Börse am Morgen: Gold, Hewlett-Packard, Nvidia, US-Schulden - Nord LB

Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ist die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland ( #1.478) im Mai um 9% ggü. April 2025 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Wert aber immer noch 17% höher, dabei sogar 53% oberhalb des Vor-Corona-Durchschnitts von 2016 bis 2019. Eine besonders hohe Anzahl an Insolvenzen verzeichneten im Mai dabei die Branchen Bau, Handel sowie das Verarbeitende Gewerbe. Lichtblick: Die derzeitig positiven Tendenzen bei den Insolvenzrückgängen sollten im Juni anhalten. Die Frühindikatoren zeigen weiter leicht sinkende Werte. Steffen Müller (Leiter IWH-Insolvenzforschung) mahn aber zur Vorsicht: „Dennoch werden wir in Deutschland auf absehbare Zeit mehr Firmenpleiten erleben als im vorigen Jahr.“
Investoren blicken derweil positiv in die Zukunft. Einer Umfrage der Beratungsfirma Sentix zu Folge erwarten Börsianer aufgrund einer anziehenden dt. Konjuntur auch eine optimistischere Wirtschaftsentwicklung in der Euro-Zone. Dabei wird sowohl die Lage als auch die Aussicht besser bewertet. Mit 8,3 Punkten (plus 0,2 Zähler) hat sich der Konjunkturindex für die Euro-Zone auf den höchsten Stand seit März 2022 entwickelt.
Konträr dazu schwingen im Untergrund weiter die Zolldissonanzen. Der weltweite Handelskrieg gewinnt unaufhaltsam an Fahrt. Diesmal meldet die Autobrache Geschwindigkeitsprobleme. Da die chinesische Regierung den Export von einigen, seltenen Erden erschwert, kommt es derzeit im Autosektor zu einer sprichwörtlich „panikhaften“ Vollbremsung. Erinnerungen an die Halbleiter Chipkrise aus den Jahren 2021 bis 2023 rücken in das Gedächtnis der Marktteilnehmer. Krisenstäbe werden eingerichtet. Vereinzelt melden Rohstoffhändler sogar von Sorgen der Automanager, dass ein Stillstand der Produktionsbänder im Juli nicht ausgeschlossen werden könne.
Tagesausblick
An diesem datenseitig eher ruhigen Tag wird es dank der jüngsten Inflationsdaten aus den USA trotzdem nicht langweilig. Die für die weitere Geldpolitik der Fed extrem wichtigen CPI-Zahlen dürften im Mai wieder leicht an Dynamik hinzugewonnen haben, wobei wir derzeit von einer Veränderungsrate von 0,3% M/M ausgehen. Für die Eurozone und die hiesige Inflationsentwicklung sollte der von der EZB veröffentlichte Wage Tracker im Auge behalten werden, welcher ebenfalls heute erscheint. Heute werden 10-jährige US-Treasuries in einem Gesamtvolumen i. H. v. USD 39 Mrd. am Primärmarkt emittiert. Morgen folgt die Auktion von 30-jährigen Laufzeiten (Volumen USD 22 Mrd.).
Renten- und Aktienmärkte
Die Bondhändler am Staatsanleihenmarkt blicken in dieser Woche gespannt auf die bevorstehenden Transaktionen und deren Nachfrage. Was sind die Gründe? Zuletzt nahmen weltweit die Sorgen über scheinbar außer Kontrolle geratenden Staatsschulden, eine schwächelnde Konjunktur und steigende Inflationsrisiken zu. Erst kürzlich senkte die Ratingagentur Moodys die Kreditwürdigkeit der USA von der Bestnote AAA um eine Stufe. Die größte Volkswirtschaft der Welt plagt ein riesiger Schuldenberg von über USD 36 Billionen. In diesem Umfeld gaben die Renditen von US-Treasuries gestern leicht nach (-1bp auf 4,47%).
Europ. Aktienmärkte verhielten sich am Dienstag weiter reserviert. Anleger warteten auf nähere Ergebnisse der USA-China-Handelsgespräche und hielten ihr Pulver trocken.
DAX -0,77%; MDAX -1,05%; TecDAX -0,26%; Dow Jones +0,25%; S&P 500 +0,55%; Nasdaq Comp. +0,63%.
Unternehmen
Sefe (früher unter Gazprom Germania bekannt, nunmehr Berliner Energieversorger und im Rahmen der 2022er Energiekrise vom Bund vor der Pleite bewahrt) hat mit SOCAR (staatliche Ölgesellschaft von Aserbaidschan) einen Gasliefervertrag geschlossen. In den kommenden 10 Jahren soll die schrittweise Lieferung von Gas auf bis zu 15 Terrawattstunden gesteigert werden.
In Deutschland wird in Zusammenarbeit zwischen Nvidia, Hewlett-Packard Enterprise und dem Leibniz-Rechenzentrum ein neuer Supercomputer („Blue Lion“) gebaut. Am Forschungszentrum Jülich arbeitet bereits heute der schnellste Rechner („Jupiter“) Europas (eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde). Der neue Hochleistungsrechner Blue Lion wird aller Voraussicht nach Anfang 2027 einsatzbereit sein.
Rohstoffe
Der Preis für das gelbe Edelmetall kam am Dienstag nicht Recht vom Fleck und zeigte sich orientierungslos. Ursächlich waren auch hier die anhaltenden Handelsgespräche zwischen China und den USA.
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