Marktbericht - Börse am Morgen: Nvidia, SAP, EZB, US-Börse geschlossen - Nord LB

Aus den gestern veröffentlichten Protokollen der letzten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) geht hervor, dass in einem Umfeld von geopolitischen Risiken und in Zeiten des Zollstreits zukünftig EZB-seitig geldpolitisch auf Sicht gefahren wird. Wörtlich heißt es: „Angesichts der allgegenwärtigen Unsicherheit“ sowie des „Risikos von Inflationsschocks in beide Richtungen“ möchte sich die Zentralbank für die Zukunft nicht die Hände binden. Die nächste Sitzung ist für den 24. Juli terminiert. Am Kapitalmarkt ist für diesen Termin eine Zinspause vollständig eskomptiert. Unterstützung kommt in dieser Thematik auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Der IWF advisiert den EZB-Währungshütern den Leitzins nicht mehr zu verändern; mit einer Ausnahme: Sollten sich die Inflationsaussichten aufgrund neuer Schocks wesentlich verändern, wäre natürlich Handlungsbedarf gegeben. In dieser Gemengelage warnt EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch (Chef der belgischen Notenbank) vor einer anhaltend niedrigen Inflationsrate im Euro-Raum. Positiv zu würdigen ist jedenfalls, dass im Juni die Inflationsrate exakt auf dem angestrebten Zielniveau von 2,0% angekommen ist.
Fallende Zinsen gehen typischerweise einher mit steigenden Immobilienpreisen. Und siehe da. Der dt. Immobilienmarkt konnte sich im Frühjahr weiter erholen. Bundesweit steigen bei Kaufobjekten in Großstädten die Preise. Laut der Immobilien-Platform ImmoScout24 zog die Nachfrage spürbar an. Das Anfrageinteresse nähere sich beim Häusermarkt wieder den Rekordwerten aus dem Boomjahr 2021. Überdies verringert sich der Verhandlungsspielraum zwischen Verkäufer und Käufer. Deutschlandweit notiert die Preisspanne zwischen Angebots- und Transaktionspreis bei nur noch 7% (Wohnungen) resp. 5% (Häuser).
Während der dt. Real-Estate-Markt die Krise zunehmend abzuschütteln scheint, setzt sich am dt. Automarkt der Schrumpfkurs fort. Gemäß Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes hat sich im Juni die Anzahl der Neuzulassungen ggü. dem Vorjahresmonat um rd. 14% verringert. Auf Halbjahressicht sieht es zwar nicht ganz so drastisch aus, aber auch hier beläuft sich das Minus auf 4,7%. Die private Nachfrage nach größeren Investitionen bleibt weiterhin verhalten. Dies wird insbesondere deutlich, wenn man als Referenz das Vor-Corona-Jahr (2019) heranzieht. Ggü. 2019 beträgt der Rückgang laut Autoverband VDA im 1HJ sogar 24%.
Tagesausblick
Am letzten Wochenhandelstag gibt es zunächst neue Impulse von Seiten der Auftragseingänge der dt. Industrie. Mit einer Bestätigung der erwarteten Belebung im Juni dürften sich Finanzmarktexperten und Unternehmen in ihrem aufgehellten Stimmungsbild mit Blick auf die künftige Konjunkturentwicklung weiter bestätigt sehen. Auf eur. Ebene werden die Produzentenpreise in der Eurozone im Mai veröffentlicht, welche sich auf Monatssicht wohl zum dritten Mal in Folge u.a. wegen gesunkener Energie- und Vorleistungspreise leicht ermäßigt haben dürften.
Aktienmärkte
Der Rekordkurs an der Wall Street setzte sich gestern nach den positiven US-Arbeitsmarktdaten unvermindert fort. Die US-Wirtschaft konnte im Juni 147.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse aufbauen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Zudem wurde gemeldet, dass die auf der Basis einer separaten Umfrage erhobene Arbeitslosenquote leicht auf 4,1% gefallen ist. Auch dies ist eine gute Nachricht. Folglich kommt die US-Notenbank Fed nun wohl zunehmend unter Zugzwang. Auch in Europa gab es nur grüne Vorzeichen auf dem Parkett. Impulse aus der neuen Welt gibt es heute indes nicht. Die Börsen in den USA bleiben heute aufgrund des Independence Day geschlossen.
Dow Jones +0,78%; S&P 500 +0,83%; Nasdaq Comp. +1,02%; DAX +0,61%; MDAX +0,31%; TecDAX +0,53%.
Unternehmen
Mit einem Börsenwert von EUR 354 Mrd. ist SAP das wertvollste Unternehmen in Europa. Das teuerste Unternehmen der Welt in der Börsengeschichte ist hingegen Nvidia. Ein neuer Kursrekord am Donnerstag macht es möglich. Der Börsenwert springt auf unfassbare USD 3,92 Bio. Der bisherige Rekord von Apple aus dem Dezember 2024 ist damit egalisiert (USD 3,195 Bio.). Beindruckend: In den letzten vier Jahren hat sich die Marktkapitalisierung des KI-Chipherstellers Nvidia fast verachtfacht.
Rohstoffe
Ölpreise gaben am Donnerstag nach. Belastend wirkte die Sorge vor einer zukünftig bevorstehenden Produktionssteigerung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an diesem Wochenende. Unsicherheiten aufgrund der US-Zollpolitik sowie Konjunkturängste wirkten zudem preisdämpfend.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!