser etabliertes Asset-Management konsequent weiter fortführen. Eine gute Quote im Maschinebaudurchschnitt liegt sicherlich langfristig bei über 25 Prozent. Neben der Verbesserung der Eigenkapitalquote wollen wir aber vor allem unsere Verschuldung weiter reduzieren und messen dies anhand des Leverage, also dem Verhältnis von Nettofinanzverschuldung zum operativen Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen. Hier konnten wir uns bereits deutlich verbessern und streben ein Verhältnis von kleiner 2 an. Ich bin davon überzeugt, dass wir dies mittelfristig erreichen können.
4investors.de: Immer wieder gibt es Spekulationen, dass Heidelberger Druck mit Koenig + Bauer zusammengehen könnte. Wie ist aktuell der Stand der Dinge?
Kaliebe: Die Spekulation um eine Fusion ist nicht sachgerecht. Beide Unternehmen haben vielmehr die Bereitschaft signalisiert, wirtschaftlich sinnvolle Kooperationen innerhalb unserer Brache umzusetzen, wenn es dafür Ansatzpunkte gibt. Darüber hinaus sind wir offener für brancheninterne Kooperationen. Das gilt sowohl für Lieferanten, als auch für Technologie- und Vertriebspartnerschaften.
4investors.de: Sehen sie andere Kooperationen oder gar Zukäufe als machbar oder lohnend an?
Kaliebe: Es gibt viele Überlegungen zu diesen Fragestellungen, beispielsweise was wollen wir künftig selbst produzieren und was können andere eventuell besser? Oder wo gibt es mögliche Synergien in der Wertschöpfungskette? Es wird aber sicherlich noch eine Weile dauern, bis das tatsächlich passiert. Größere Zukäufe kann ich mir derzeit nicht vorstellen. .
"/medienpool/unternehmen/heidelbergerdruck/druckmaschine1.jpg" alt="Druckmaschine des Heidelberger Konzerns - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" title="Druckmaschine des Heidelberger Konzerns - Bild und Copyright: Heidelberger Druck" class="textbild" />4investors.de: Die Druckindustrie hat mit dem Internet zu kämpfen und derzeit wenig Wachstumspotenzial. Wo sehen sie neue, innovative Geschäftsfelder für ihre Gesellschaft?
Kaliebe: Generell steht unsere Aussage, dass wir für unseren Markt eine insgesamt stabile Entwicklung erwarten, mit wachsenden und schrumpfenden Teilmärkten. Der Fokus muss daher auf der Besetzung der regionalen und anwendungsspezifischen Wachstumsfelder liegen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Schwellenländer, insbesondere China, und zum Beispiel den Verpackungsbereich. Über allem steht erst einmal die Ausrichtung des Portfolios auf Profitabilität, dies gilt für die innovativen neuen Bereiche genauso wie für unsere traditionellen.
4investors.de: Wie kann das Know-how aus der Druckindustrie in andere Industriebereiche übertragen werden? Welche Perspektiven gibt es dort?
Kaliebe: In der Vergangenheit ist es uns zwar gelungen, hier dank unserer technologischen Expertise und Innovationsfähigkeit einige kleinere Erfolge zu erzielen. Derzeit jedoch liegt unser Augenmerk vor allem auf der konsequenten Ausrichtung unseres gesamten Portfolios auf die Profitabilitätsziele und weniger auf der Erschließung neuer Industrien und Anwendungen.
4investors.de: Sie haben kürzlich eine Wandelanleihe begeben, ist Heidelberg damit finanziell solide aufgestellt?
Kaliebe: Wir haben die Wandelanleihe in Höhe von 60 Millionen Euro ausgegeben, um eine frühzeitige Refinanzierung der bestehenden Kreditlinie anzustoßen. Auf diesem Wege haben wir einen Teil der bestehenden Finanzierungslinie durch eine andere abgelöst. Die Gesamthöhe des Finanzierungsrahmens von rund 800 Millionen Euro hat sich durch die Ausgabe der Wandelanleihe nicht verändert. Vorteilhaft für Heidelberg sind aber die attraktive Laufzeit der Wandelanleihe bis Sommer 2017, die weitere Diversifikation der Finanzinstrumente sowie die Möglichkeit, bei Wandlung die eigene Kapitalstruktur und damit die Eigenkapitalbasis zu verbessern. Der Finanzierungsbedarf von Heidelberg ist somit über mittel- bis langfristige Kapitalmarktinstrumente abgedeckt. Sie stellen gemeinsam mit der revolvierenden Kreditfazilität einen stabilen Liquiditätsrahmen sicher.