Börse am Morgen: Autodoc, Brainlab, Inflation, US-Arbeitsmarkt - Nord LB

Die Inflationsrate ist im Euroraum im Juni wie erwartet leicht gestiegen, bleibt mit 2,0% Y/Y aber im Zielbereich der EZB. Der inflationsdämpfende Effekt der Energiepreise lässt etwas nach, während die Kernrate mit 2,3% Y/Y leicht erhöht bleibt. Der rückläufige Trend der Dienstleistungsinflation hat sich im Juni nicht fortgesetzt, allerdings war hier der Rückgang im Mai wegen Sonderfaktoren besonders stark ausgefallen. Mittelfristig spricht die nachlassende Lohndynamik für eine Abschwächung des binnenwirtschaftlichen Inflationsdrucks. Die externen Risiken für die Inflation mahnen zur Vorsicht, weshalb die EZB im Juli eine Zinspause einlegen wird. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich das Fenster für eine letzte Zinssenkung jedoch noch einmal öffnen.
Die gestrigen Daten zum Caixin Manufacturing PMI mit einem Anstieg auf 50,4 Punkte zeigen im Juni eine Stimmungsaufhellung in den Einkaufsabteilungen chinesischer Industrieunternehmen und sind eine positive Überraschung. Neben gezielten staatlichen Verkaufsaktionen zeigt sich die Stimmungsverbesserung vor allem von deeskalierenden Signalen im Handelskonflikt mit den USA getragen. Die jüngsten Fortschritte in den Verhandlungen zwischen Peking und Washington sind zwar grundsätzlich positiv, allerdings handelt es sich dabei zum großen Teil lediglich um die konkrete Umsetzung der bereits im Genfer Rahmenabkommen skizzierten Maßnahmen Strukturelle Streitpunkte wie der Transfer von Hochtechnologieprodukten im Bereich Halbleiterdesignsoftware und KI-Komponenten sind damit noch nicht vom Tisch. Auch eine Folgeregelung für die bis zum 9. Juli befristete Zollvereinbarung ist noch nicht bekannt.
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind in Q1 2025 um y/y 3,8% und q/q 1,4% gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresquartal erhöhten sie sich damit zum zweiten Mal in Folge, nachdem sie zuvor seit Q4 2022 durchgängig gesunken waren. Im Jahresdurchschnitt 2024 lagen sie noch um 1,5% niedriger als im Jahresdurchschnitt 2023.
Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Deutschland ist weiter rückläufig. Im Mai lag diese mit 15.250 Betrieben um 1,2% niedriger als im Vorjahr und um 41% niedriger als zehn Jahre zuvor. Die Zahl der gehaltenen Schweine lag mit 20,9 Mio. Tieren um 1,2% niedriger als im Vorjahr und um 25,6% niedriger als vor zehn Jahren. Durchschnittlich werden fast 1.400 Tiere pro Betrieb gehalten. 2015 lag die Zahl bei knapp 1.100.
Tagesausblick
Die heutige ökonomische Berichterstattung wartet mit eher wenigen aber dafür wichtigen Daten auf und steht ganz im Fokus von Arbeitsmärkten. Für die Eurozone wird am Vormittag die Arbeitslosenquote gemeldet. Im Vergleich zum April gehen wir für den Mai von einer ansteigenden Quote aus, welche die psychologisch wichtige Marke von 6% reißen dürfte. In den USA wird die Beschäftigungsänderung des Datendienstleisters ADP veröffentlicht. Nach zuletzt eher mauen Zahlen, dürften die neu geschaffenen Stellen nun wieder freundlicher ausfallen.
Aktienmärkte
Nach den zuletzt deutlichen Kurserholungen konsolidierten die europäischen Aktienmärkte gestern. Ohne nennenswerten Newsflow von der Unternehmensseite rückte die Zoll-Deadline am 9. Juli zurück in den Fokus. Entsprechend stieg die Nervosität.
Der Handel an der Wall Street verlief uneinheitlich. Während der Dow Jones zulegte, schloss der breiter aufgestellte S&P 500 knapp unterhalb des Vortagesstands. Die Indizes der Technologiebörse Nasdaq gaben nach den Rekordständen vom Wochenanfang dagegen gestern nach.
DAX -0,99%; MDAX -0,77%; TecDAX -0,78%; Dow Jones +0,91%; S&P 500 -0,11%; Nasdaq Comp. -0,82%.
Unternehmen
Nachdem der Auto-Ersatzteilhändler Autodoc in der vergangenen Woche seinen Börsengang mangels Nachfrage auf unbestimmte Zeit verschoben hatte, sagte nun auch der Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab den für morgen geplanten Börsengang kurz nach dem Ende der Zeichnungsfrist ab. Am Montag noch hatten die begleitenden Banken mitgeteilt, dass der Preis zwar am unteren Ende der Spanne (EUR 80 – EUR 100) liegen werde, die Emission auf diesem Niveau aber vielfach überzeichnet sei.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR erklomm erstmals seit fast vier Jahren die Marke von USD 1,18. Anhaltende Zinssenkungsfantasien für die USA schwächen den USD.
Trotz der Erwartung einer Förderausweitung durch die Opec+ konnte der Ölpreis gestern seine Talfahrt stoppen.
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