Commerzbank Börsencompass: Wachstumsentäuschung in Norwegen
In Norwegen enttäuschten die Wachstumsdaten. So stieg das reale BIP im 2. Quartal lediglich um 0,8% Q/Q (erwartet 1,0% Q/Q) und folgte einem Rückgang von 0,1% Q/Q im 1. Quartal. Das reale BIP der Festlandwirtschaft, also ohne die Gas- und Ölförderaktivitäten, stieg lediglich um 0,2% Q/Q. Zurückzuführen ist die Wachstumsschwäche vor allem auf den privaten Konsum, dessen Anstieg von +1,1% Q/Q in Q1 auf nur noch +0,2% Q/Q in Q2 zurückging - trotz eines robusten Arbeitsmarkts. Offenbar haben die hochverschuldeten norwegische Privathaushalte begonnen, ihre Schulden zu konsolidieren. Erfreulich bei den Zahlen war die Erholung der Investitionen. Nach einem kräftigen Rückgang im 1. Quartal (-2,5% Q/Q) stiegen diese um 1,8% Q/Q an. Zudem stimmt es zuversichtlich, dass die Ausfuhrtätigkeit (Exporte +1,8% Q/Q), die sich in den letzten Quartalen aufgrund der Rezession im Euroraum deutlich abschwächte, wieder erholte. Nach Meldung des BIP wertete sich die NOK ggü. dem EUR merklich ab: Der EUR verteuerte sich kurzzeitig auf über 8,00 NOK. Die nächste Notenbanksitzung findet erst am 19. September statt. Ob die Norges Bank ihren Leitzins noch einmal senken wird, dürfte sie von den Wirtschaftsdaten im September abhängig machen, denn die BIP-Daten sind in erster Linie rückwärts gerichtet. Dessen ist sich die Notenbank sehr wohl bewusst. Wir rechnen im Umfeld einer sich erholenden Weltwirtschaft (u.a. Ende der Rezession im Euroraum) nicht mehr mit einer Zinssenkung, was die NOK wieder stärken dürfte. Aufgrund des Wachstumsvorsprungs ggü. dem Euroraum bleibt die NOK daher für uns ein Aufwertungskandidat.
Konjunktur und Rentenmärkte
Wie am Vortag wurden auch gestern keine marktbewegenden Daten veröffentlicht. Dennoch nahm die Risikoaversion leicht zu, weshalb US-Treasuries und Bunds über alle Laufzeiten hinweg gefragt waren und Staatsanleihen der Europeripherie wurden abgegeben. Dementsprechend stiegen die Renditen in Italien und Spanien erneut leicht an. Die Renditen der richtungweisenden 10-jährigen Bundesanleihen sanken im Tagesverlauf auf 1,84 Prozent nachdem am Vortag zwischenzeitlich ein Hoch von fast 1,92 Prozent erreicht wurde. Insgesamt wartet der Markt weiter auf Details zum „tapering“, also dem Beginn des Ausstiegs aus dem Ankaufprogramm für Treasuries und MBS der US Notenbank. Eine Reduktion der aktuell 85 Milliarden USD, für die jeden Monat entsprechende Anleihen durch die Fed am Markt gekauft werden, wird bereits für September erwartet. Allerdings hängt dies von der Einschätzung der Fed über die konjunkturelle Entwicklung in den USA ab. Bereits heute Nachmittag könnte zunächst durch die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser ein weiterer Baustein, in diesem Fall über den Zustand des Immobilienmarktes, geliefert werden. Am Abend wird das Protokoll der letzten FOMC Sitzung die Diskussionen innerhalb des Offenmarktausschusses über den Ausstieg aus den Anleihekäufen aufzeigen. Die Marktteilnehmer blicken weiter gespannt auf die Zeichen aus den USA. Am Primärmarkt werden heute 5 Milliarden Euro durch eine Bundesschatzanweisung platziert. Bunds sollten in diesem Umfeld unter Druck geraten.
Aktienmärkte
Auch am zweiten Handelstag der Woche setzte sich an den europäischen Aktienmärkten der eingeschlagene Negativtrend weiter fort. Bereits zum Handelsauftakt hatten die sehr schwachen Vorgaben aus Asien (ausgelöst durch Wachstumsängste) für starken Kursdruck gesorgt. Von diesem Rückschlag konnten sich die europäischen Indizes zwar im Tagesverlauf kontinuierlich erholen, doch verblieb zum Börsenschluss ein klares Minuszeichen. Im Dax 30 konnten zwar die Aktien von K+S (+0,7%) ihren Erholungstrend weiter fortsetzen, ansonsten hielten sich aber nur einige wenige defensive Titel (Bayer, Henkel) knapp im positiven Terrain. Beim Baustoffkonzern HeidelbergCement sorgte die gesenkte Gewinnprognose des irischen Wettbewerbers CRH für einen deutlicheren Abschlag (-2,5%). CRH selbst (-2,9%) gehörte zu den schwächsten Titeln im EUROSTOXX 50. Hier entwickelte sich der Baustoffsektor (-2,1%) im allgemein negativen Branchentrend am schwächsten. Einzig Chemietitel (-0,3%) hoben sich davon etwas ab. Die Indizes an der Wall Street konnten sich vor allem dank erfreulicher Quartalsbilanzen aus der Einzelhandelsbranche etwas besser präsentieren. Allerdings lag Home Depot (-1,2%) nach guten Zahlen und angehobenen Jahres-zielen am Ende des Dow Jones. Deutlich besser entwickelten sich im S&P 500 nach ihren Zahlenvorlagen Best Buy (+13%), Urban Outfitters (+8,2%) und JC Penney (+6%). In Asien tendieren die Märkte heute Morgen erneut überwiegend leichter. In Japan gelang es dem Nikkei 225 sich im späten Handel wieder in positives Terrain vorzuarbeiten. Auch die europäischen Börsen sollten wieder etwas leichter eröffnen. Der Fokus der Anleger gilt dem FOMC-Protokoll am Abend.