K+S: Gerüchte, Goldman Sachs, Panik - aber was kommt jetzt?
Nun droht der Rauswurf aus dem DAX: Nachdem die Aktie von K+S in dieser Woche mehr als 29 Prozent an Wert verloren hat, dürfte der Anteilsschein des Unternehmens einer der Top-Kandidaten auf einen Abstieg in den MDAX sein. Doch das dürfte für die Vorstandsmannschaft um Konzernchef Norbert Steiner derzeit eines der Probleme sein, das vergleichsweise geringe Kopfschmerzen verursacht. Viel schlimmer ist das, was nach den Ereignissen in dieser Woche für den Kalimarkt droht, die wichtigste Sparte von K+S.
Der russische Konkurrent und Marktführer Uralkali hat am Dienstag für Schockwellen gesorgt, die langfristige Spuren in der Struktur des Kalimarktes aufwerfen werden. Die Osteuropäer sind aus einem Vertriebskonsortium ausgestiegen und drohen mit einem Preiskampf. Man rechnet mit einem deutlichen Rutsch bei den Kalipreisen und will mit höheren Mengen dagegen halten, um die Ergebnisse einigermaßen zu stabilisieren. Dass Uralkali vergleichsweise geringe Produktionskosten hat, ist dabei ein immenser Vorteil der Bullen.
Doch diese Vorteile haben längst nicht alle Konzerne der Branche. K+S ist einer der Branchenvertreter, die unter hohen Kostenstrukturen stark leiden würden, wenn der Kalipreis einbricht. Dass man dies im Salzgeschäft und mit Spezialdüngern ausgleichen kann, scheint ausgeschlossen, weshalb in den vergangenen Tagen reihenweise Gewinnschätzungen und Kursziele der Analysten in die Tiefe gerauscht sind. Faszinierend ist dabei, dass die Experten die Preisprognose der Russen bereits als unausweichlich ansehen. K+S sieht dies anders: „Die in der Presse kolportierten Preise für Kalidüngemittel sind für uns nicht nachvollziehbar und entsprechen aus unserer Sicht in keiner Weise der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation“, heißt es in einer Stellungnahme von Seiten des DAX-Konzerns, die aber weitgehend ungehört in der Panik der vergangenen Tage verhallte.
Ohnehin ist der Markt bei K+S derzeit kaum rational, seitdem Uralkali am Dienstag die Branche erbeben ließen. Die Ziele der Russen sind dabei genauso wenig sicher wie deren Prognosen, um K+S selbst schießen die Spekulationen ebenfalls ins Kraut. Dass die Aktie aus dem DAX absteigen muss, ist längst nicht ausgemachte Sache. Ein weiteres Beispiel: Eines dieser Gerüchte ist eine mögliche Übernahme des Konzerns durch einen Konkurrenten oder strategische Investoren, die sich in der zukunftsträchtigen Sparte der Dünger-Rohstoffe und Düngemittel engagieren wollen. Die wachsende Weltbevölkerung lässt die Sparte aussichtsreich erscheinen. Dazu beigetragen hat zu dem Übernahmegerücht sicherlich auch, dass ausgerechnet Goldman Sachs, für viele zusammen mit den Hedgefonds der Inbegriff des bösen Kapitalismus der Wall Street, seinen Anteil an K+S auf mehr als 5 Prozent aufgestockt hat. Marktbeobachter bezeichnen es allerdings als eher unwahrscheinlich, dass der Kasseler Konzern übernommen wird. So könnte dies vor allem eine Geschichte für gerüchteliebende Medien sein, die seit Dienstag jeden kleinen Gerüchtefetzen um den Kaliförderer zur Sensation aufblasen.
Für Anleger heißt es bei dem Papier wohl vor allem ruhig zu bleiben. Am 13. August legen die Hessen ihre Halbjahreszahlen vor. Nach dem bisher dünnen Statement kann man vom Vorstand um Steiner dann ausführlichere Statements zu den sich anbahnenden Veränderungen im Kalimarkt erwarten. Interessant dürften dabei vor allem Informationen zum kanadischen Legacy-Projekt des Unternehmens sein. Das Kaliprojekt soll eigentlich für günstigere Kosten und langfristige Wachstumsperspektiven für K+S sorgen. Doch das milliardenschwere Bergwerk könnte auf der Kippe stehen, wenn der Preis für den Rohstoff tatsächlich abstürzt. Das wäre für die Gesellschaft dann wirklich eine heftige Zäsur bei den Zukunftsaussichten. Erste Analysten haben genau diese Option aber bereits in ihre Bewertungen einbezogen.
Bleibt der Blick auf die Aktie des Unternehmens. Der Titel hat am Donnerstag begonnen, den jüngsten Kursrutsch auf 16,91 Euro zu konsolidieren. Eine erste Erholungsbewegung hat das Papier am Freitag auf 19,20 Euro geführt. Charttechnisch lässt sich um 19,24/19,48 Euro eine erste Hürde sehen, darüber wohl um 20,87 Euro. Offen ist allerdings, ob die Talfahrt schon vorbei ist. Dass das Pendel nun wieder nach oben ausschlägt, ist noch nicht sicher. Weder eine Bodenbildung noch eine Trendwende sind bisher komplettiert. Bis mindestens zu den Halbjahreszahlen wird die Lage daher auch charttechnisch spannend bleiben.