Skepsis bei den Handelsgesprächen – Börse München

Rückblick
Negativwoche: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche spürbare Verluste verzeichnet. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verzeichnete jeden Handelstag ein Minus, der MDax an vier von fünf Handelstagen. Anfangs realisierten Anleger vor allem Gewinne nach den erheblichen Kurssteigerungen im bisherigen Jahresverlauf. Auslöser hierfür waren einerseits die nach Meinung von Marktteilnehmern inzwischen vergleichsweise recht hohen Bewertungen etlicher deutscher Aktien, andererseits die Skepsis in Bezug auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump hatte hierbei zeitweise Erfolge verkündet, vielen Investoren fehlten aber sowohl Details als auch vor allem Bestätigungen aus China. Zu Ende der Handelswoche drückten dann der Angriff Israels auf den Iran und die Reaktion Irans deutlich auf die Stimmung, Hintergrund waren sowohl Befürchtungen einer weiteren Eskalation des Konflikts als auch die Sorgen wegen anziehender Ölpreise.
Der Dax verlor im Wochenvergleich 3,2 Prozent auf 23.516,23 Punkte. Der MDax fiel um 3,7 Prozent auf 29.742,09 Zähler. Der TecDax rutschte um 3,3 Prozent ab auf 3.813,66 Punkte. Der m:access All-Share sank um 0,3 Prozent auf 1.374,96 Zähler.
Zu den größten Wochenverlierern im Dax zählten die Titel von SAP mit einem Abschlag um 6,5 Prozent, und dies, obwohl der US-Konkurrent Oracle mit positiven Nachrichten überzeugen konnte. Allerdings verwiesen Analysten darauf, dass der US-Branchenkollege im Geschäft mit Rechenzentrumsinfrastruktur unter anderem im Bereich Künstliche Intelligenz eine deutlich höhere Dynamik zeige. Dagegen kletterte der Kurs von Bayer um 4,0 Prozent, hier trieben unter anderem Kaufempfehlungen von Analysten. Im MDax verbilligten sich die Titel von TUI um 12,0 Prozent, neben dem Absturz einer Boeing-Maschine in Indien belasteten die erwarteten Reiseverkehrseinschränkungen durch den Konflikt zwischen Israel und Iran sowie steigende Ölpreise.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche nach einigen schwächeren Tagen wieder zugelegt und letztlich fester geschlossen. Während in der ersten Wochenhälfte zeitweise die Hoffnung auf eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China belastete, stützte in der zweiten Hälfte der Handelswoche der neue militärische Konflikt zwischen Israel und Iran die Notierungen der Bundespapiere. Allerdings reduzierten sich die Kursgewinne nach dem Angriff Israels im Handelsverlauf am Freitag deutlich. Im Wochenvergleich sank die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,56 auf 2,53 Prozent. Die Umlaufrendite ging von 2,42 auf 2,38 Prozent zurück.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben. Zeitweilige Kurssteigerungen aufgrund einer sich abkühlenden Inflation und Hoffnungen in Bezug auf den Zollkonflikt wurden vor allem durch den israelischen Angriff auf den Iran, die iranischen Gegenschläge und die Sorge um die Folgen zunichte gemacht. Der Dow-Jones-Index büßte im Wochenvergleich 1,3 Prozent ein auf 42.197,79 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 5.976,97 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 gab 0,6 Prozent ab auf 21.631,04 Punkte.
Ausblick
Die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran dürfte auch in der aktuellen Handelswoche einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Geschehen an den deutschen Aktienmärkten sein. Je nachdem, wie sich die Situation weiter entwickelt, könnten sich zunehmend mehr Anleger dafür entscheiden, die bisherigen Jahresgewinne zu realisieren und dann die weiteren Geschehnisse abzuwarten. Trotz des neuen Krieges dürfte aber auch der durch die US-Zölle ausgelöste globale Handelskonflikt nicht an Einfluss verlieren. In der vergangenen Woche gab es bezüglich einer von US-Präsident Trump verkündeten Einigung mit China einige Unsicherheiten, die Anleger dürfte auf weitere Nachrichten hierzu gespannt warten.
Neben den geopolitischen Ereignissen dürfte die Geldpolitik in den kommenden Tagen wieder eine relevante Rolle spielen. In der aktuellen Woche entscheiden die Notenbanken Großbritanniens, Japans, Norwegens und der Schweiz über ihre Leitzinsen, die für die meisten Anleger wichtigste Entscheidung kommt aber von der US-Notenbank Fed. Dabei rechnet hier allerdings trotz der jüngst abkühlenden Inflationsdaten kaum ein Beobachter mit einer Zinssenkung durch die Fed, zu unklar seien die Entwicklungen im Zollkonflikt sowie die möglichen Auswirkungen steigender Ölpreise durch die jüngste Eskalation im Nahen Osten.
Von Seiten der Konjunkturdaten dürften vor allem die Einzelhandelsumsätze in den USA und die ZEW-Konjunkturerwartungen hierzulande interessieren, wobei abzuwarten bleibt, ob sie angesichts der derzeitigen Gesamtlage spürbare Einflüsse auf das Marktgeschehen haben werden.
Ungeachtet der Gesamtsituation und handfester Daten könnte der große Verfallstag an den Terminmärkten am kommenden Freitag für Kursbewegungen sorgen, wenn kapitalstarke Investoren versuchen, Kurse in die gewünschte Richtung zu bewegen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 16.06.: New York Empire State Produktionsindex (USA)
Dienstag, 17.06.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Einzelhandelsumsätze in den USA; Industrieproduktion in den USA; Import- und Exportpreise in den USA; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan
Mittwoch, 18.06.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank
Donnerstag, 19.06. (Fronleichnam, Börsenhandel findet statt): Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England
Freitag, 20.06.: Erzeugerpreise in Deutschland; Großer Verfallstag an den Terminbörsen; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA)
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