Osram: Der Ernst des Lebens beginnt
Für Osram ist am Montag die Premiere an der Börse. Ab 9.30 Uhr soll die Aktie an den Börsen in Frankfurt und München gehandelt werden, die eigentlich einen anderen Weg an das Parkett nehmen sollte. Doch ein klassisches IPO mit Kapitalerhöhung scheut der Siemens-Konzern, der seine Leuchtmittelsparte nun via Abspaltung an den Markt bringt.
Die Aktionäre des DAX-notierten Konzerns erhalten für zehn Anteilsscheine eine Aktie von Osram. Entsprechend wird der Siemens-Aktienkurs heute optisch niedriger liegen als am Freitag – der Osram-Wertabschlag ist „schuld“. Der Osram-Streubesitz kommt nach der Ausschüttung auf 80,5 Prozent, Siemens wird nur noch rund 17 Prozent halten, der Rest der Osram-Papiere liegt bei der Siemens Pension Trust e.V.
Für den Leuchtmittelhersteller ist die Börsenpremiere zugleich ein Sprung ins Ungewisse. Der richtige Zeitpunkt für einen milliardenschweren Börsengang mit einer üppigen Kapitalerhöhung wurde von Siemens verpasst. Irgendwo zwischen 20 und 44 Euro sah man den Aktienkurs für den Leuchtmittelhersteller im Vorfeld, je nach Bilanzansatz, Gutachten oder Analystenmeinung, zwischen 22 Euro und 25 Euro liegen die vorbörslichen Indikationen bei Lang + Schwarz am frühen Montagmorgen.
Erwartet wird, dass es zunächst einigen Verkaufsdruck geben wird, wenn Indexfonds, die Siemens-Aktien halten, die nicht DAX-notierten Osram-Papiere ins Depot bekommen, diese aber nicht halten können, dürfen oder wollen. Wenn sich dies gelegt hat, beginnt für Osram endgültig der Ernst des Börsenlebens. Während Siemens einen Verlustbringer los ist, wird der Leuchtmittelkonzern die Anleger überzeugen müssen, ohne sich im Großkonzern zu verstecken. Bei 5,4 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2011/2012 und einem Verlust von 378 Millionen Euro wird dies nicht unbedingt einfach.