Commerzbank Börsencompass: Luft wird dünn für den Euro
Der EUR durchläuft derzeit eine Phase der Stärke. So hat er in den vergangenen 12 Monaten gegenüber fast allen Währungen zugelegt. Die Initialzündung kam seinerzeit vom OMT-Programm der EZB, das bedingte Staatsanleihekäufe für Länder vorsieht, die sich einem ESM-Anpassungsprogramm unterziehen. Ohne dass das Programm aktiviert worden wäre, trat der erhoffte Erfolg ein: die Renditeaufschläge für die Peripherieländer sanken deutlich, die Befürchtungen eines Zerfalls der Währungsunion wichen. Eindrücklicher kann man das Bonmot von Schachgroßmeister Tartakower kaum bestätigt finden: „Die Drohung ist stärker als die Ausführung“. Unterstützung kam für den EUR zuletzt zusätzlich von positiven Konjunkturüberraschungen – ausgehend von freilich sehr bescheidenem Erwartungsniveau. Gleichwohl erstaunt, wie wenig der USD bislang im bilateralen Verhältnis von der Perspektive verringerter Anleihekäufe der Fed profitieren konnte. Dies mag daran liegen, dass die Märkte zwischen quantitativer Politik und Zinspolitik differenzieren und bislang der „Forward Guidance“ der Fed vertrauen und deshalb erst im 1. Halbjahr 2015 mit einer Leitzinsanhebung rechnen. Doch wird die Luft für weitere Avancen des EUR dünn. Während im Jahresverlauf die Konjunkturdynamik in den USA zunehmen dürfte, wird sich der Euroraum eher schwertun, das Tempo des 2. Quartals zu halten. Dann wird auch zunehmend in den Marktfokus rücken, dass die Heterogenität des Euroraums und erlahmender Reformeifer wohl noch lange Zeit ultratiefe Zinsen erzwingen. Die Balance der Argumente verschiebt sich also langsam zugunsten des USD.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der Rentenhandel blieb gestern ohne Impulse: Wichtige Konjunkturdaten wurden keine veröffentlicht und da die Saison der Unternehmensberichte vorüber ist, kamen auch von dieser Seite keine marktbewegenden Einflüsse. Entsprechend strebten die Kurse von US-Treasuries und Bundesanleihen, nach den kräftigen Kursrückgängen der letzten Wochen, seitwärts. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen erreichten zwar zwischenzeitlich mit 1,92% den höchsten Stand seit März 2012, entfernten sich anschließend aber wieder von der 2%-Linie. Nach dem schnellen Anstieg konsolidieren die Kurse nun wie erwartet. Wie lange diese Phase andauern wird, hängt derzeit sehr von der Geldpolitik in den USA ab. Sollte die Fed bereits im September ihre Anleihekäufe zurückfahren, dann könnte dies die Kurse weiter unter Druck bringen. Auch das Protokoll der letzten Sitzung, das morgen veröffentlicht wird, wird von den Volkswirten aufmerksam studiert werden. Vor zwei Monaten dominierten bei den Analysten die Sorgen, dass die Fed zu früh den Fuß vom Gas nehmen könnte – vor allem aus Sicht der krisengeplagten Euroländer. Nun mehren sich aber auch die positiven Konjunktursignale aus dem Euroraum, daher sind in den letzten Wochen die Risikoaufschläge bei den Anleihen der Peripherieländer gegenüber Bundesanleihen kontinuierlich zurückgegangen. Der Trend zu niedrigeren Aufschlägen dürfte sich fortsetzen, auch wenn es gestern vorübergehend in die andere Richtung ging.
Aktienmärkte
An einem insgesamt impulsarmen Handelstag zeigten sich die internationalen Aktienbörsen zum Wochenauftakt nachgebend. Dabei hielten sich die Verluste im deutschen Leitindex Dax 30 noch in Grenzen. Deutlich stärker unter Druck gerieten die südeuropäischen Märkte. Belastend wirkte vor allem eine Meldung der spanischen Notenbank, wonach der Anteil der „faulen“ Kredite auf 11,6% der gesamten Kreditsumme gestiegen ist. Somit waren Banken (-2,9%) im EUROSTOXX 50 mit Abstand die größten Verlierer. Aber auch Grundstofftitel (-2%) erlebten nach der Erholung der Vorwoche wieder stärkere Abgaben. Einzig der Chemiesektor (+0,2%) konnte sich leicht in positivem Terrain halten. Positiv entwickelten sich im Leitindex des Euroraums lediglich deutsche Aktienwerte (Bayer +0,7%, VW Vz. +0,4%), während Unicredit (-5,2%) die kräftigen Gewinne vom Freitag wieder vollständig abgeben musste. Im Dax konnten die Aktien von K+S ihren Erholungstrend (+2%) weiter fortsetzen, während vor allem HeidelbergCement (-4%) und ThyssenKrupp (-3,1%) starke Abgaben verzeichneten. An der Wall Street setzte sich der seit zwei Wochen andauernde Schwächetrend bei insgesamt ruhigem Handel weiter fort. Hier waren es Energiewerte (-1,5%) und Finanztitel (-1,3%), die stärker unter Druck gerieten. Einzig die Pharmabranche (+0,3%) konnte sich etwas fester entwickeln. Auch an den asiatischen Märkten überwogen heute Morgen die Verluste. Vor allem der Nikkei 225 gab angesichts grundsätzlicher Wachstumssorgen zuletzt deutlicher nach. Die europäischen Aktienbörsen werden mit diesen Überseevorgaben erneut etwas schwächer erwartet. Auch heute stehen nur mäßig kursrelevante Nachrichten auf der Agenda.