ThyssenKrupp: Der Stahlriese steckt in der Zwickmühle
Der Verkauf von Stahlwerken in Amerika durch ThyssenKrupp zieht sich hin. Das Unternehmen will die milliardenschweren Verlustbringer dringend loswerden. Doch der Deal stockt trotz vorhandener Kaufinteressenten, dies ist vor allem der brasilianische CSN-Konzern. Nun schreckt ein Bericht der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ den Markt auf: Der Zeitung zufolge werde der ThyssenKrupp-Vorstand die Verkaufsgespräche abbrechen.
Der DAX-notierte Stahlkonzern reagiert im Vorfeld der heutigen Aufsichtsratsmeldung, auf der die geplante Trennung und die finanzielle Lage der Gesellschaft die wichtigsten Themen sind, prompt mit einem Dementi. Der Verkaufsprozess gehe weiter, heißt es aus der Konzernzentrale.
Allerdings steckt ThyssenKrupp in einem Dilemma. Schon seit langem wird spekuliert, ob ein Verkauf der Stahlwerke in Amerika dem Konzern nicht neue Löcher in die Bilanz reißt. Unterschiedliche Preisvorstellungen dürften bei den stockenden Verhandlungen eine maßgebliche Rolle spielen. Neue hohe Abschreibungen könnten den Konzern in eine bedrohliche Lage bringen. Ohne dass der Verkauf unter Dach und Fach ist dürfte das Unternehmen Probleme haben, eine dringend benötigte Kapitalerhöhung an den Mann zu bringen. Kommt es zu zusätzlichen Abschreibungen, müsste ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger deutlich größere Summen von Anlegern einwerben. Kontakt zu risikobereiten Hedgefonds soll bereits bestehen, dennoch ist dies alles andere als eine komfortable Lage für den Traditions-Stahlriesen.
Die Aktie des Unternehmens konnte derweil zwar in den vergangenen Handelstagen nach einem erfolgreichen Test einer Unterstützungszone etwas an Wert gewinnen. Die kurzfristige Abwärtstendenz hat der Titel bisher aber nicht überwunden. Zudem zeichnen sich als Reaktion auf die Nachrichten um den Verkaufsprozess trotz des dementis spürbare Verluste ab.