BioNTech will CureVac übernehmen: Milliarden-Deal im deutschen Biotech-Sektor

BioNTech plant die vollständige Übernahme des Tübinger Biotech-Unternehmens CureVac. Der Deal ist interessant, denn beide Unternehmen liefern sich seit Längerem einen bisher nicht abgeschlossenen Streit vor Gericht um Patentverletzungen im Bereich der mRNA-basierten COVID-19 Impfstoffe. Der Streit dürfte sich erledigen, sollte BioNTech mit dem Übernahmeversuch Erfolg haben - und danach sieht es aktuell aus.
Im Rahmen eines öffentlichen Umtauschangebots soll jede CureVac Aktie in American Depositary Shares (ADSs) von BioNTech (WKN: A2PSR2, ISIN: US09075V1026, Chart, News) getauscht werden. Die Bewertung je CureVac Aktie beträgt dabei rund 5,46 US-Dollar, was einem Aufschlag von 55 Prozent auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs von 3,53 US-Dollar entspricht. Daraus ergibt sich eine implizite Bewertung von rund 1,25 Milliarden US-Dollar, abhängig vom tatsächlichen Umtauschverhältnis. Gestern beendete der Aktienkurs von CureVac den Handel an der NASDAQ bei 4,07 Dollar mit 4,68 Prozent im Minus und liegt vorbörslich in USA aktuell weit im Plus bei 5,32 Dollar.
Die Übernahme soll nach Angaben des Mainzer Biotech-Unternehmens BioNTechs Stellung im Bereich mRNA-basierter Krebsimmuntherapien stärken und den Zugang zu Technologien in den Bereichen mRNA-Design, Verabreichungsformulierung und Herstellung erweitern. CureVac soll künftig als hundertprozentige Tochtergesellschaft geführt werden. Der Standort in Tübingen werde in das globale Netzwerk von BioNTech integriert, heißt es.
Mindestannahmeschwelle bei 80 Prozent
BioNTech und CureVac haben den Transaktionsvertrag bereits unterzeichnet. Die Aufsichtsgremien beider Unternehmen haben der Vereinbarung einstimmig zugestimmt. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen sowie einer Mindestannahmeschwelle von 80 Prozent der CureVac-Aktien, die unter bestimmten Bedingungen auf 75 Prozent gesenkt werden kann. CureVac-Aktionäre, die ihre Aktien nicht andienen, sollen später dieselbe Gegenleistung erhalten.
Wesentliche Anteilseigner von CureVac unterstützen den geplanten Deal, so unter anderem CureVacs Hauptaktionär, die dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG. Zusammengenommen haben bereits Anteilseigner mit über 50 Prozent der CureVac-Aktien verbindliche Andienungs- und Unterstützungsvereinbarungen unterzeichnet. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die 13,32 Prozent an CureVac hält, soll das Angebot laut BioNTech mittragen. Damit sieht BioNTech die Voraussetzung zur Erreichung der Annahmeschwelle als erfüllt an. Die Schwelle liegt bei 80 Prozent und könne „unter bestimmten Umständen von BioNTech einseitig auf 75 Prozent gesenkt werden”, so das Mainzer Unternehmen am Donnerstag.
Zum Stichtag 31. März 2025 verfügte BioNTech über liquide Mittel, Zahlungsäquivalente und Wertpapieranlagen in Höhe von 15,9 Milliarden Euro. CureVac selbst ist ein Entwicklungsunternehmen mit Fokus auf mRNA-basierte Therapien in der Onkologie und bei Infektionskrankheiten. Im Zentrum der Onkologie-Strategie von BioNTech stehen zwei pan-tumorale Entwicklungsprogramme: mRNA-basierte Immuntherapien sowie der bispezifische Antikörperkandidat BNT327.
Deal soll noch 2025 über die Bühne gehen
Nach Abschluss des Umtauschangebots ist eine außerordentliche Hauptversammlung bei CureVac geplant, auf der strukturelle Maßnahmen zur Integration beschlossen werden sollen. Die organisatorische Eingliederung der CureVac-Gruppe wird im Anschluss vollständig erfolgen. Der Vollzug der Übernahme wird im Laufe des Jahres 2025 erwartet.
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