Marktbericht - Börse am Morgen: Bechtle, Geely/Volvo, US-Arbeitsmarktdaten - Nord LB

Deutschlands Digitalwirtschaft zeigt sich weitgehend krisenfest. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und des aktuell schwierigen konjunkturellen Umfelds wachsen die Umsätze und es entstehen neue Jobs. So erwartet der Digitalverband Bitkom im deutschen Markt für IT und Telekommunikation (ITK) 2025 ein Umsatzplus von 4,4% auf EUR 235,8 Mrd. Im vergangenen Jahr hatten die ITK-Umsätze um 4,7% auf EUR 225,9 Mrd. zugelegt. Gleichzeitig nimmt auch die Beschäftigung in der Branche weiter zu: Die Zahl der Erwerbstätigen im ITK-Sektor soll im Jahr 2025 um rund 9.000 auf 1.354 Mio. steigen. 2024 entstanden 3.500 neue Stellen.
Die Auftragseingänge im deutschen Maschinen- und Anlagenbau haben im Mai nach Angaben des Branchenverbands VDMA y/y real um 9% zugelegt. Allerdings war der Vorjahresmonat ein besonders schwacher Monat. Orders aus dem Inland stiegen um 2%, Bestellungen aus dem Ausland um 12%. Für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres verbleibt ein leichtes Auftragsplus von 3%, der von Auslandsorders (+4%) getrieben war. Bestellungen aus dem Inland stagnierten dagegen.
Die Arbeitslosenquote im Euro-Raum ist nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat im Mai auf 6,3% gestiegen. Analysten hatten im Schnitt mit 6,2% gerechnet. Rund 10,83 Mio. Menschen waren im Mai ohne Job. Dies waren 54.000 mehr als im April und 168.000 weniger als im Vorjahresmonat. Am höchsten lag die Arbeitslosenquote in Spanien mit 10,8% und Finnland mit 9,0%, am niedrigsten in Malta mit 2,7%. In Deutschland lag der Wert bei 3,7%.
US-Unternehmen haben nach den aktuellen ADP-Daten im Juni überraschend 33.000 Stellen gestrichen, nachdem im Mai noch revidiert 29.000 Jobs aufgebaut wurden.
Tagesausblick
Die anstehenden US-Arbeitsmarktdaten dürften heute klar im Zentrum des Anlegerinteresses stehen – insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Spekulationen über mögliche geldpolitische Lockerungen. Sollte sich eine befürchtete Abschwächung der Beschäftigungsdynamik bestätigen, könnte dies die Diskussion über Zinssenkungen weiter anheizen. Der ebenfalls auf dem Tagesplan stehende ISM PMI für den Dienstleistungssektor sollte sich wieder oberhalb der Expansionsschwelle einfinden, was zumindest temporär für etwas Beruhigung sorgen könnte. Besonders bemerkenswert erscheinen die Erwartungen an die zur Veröffentlichung anstehenden Auftragseingänge in der Industrie, wobei auch gestützt durch Nachholeffekte mehrheitlich mit einer deutlichen Belebung gerechnet wird.
Aktienmärkte
Nach zwei Tagen in rot ging es gestern auf dem Frankfurter Parkett wieder leicht nach oben. Aktienanleger hierzulande hofften auf einen versöhnlichen Ausgang der Zollverhandlungen mit den USA. Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien setzten zum Höhenflug an, nachdem in letzter Minute Änderungen an Trumps „One Big Beautiful Bill“ vorgenommen wurden, die für bessere Bedingungen sorgen.
An der Wall Street bremsten die o. g. ADP-Zahlen nur kurz. Anhaltende Zinsfantasien unterstützten den Auftrieb im breiten Markt, während der Dow-Jones-Index der Standardwerte auf Vortagesniveau blieb.
DAX +0,49%; MDAX +0,16%; TecDAX +0,36%; Dow Jones -0,02%; S&P 500 +0,47%; Nasdaq Comp. +0,95%.
Unternehmen
Der IT-Dienstleister Bechtle übernimmt die spanische Grupo Solutia Tecnologia mit Hauptsitz in Sevilla und Standorten in Madrid und Murcia. Das spanische Unternehmen, ein IT-Spezialist für öffentliche Auftraggeber mit Schwerpunkten in den Bereichen Gesundheit und Bildung, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp EUR 100 Mio. und beschäftigt aktuell 637 Mitarbeiter. Mit dem Zukauf verfünffacht Bechtle sein Team in Spanien und weitet das Leistungsportfolio in den Bereichen Workplace, Software-Entwicklung sowie IT-Services deutlich aus. Über die Konditionen wurde Stillschweigen vereinbart.
Der schwedische Autohersteller Volvo Cars, der mehrheitlich zum chinesischen Geely-Konzern gehört, hat in H1 2025 353.780 Autos und damit 9% weniger als in der Vergleichsperiode des Vorjahres verkauft. Im Juni waren es mit 62.858 Fahrzeugen sogar 12% weniger als im Vorjahr. Der Anteil vollelektrischer Autos lag bei 22%, derjenige elektrifizierter Modelle (vollektrische und Plugin-Modelle) lag bei 44%.
Devisen
Der EUR geriet gestern nach dem jüngsten Höhenflug zunächst unter Druck, erholte sich im US-Handel aber wieder.
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