Commerzbank Börsencompass - USA: Keine Ausgabenexzesse der US-Konsumenten
Die US-Verbraucher stützen derzeit mit ihrer wachsenden Konsumneigung die Nachfrage. Ein Blick in die Monatsstatistik des Einzelhandels für Juli zeigt die üblichen Schwankungen in den Ausgabenkategorien: Der Boom bei den Autoverkäufen hat sich wieder etwas abgeschwächt. Gleiches gilt für die Käufe von Möbeln. Dagegen legten die Einzelhandelsumsätze ohne Autohäuser, Baumärkte und Tankstellen nach mehreren schwachen Monaten nun wieder kräftiger zu - um 0,5% gegenüber Juni. Diese Abgrenzung ist der Ausgangspunkt für die Berechnung des privaten Verbrauchs innerhalb der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Prognosen fürs dritte Quartal sind derzeit noch vage, auf eine deutliche Beschleunigung des Konsumwachstums deuten die Indikatoren noch nicht hin, obwohl das Umfeld (niedrige Zinsen, Immobilienboom, sinkende Arbeitslosigkeit) weiterhin positiv ist. Somit dürfte der Zuwachs ähnlich wie im ersten Halbjahr ausfallen und bei annualisiert etwa 1,5% liegen. Anders als in früheren Zyklen, in denen kaum noch gespart wurde, bleiben die Konsumenten derzeit auf dem Teppich: So erreichte im Verlauf des Aufschwungs 2005-2007 die durchschnittliche Sparquote eines Haushalts (gemessen in Prozent des verfügbaren Einkommens) kaum drei Prozent. Um den Wertverfall bei den Immobilien und den daraus resultierenden Vermögensverlust auszugleichen, haben die Amerikaner in den letzten Jahren dagegen kräftig gespart. In den letzten zwölf Monaten ließen ihre Sparbemühen zwar etwas nach – mit 4,4% ist die Sparquote aber weiterhin solide und nicht weit von dem langjährigen Durchschnitt von 5% entfernt.
Konjunktur / Rentenmärkte
Die gestrigen Konjunkturdaten brachten Staatsanleihen erstklassiger Bonität ebenso unter Druck, wie die der Euro-Peripherie. Die Renditen stiegen über alle Laufzeiten Hinweg teils deutlich an. So überwanden die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen die Marke von 1,80%. Italienische Papiere gerieten aufgrund einer abgesagten Auktion unter Druck. Spanische Papiere konnten zunächst Gewinne verbuchen, verloren diese jedoch im Tagesverlauf wieder. Neben einem leicht gestiegenen ZEW-Index im August, meldeten die USA leicht verbesserte Einzelhandelsumsätze im Juli (siehe Topthema). Speziell letztere heizen die Mutmaßungen um das Ende der Anleihekäufe der Fed abermals an. Für die Eurozone wurden am Vormittag Daten zur Industrieproduktion im Juni veröffentlicht. Diese stieg um 0,7% M/M, wenngleich ein Anstieg von 1% erwartet wurde. Weiterhin herrscht große Ungleichheit innerhalb der Eurozone. Während Deutschland einen starken Zuwachs von 2,5% M/M verbuchen konnte, sank die Produktion in Spanien nur leicht. Allerdings zeichnet sich für das 2. Quartal nun eine Expansion des Bruttoinlandproduktes (BIP) in der Eurozone ab, was bereits heute Vormittag durch eine Schnellmeldung bestätigt werden sollte. Für Deutschland (+0,7% Q/Q) und Frankreich (+0,5 Q/Q) fielen diese Daten am Morgen bereits positiv aus. Aufgrund der sich verbessernden Stimmung an den Märkten und der Überschreitung der psychologisch wichtigen Renditemarke bei 10-jährigen Bundesanleihen, sollten Bunds auch heute unter Druck geraten.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern freundlich. Die Leitindizes legten zwischen 0,5 und 0,7% zu. Verantwortlich für die positive Tendenz zeichneten zum einen gute Makrodaten. So stieg der ZEW-Index (42 Punkte) stärker als erwartet (40) an. Zum anderen stützten eine Reihe von guten Quartalsergebnissen. In diesem Umfeld gewann der Dax 0,7%. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Notierung von RWE (+4,5%), die von den besser als prognostizierten Zahlen von E.ON (+2,2%) profitierten. Aufgrund der Hoffnung auf eine weitere Stabilisierung der europäischen Konjunktur waren v.a. zyklische Titel wie Lanxess (+3,5%) oder BASF (+2,8%) gefragt. In der zweiten Reihe gewann die Aktie von Leoni nach Vorlage überzeugender Quartalsergebnisse 3,9%. Die Notierung von K+S sank dagegen aufgrund enttäuschender Quartalszahlen um 1,5%. ThyssenKrupp gab vor Bekanntgabe der Ergebnisausweise um 1,6% nach. Auf europäischer Sektorebene setzten sich Rohstoffwerte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 1,4% an die Performancespitze. Aktien aus dem Sektor Versicherung büßten im Schnitt als Tagesverlierer rd. 0,3% ein. Die Börsen in den USA schlossen mit leichten Aufschlägen (Dow Jones: +0,2%). Für Rückenwind sorgte nach Bekanntgabe der Einzelhandelsdaten die Erwartung der Investoren, dass die Fed vorerst die sehr expansive Geldpolitik beibehalten wird. Apple setzte seinen Aufschwung fort und verteuerte sich um 4,8%. Auf Sektorebene glänzten IT-Werte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,8%. Dagegen büßten Telekomtitel im Schnitt 0,7% ein. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlicher. Der Nikkei 225 gewann 1,3%; der Yen wertete zum USD leicht ab.