Commerzbank Börsencompass: Neuordnung des Kalimarktes
Bisher war der weltweite Kalimarkt oligopolistisch strukturiert (Vermarktungsgesellschaften BPC und Canpotex mit rd. 70% Marktanteil), wovon auch Nicht-Mitglieder des Kartells wie K+S profitierten. Überraschend hat Uralkali als der größte globale Kalihersteller aus Russland vor Kurzem seinen Austritt aus dem Kali-Kartell bekannt gegeben. Uralkali will in Zukunft seine Produktion substanziell steigern und Vorteile aus seiner niedrigen Kostenbasis realisieren. Es gilt nicht mehr das Prinzip „Preis vor Menge“, sondern „Menge vor Preis“. Die Neuordnung des Kalimarktes hat zur Folge, dass die Kalipreise erheblich unter Druck kommen werden. So haben die beiden Großabnehmer China und Indien bereits signalisiert, dass sie beim nächsten Lieferkontrakt Preissenkungen von 25% bzw. 30% auf unter 300 USD/Tonne anstreben. Der Druck auf die Preise wird auch schon in wichtigen Märkten wie Brasilien und den USA sichtbar, Europa dürfte folgen. Nachhaltig niedrige Kalipreise werden zuerst zu einem Problem für Anbieter mit einer hohen Kostenbasis wie K+S oder auch SQM (Chile) bzw. ICL (europäische Minen), während die russische und nordamerikanische Konkurrenz aufgrund ihrer niedrigen Produktionskosten auch deutlichere Kalipreisrückgänge gut verkraften könnte. Auf die Veränderung der Kalimarktstruktur und die verschlechterten Kalipreisperspektiven haben die Aktienkurse der Kaliproduzenten bereits mit enormen Abschlägen reagiert. Das Risiko weiterer Kursrückgänge ist u.E. gegeben, da die Käufer von Kalidüngemitteln ihre neue Marktmacht nutzen und den Druck auf den Kalipreis noch verstärken werden.
Konjunktur und Rentenmärkte
Angesichts fehlender Konjunkturdaten findet die Frage, wann die Fed beginnt, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, übersteigert hohe Aufmerksamkeit. Das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung wurde daher gestern Abend genau unter die Lupe genommen: Klar ist nur, dass sich die Ratsmitglieder über den Zeitplan uneins sind. Man muss wissen, dass in dem Protokoll kein Klartext steht, sondern nur das, was die FOMC-Mitglieder auch veröffentlicht wissen wollen. Sollte die Fed schon im September die Käufe reduzieren – 65% der Volkswirte rechnen damit –, so werden die direkten realwirtschaftlichen Folgen gering sein. Denn die Geldpolitik hat zwei Wirkungskanäle: Erstens das generelle Zinsniveau – hier sind aber die Markterwartungen maßgeblich. Zweitens die Geldmenge – die hat derzeit aber keine der großen Notenbanken im Griff. Denn die Notenbanken können nur die Geldbasis direkt steuern (vor allem also die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank), nicht aber die im Umlauf befindliche Geld-menge. Da die Firmen und Haushalte kaum zusätzliche Liquidität nachfragen, stockt der normale Geldschöpfungsprozess. Aus diesem Grund hat auch die enorme Ausweitung der Geldbasis noch keinen Einfluss auf die Inflation gehabt. In den USA sind im Juli die Verkäufe bestehender Häuser nochmals kräftig gestiegen (+6,5% ggü. Vormonat). Es zeichnet sich ab, dass die Aktivitäten am Immobilienmarkt sich nicht nur erholen, sondern im Nachgang zur Krise über ein langfristig nachhaltiges Niveau hinausschießen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern bei unterdurchschnittlichen Umsätzen mit leichten Verlusten. Vor der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der amerikanischen Notenbank Fed, von der man sich weitere Klarheit über die Entwicklung der Geldpolitik versprach, herrschte Zurückhaltung unter den Investoren. Da auch Makrodaten Mangelware waren, bewegten insbesondere Analystenempfehlungen und Unternehmensmeldungen auf Einzelwertebene die Kurse. So stiegen KPN um 1,6%, der Milliardär und Hauptaktionär Carlos Slim soll die Übernahme des Unternehmens vorbereiten. Veolia Environnement (+8%) profitieren genauso wie die Commerzbank (+3,1%) von einer Kaufempfehlung. Im Gegensatz dazu litt der Bankensektor insgesamt unter vorsichtigen Äußerungen der Ratingagentur S&P zur Bankenbranche. An den US-Märkten sorgte die mit großer Spannung erwartete Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der Fed zunächst für fallende Kurse, dann sorgte ein Kommentar des Wall Street Journals für eine Erholung, die dann aber nicht bis zum Handelsschluss aufrecht erhalten werden konnte. So gab es den sechsten Minustag in Folge, da positive Immobiliendaten keine Beachtung fanden. Zinssensitive Branchen (Versorger, Telekoms) standen am stärksten unter Druck. Nachbörslich HP -8% nach Quartalszahlen. An den asiatischen Märkten kann der gut ausgefallene vorläufige chinesische Einkaufsmanagerindex (HSBC/Markit) den Abwärtstrend der vergangenen Tage nicht beenden. Zwar kann der Nikkei seine anfänglich deutlichen Verluste begrenzen und die chin. Indizes notieren nur wenig verändert, die restlichen Märkte geben allerdings erneut nach. Hier bleibt die Fed-Politik das Thema.
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