Börse am Morgen: BayWa, Volkswagen, Dollar, Gold - Nord LB

Die Stimmung im dt. Großhandel hat sich im Mai verbessert. Das vom Ifo-Institut berechnete Barometer verharrt aber weiter im negativen Terrain (Erholung von -33 Punkte auf nun -17 Zähler). Für eine Entwarnung ist es noch zu früh. Laut Ifo hat sich der Großhandel mit Rohstoffen, Zwischenprodukten, Maschinen und Ausrüstungen vom Zollschock vorerst nur vorübergehend erholt. Die Trump-Administration hatte im April gegen viele ihrer weltweiten Handelspartner Zölle verhängt, einige davon aber auch während der anhaltenden Verhandlungen temporär wieder ausgesetzt. Erst am Dienstag dieser Woche warnte die Weltbank vor den Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik und senkte für einige Regionen der Weltwirtschaft ihre Prognosen deutlich. Für das Jahr 2025 wird bspw. nur noch ein globales Wachstum von 2,3% antizipiert (-0,4 Prozentpunkte ggü. einer früheren Schätzung).
Mit durchschnittlich 3,1% Tariflohnwachstum werden laut Europäischer Zentralbank (EZB) die Löhne im Jahr 2025 deutlich langsamer ansteigen als noch im Jahr 2024 (plus 4,7%). Ein Grund für den Rückgang ist der Wegfall von Einmal- oder Sonderzahlungen aus der Statistik wie bspw. der Inflationsausgleichsprämie von bis zu EUR 3.000.
Tagesausblick
Heute stehen mit den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie den Mai-Produzentenpreisen wichtige US-Konjunkturdaten auf der Tagesordnung. Für die Erstanträge wird erneut ein Wert oberhalb der psych. wichtigen Marke von 200.000 erwartet, womit sich seit einiger Zeit eine Zunahme von Entlassungen abzeichnet. Bei den Produzentenpreisen wird mit einem moderaten Anstieg gerechnet, allerdings spielen hierbei u. a. gestiegene Energiepreise (Mai) sowie auch Basiseffekte eine Rolle.
Renten- und Aktienmärkte
Nach der Veröffentlichung der amerikanischen Inflationsdaten ließ es sich der US-Präsident gestern nicht nehmen, die Fed zu kommentieren. Trump auf Truth Social: „Die Fed sollte um einen ganzen Punkt senken. Dann müssten wir viel weniger Zinsen auf fällige Schulden zahlen. So wichtig!!“ Die Fed wird die Leitzinsen unserer Ansicht nach in der kommenden Woche voraussichtlich aber nicht senken. Zwar entwickelt sich die Inflation in die richtige Richtung, die Geldpolitiker aus Washington haben derzeit aber schlichtweg gar nicht den ökon. Druck, um zu handeln. In diesem Umfeld waren 10-jährige US-Treasuries gesucht (4,40%: -2bp).
Die Aktienmärkte links- und rechtseitig des Atlantiks schlossen uneinheitlich. Neben den Zöllen gibt es noch genug Unsicherheit.
Unternehmen
BayWa verkauft für EUR 125 Mio. in bar (sowie EUR 61 Mio. über eine Tilgung eines Gesellschafterdarlehens) seine niederländische Beteiligung an Cefetra (Getreidehändler aus Rotterdam). An Cefetra hatte sich BayWa ursprünglich im Jahr 2012 beteiligt (damaliger Kaufpreis auch EUR 125 Mio.). Die BayWa Cefetra-Anteile gehen nun an die Unternehmensgruppe First Dutch rund um den niederländischen Unternehmer Peter Goedvolk. Der Konzern First Dutch bezeichnet sich selbst als „Global Player in den Rohstofflieferketten“ und ist unter anderem auch im Energie-, Gesundheits- und Technologiesektor engagiert.
Volkswagen plant bis zum Jahr 2030 den Abbau von 35.000 Stellen und setzt dabei gemäß einem Extrablatt des Betriebsrats zum Großteil auf Altersteilszeit (ca. 14.000). Zu betriebsbedingten Kündigungen soll es nicht kommen. Bisher findet der Abbau nur im indirekten Bereich (Verwaltung und Entwicklung) statt. Frühestens im Sommer 2026 könne das Abfindungsprogramm auch auf Mitarbeiter in der Produktion ausgeweitet werden.
Devisen und Rohstoffe
Das erzielte Rahmenabkommen für die Lockerung von Exportbeschränkungen zwischen China und den USA hinterließ am Devisenmarkt bisher keine nennenswerten Ausschläge. Der Dollar-Euro-Wechselkurs bewegt sich bisher relativ stabil und handelt seit Mitte April in einer Range zwischen 1,1064 und 1,1499. Trotzdem bleibt die Unsicherheit weiterhin hoch.
Hiervon konnte gestern entsprechend das als sicherer Hafen geltende Edelmetall Gold profitieren. Der Preis pro Feinunze legte Intraday auf in der Spitze USD 3.360,44 zu.
Im internationalen Ölmarkt klingt die in der letzten Woche von der OPEC+ kommunizierte Produktionserhöhung über 411.000 Fässer pro Tag weiter nach. Ölhändler hatten scheinbar mit einer noch größeren Produktionsausweitung gerechnet. Der Preis für ein Fass WTI zog innerhalb eines Monats um 6,49%, bei der Nordseesorte Brent sogar um 10,64% an. Allein gestern kamen rd. 5% hinzu.
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