Commerzbank Börsencompass - Militäreinsatz gegen Syrien?
In den vergangenen Tagen ist die Palette der politischen Risiken um das geopolitische Risiko in Syrien erweitert worden. So ist hier nach den gestrigen Äußerungen aus Washington und London die Wahrscheinlichkeit eines Militärschlags gegen Syrien deutlich gestiegen. An den Märkten herrschte gestern entsprechend der klassische Reflex vor: Die Risikoaversion stieg kräftig an. Öl und Gold legten im Preis deutlich zu, genauso wie die Kurse von erstklassigen Staatsanleihen. Die Aktienmärkte gaben kräftig nach. Dabei stellt sich die Frage, wie viel dieser Bewegung fundamental erklärbar ist, wie viel auf psychologische Faktoren zurückzuführen ist und wie Anleger nun reagieren sollen. Und wie so oft bei militärischen Konflikten lässt sich hier keine ultimative Aussage treffen, da die kommenden Ereignisse nicht seriös kalkulierbar sind. Gleichwohl sind wir der Ansicht, dass sich die gestrigen Trends nur bei einer deutlichen Eskalation der Entwicklung in diesem Maße fortsetzen werden, die wir so nicht zwangsläufig erwarten. Wir unterstellen dabei, dass der zu erwartende Militär-schlag angesichts der in der Bevölkerung vorherrschenden Unbeliebtheit eines militärischen Eingreifens, der noch unklaren Unterstützung anderer Nationen oder Institutionen und auch der Kostenfrage heftig, aber kurz werden dürfte. Den-noch werden die Geschehnisse rund um Syrien und die Diskussionen um eine Ansteckungsgefahr der Region, wo insbesondere dem Iran und Russland eine Schlüsselrolle zukommen, zu einer erhöhten Schwankungsanfälligkeit in allen Segmenten der Kapitalmärkte führen, bis sich die „normalen“ fundamentalen Trends wieder durchsetzen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Nachdem in den letzten Tagen die schwachen Konjunkturdaten in den USA für eine Erholung der erstklassiger Staatsanleihen sorgten – verbunden mit der Hoffnung auf ein später als bisher erwartetes Tapering, also der Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed – setzte sich dieser Trend am gestrigen Handelstag fort. Trotz einer erneuten Verbesserung des Ifo-Geschäftsklimaindex auf nunmehr 107,5 Punkte – dem höchsten Stand seit 16 Monaten – waren Bundesanleihen und Treasuries ebenso wie Staatsanleihen der EWU-Peripherie gesucht. Auch der Case-Shiller-Hauspreisindex zeigt in den USA weiter steigende Immobilienpreise an, wenngleich mit verlangsamten Wachstumsraten. Das Verbrauchervertrauen in den USA stieg überraschend stark auf 81,5 Punkte. Überlagert wurden die gestrigen Konjunkturdaten jedoch durch das geopolitische Risiko einer militärischen Intervention in Syrien. Die Spekulationen mehren sich, dass die USA und Großbritannien in kürze die Stellungen von Syriens Machthaber Assad aus der Luft angreifen. Die sich daraus ergebenden Szenarien sind aufgrund der prominenten Unterstützer des Assad Regimes, Russland und Iran, komplex. Die Furcht vor einem Flächenbrand in der Region ließ die Risikoaversion an den Märkten ansteigen. Entsprechend werden erstklassige Staatsanleihen weiter Unterstützung finden und die Themen Tapering und Eurokrise geraten zunächst aus dem Blickfeld. Auch heute sollte das politische Geschehen den Mark bestimmen und die Makrodaten lediglich am Rande interessieren.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten stand gestern der wahrscheinlicher gewordene Militärschlag gegen Syrien m Fokus. Die Diskussion über eine mögliche „Ansteckungsgefahr“ in der Region sorgte für Nervosität und entsprechende Abgaben, die deutlich auf die Kurse drückten. Unter anderen Umständen hätte der über den Erwartungen gelegene und zum vierten Mal in Folge gestiegene ifo-Geschäftsklimaindex sonst sicherlich für eine freundliche Stimmung an den Märkten gesorgt. So gaben die Indizes deutlich nach. Bei zyklischen Sektoren wie Autos (-3,7%) und Banken (-3,1%) wurden Gewinne mitgenommen, während der Energiesektor (+0,3%) vom steigenden Ölpreis profitieren konnte und als einzige Branche im Plus schloss. So konnte sich auch auf Länder-ebene der britische Markt (-0,7%) noch am besten halten. Hier halfen der Nachholbedarf nach dem gestrigen Feiertag und die relativ hohe Gewichtung von Ölwerten. Auf Einzelwertebene gehörte K+S (+0,4%, profitiert weiterhin von den Nachrichten aus Weißrussland) zu den wenigen Gewinnern. Der Syrienkonflikt, aber auch die wieder in den Vordergrund rückende Schuldenobergrenze, sorgten auch an den US-Märkten für sich kontinuierlich ausweitende Verluste. Auch hier fanden die guten Nachrichten vom Immobilienmarkt und das über den Erwartungen liegende Verbrauchervertrauen (Conference Board) keine größere Beachtung. Die Sorgen um die Entwicklung in Syrien macht auch den asiatischen Märkten und deren Währungen zu schaffen, die mit starken Verlusten in den Handel starteten, sich dann aber z.T. deutlich erholen konnten. Dies gilt z.B. für China, Taiwan und Korea, während u.a. Malaysia und Thailand schwach blieben.