Commerzbank Börsencompass: US-Außenhandel lässt für die globale Konjunktur hoffen
In den USA hat die Handelsbilanz für Juni sehr positiv überrascht. Das nominale Defizit sank im Juni von 44,1 auf 34,2 und das reale, also um Preisveränderungen bereinigte Defizit von 51,9 auf 43,1 Mrd. USD. Das Defizit ist damit auch geringer, als es in der ersten Schätzung für das BIP (2. Quartal) unterstellt worden war; die Wachstumsrate dürfte auf dieser Basis eher bei 2% (annualisiert) statt bei 1,7% liegen. Woher kam die Verbesserung im Juni? Die US-Exporte stiegen sowohl in nominaler als auch in realer Rechnung um mehr als 2% an, während die Importe jeweils um ca. 3% gesunken sind. Ein Beitrag kam dabei von der „Ölbilanz“, deren Defizit von nominal knapp 21 Mrd. USD auf 17,4 Mrd. USD sank. Hier macht sich mehr und mehr das „Fracking“ bemerkbar, das zu einer verstärkten heimischen Energiegewinnung beiträgt. Im Juni exportieren die USA Ölprodukte im Wert von 11,5 Mrd. USD, vor zehn Jahren war es nur ein Zehntel dessen. Die nominalen Ölimporte liegen mit aktuell 28,9 Mrd. USD immerhin mehr als 40% unter ihrem Allzeithoch vom Sommer 2013. Erfreulich an den Daten waren aber insbesondere auch die steigenden Exporte von Kapitalgütern (ohne Kfz), die knapp ein Viertel des Exportportfolios ausmachen. Sie stiegen im vergangenen Monat um fast 4% an. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Dynamik im kommenden Monat bestätigt. Es ist aber ein positives Signal – nicht nur für die US-Konjunktur. Es lässt auch auf eine Belebung der globalen Nachfrage hoffen, nachdem der Welthandel im bisherigen Jahresverlauf sehr lethargisch geblieben ist.
Konjunktur / Rentenmärkte
Staatsanleihen erstklassiger Bonitäten notierten gestern im Tagesverlauf uneinheitlich und beendeten den Handelstag leicht im Minus, während Anleihen der Peripheriestaaten Gewinne verbuchten. Maßgeblich beeinflusst wurde der Rentenmarkt durch die Auftragseingänge der deutschen Industrie. Diese waren mit +3,8% M/M stärker als erwartet gestiegen, wenngleich ein Großteil des Anstiegs auf außergewöhnlich hohe Bestellungen für Flugzeuge zurückzuführen ist. Der seit 4 Monaten erste Anstieg der Inlandsbestellungen von Investitionsgütern deutet darauf hin, dass die Unsicherheiten über die Entwicklung im Euroraum bei deutschen Unternehmen abnehmen. Daten aus Italien komplettieren dieses Bild. So ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal zwar um 0,2% Q/Q gefallen, allerdings weniger als erwartet. Auch die Industrieproduktion im Juni deutet ein Ende der Talfahrt an und stieg mit 0,3% (M/M) den zweiten Monat in Folge leicht an. Auch politisch konnten die Wogen vorläufig geglättet werden, nachdem Silvio Berlusconi bereits am Sonntag seine Anhänger beruhigte und der Regierung zunächst den Rücken stärkte. Die US-Handelsbilanz wies für Juni ein deutlich geringeres Defizit als erwartet und zugleich mit 34,2 Mrd. USD das geringste seit 4 Jahren auf. Dies sollte sich auf das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal positiv auswirken. Am heutigen Tag steht die Industrieproduktion in Deutschland im Fokus des Marktes. Positive Überraschungen und die Angebotsseite sollten Bundesanleihen heute erneut unter Druck setzen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern mit Ausnahme der Börse in der Schweiz (+0,2%) leichter. Die guten Konjunkturdaten aus Italien und Deutschland wurden durch erneut aufkommende Ängste über ein möglicherweise baldiges Ende der expansiven US-Geldpolitik konterkariert. Außerdem sorgten eine Fülle von Unternehmensdaten für kräftig Bewegung auf Einzelwertebene. In diesem Umfeld büßte der zyklisch ausgerichtete Dax mit einem Minus von 1,2% mit Abstand am meisten unter den europäischen Leitindizes ein. Tagesverlierer war die Aktie von K+S (-8,1%), die unter der Senkung der Ergebnisprognose für 2013 und 2014 litt. Starke Abschläge verzeichnete aufgrund höher als gedacht ausgefallener Flutschäden auch die Münchener Rück (-5,4%). Lanxess büßte nach Vorlage schwacher Zahlen um 4,3% ein. Versorgertitel litten unter Abstufungen (RWE: -5,3%, E.ON: -4,2%). In der zweiten Reihe brach die Notierung von Salzgitter nach einer Gewinnwarnung um 12,2% ein. Positiv stachen nach Quartalsvorlagen die Aktien der Deutschen Post (+0,1%) sowie die von Sky Deutschland (+6,6%) hervor. Auf europäischer Sektorebene gehörten Technologiewerte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,4% zu den Tagesgewinnern. Rohstofftitel verloren dagegen im Schnitt um 2,6% (Versorger: -1,2%). Die Börsen in den USA tendierten leichter (Dow Jones: -0,6%). IBM (-2,3%) litt unter einer Votenherabstufung. Auf Sektorebene (S&P 500) gaben wie in Europa Rohstofftitel (-1%) am deutlichsten nach. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer. Der Nikkei 225 verlor 4%. Der Yen wertete ggü. dem USD rd. 0,6% auf. Die Festlandbörsen in China erlitten dagegen nur leichtere Verluste.
Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!