Commerzbank Börsencompass - USA: Aufträge aus dem Inland legen deutlich zu
Die Unternehmen in den USA haben das schwache zweite Quartal abgehakt und blicken überaus zuversichtlich auf den weiteren Jahresverlauf. Auch die Dienstleistungsunternehmen, die für die Umfrage des „Institute for Supply Management“ (ISM) befragt wurden, spiegeln einen deutlichen Stimmungsaufschwung wider – in ähnlicher Stärke wie die Unter-nehmen des Verarbeitenden Gewerbes dies vergangene Woche taten. Der „Non-Manufacturing Index“ stieg für Juli auf 56,0 Punkte (Juni 52,2). Zusammengenommen spricht dies für eine deutliche Wachstumsbeschleunigung: Vermutlich werden die annualisierten Zuwachsraten des Bruttoinlandsproduktes klar auf über 2,0% ansteigen (2. Quartal: 1,7%). Ein sehr positives Signal ist dabei der kräftige Anstieg der Aufträge aus dem Inland. Sowohl die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wie auch die Serviceunternehmen meldeten hier deutlich höhere Zuwachsraten als noch im Vormonat. Es sind wohl vor allem Bestellungen für Investitionsgüter, die hinter diesem Anstieg stehen. Höhere Investitionen bedeuten zukünftig mehr Arbeitsplätze. Damit treten auch die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag in den Hintergrund – der Markt hatte sie ohnehin weitgehend ignoriert. Mit ihrem vorbildlichen Timing von Fiskal- und Geldpolitik haben es die USA somit aus eigener Kraft geschafft, eine sich selbst verstärkende Erholung in die Wege zu leiten. Ob sich die Fed von den Konjunkturdaten beeindrucken lässt, ist aber offen. Die Argumente für und gegen einen langsamen Ausstieg aus den Anleihekäufen bereits im September halten sich in etwa die Waage.
Konjunktur / Rentenmärkte
An den Rentenmärkten blieb gestern nach den Aufgeregtheiten der Vorwoche (die Rendite 10-j. Treasuries streifte ein neues Jahreshoch) das Geschehen ruhig. Die schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag scheinen dem Markt fürs erste die Sorge genommen zu haben, dass die Reduzierung der Anleihekäufe der Fed bereits bei der nächsten FOMC-Sitzung am 18. September beschlossen wird. Doch wie dem auch sei: Es ist weiterhin höchst wahrscheinlich, dass dieser Schritt dann eben etwas später in diesem Jahr – unser Favorit bleibt Dezember – vollzogen wird. Daher dürfte längerlaufenden Treasuries keine allzu lange Erholung vergönnt sein, wie auch der unerwartet starke Anstieg des Service-ISM andeutet (s. Topthema). Bundesanleihen gaben leicht nach, die Risikoaufschläge für die Peripheriemärkte verharrten in der Nähe ihrer Jahrestiefs. Den Peripherieanleihen halfen dabei weitere konjunkturelle Aufhellungszeichen. So ist in Italien der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im Juli auf 48,7 Punkte (höchster Stand seit 2 Jahren) gestiegen. Er liegt damit nur noch 1,1 Punkte unter dem Mittelwert des Euroraums, doch hat die Rezession wohl auch im 2. Quartal angehalten. Es erstaunt, wie gelassen der Markt die fragile Lage der Regierung Letta aufnimmt, die durch die Verurteilung Berlusconis – dessen Anhänger der Regierung die Unterstützung entziehen könnten – entstanden ist. Der politische Faktor könnte daher am italienischen Rentenmarkt bald wieder für etwas Unruhe sorgen.
Aktienmärkte
Zum Wochenauftakt fehlten den westlichen Aktienmärkten die wesentlichen Impulse zur Fortsetzung der positiven Kurstendenz. Auch der über Erwartung stark ausgefallene ISM-Index für Dienstleistungen aus den USA sowie die erfreuliche Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes in Europa bewegten die Indizes kaum. Am leicht schwächeren deutschen Leitindex Dax 30 ragten, auch ohne fundamentale Kurstreiber, die Aktien der Deutschen Börse (+3,4%) heraus. Sehr schwach präsentierte sich hingegen erneut K+S (-7,5%), die weiter von den Turbulenzen an den internationalen Kalimärkten belastet wurden. RWE (-2,4%) und E.ON (-1,1%) litten im Vorfeld der Veröffentlichung ihrer Quartalsgewinne unter der skeptischen Erwartungshaltung vieler Analysten. Im EUROSTOXX 50 zeigten dann auch die Branchen Finanzdienstleister (+1,4%) und Versorger (-0,5%) die extremsten Kurstendenzen. Im europaweiten STOXX 50 konnten sich Grundstoffe (+1%) am besten behaupten. Schwächste Titel waren hier die Aktien von HSBC (-4,4%), nachdem die britische Großbank mit ihren Zahlen die Analystenerwartungen verfehlt hatte. Auch an der Wall Street gönnten sich die Indizes eine Verschnaufpause. Den besten Eindruck hinterließ bei allgemein schwächelnden Branchen noch das IT-Segment (+0,2%), während Versorger (-0,7%) stärker unter Druck gerieten. An den asiatischen Börsen entwickeln sich die Märkte heute Morgen uneinheitlich. Der Nikkei 225 kann sich nach den Vortagesverlusten wieder leicht erholen. Die europäischen Börsen dürften heute leicht schwächer in den Handel starten. Neben deutschen Auftragseingängen und der US-Handelsbilanz werden vor allem einige Quartalsberichte aus dem Dax 30 im Fokus stehen.
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