Börse am Morgen: Brown-Forman, PVH, Tesla, Wizz Air, EZB - Nord LB

Die EZB hat wie erwartet zum siebten Mal in Folge die Leitzinsen gesenkt. Der Einlagesatz liegt mit 2,00% nun nicht mehr im restriktiven Bereich. Angesichts einer Inflationsrate von aktuell 1,9% Y/Y und einer Projektion von 1,6% für 2026 darf die EZB mit Fug und Recht behaupten: Mission accomplished! Die Unsicherheit bleibt groß, allerdings sind gerade auf mittlere Sicht die Inflationsrisiken durch die US-Handelspolitik nicht nur abwärts gerichtet.
Zudem war der Start ins Jahr aus konjunktureller Sicht überraschend stark. Auch Äußerungen von Christine Lagarde deuten an, dass es für die EZB nun eher um Feinsteuerung am Ende des Zinssenkungszyklus geht. Wir rechnen nur noch mit einer Zinssenkung im dritten Quartal. Spätestens mit der heutigen Zinssenkung ist die EZB nach langer Reise somit in den Landeanflug übergegangen.
Die deutsche Industrie profitierte im April von einer anziehenden Binnennachfrage und erhielt überraschend den zweiten Monat in Folge mehr Aufträge. Das Plus belief sich gegenüber März auf 0,6%. Ökonomen hatten mit einem Rückgang gerechnet. Im März gab es wegen zollbedingter Vorzieheffekte einen Anstieg von 3,4%.
Die Erzeugerpreise der Industrie im Euro-Raum sind im April gegenüber dem Vormonat um 2,2% gesunken. Ökonomen hatten nach einem Rückgang um 1,7% im März mit einem Minus von lediglich 1,8% gerechnet. Ausschlaggebend waren vor allem rückläufige Energiepreise (-7,7%). Die Herstellungspreise für Investitionsgüter stagnierten, diejenigen für Vorleistungsgüter sanken um 0,1%.
Tagesausblick
Zum letzten Handelstag der Woche steht zunächst der deutsche Außenbeitrag im Fokus, wobei dieser im Rahmen der allgemeinen Unsicherheit im internationalen Handel im April gesunken sein dürfte. Wir gehen bei Ex- wie Importen davon aus, dass beide Zeitreihen im Vergleich zum Vormonat gesunken sind. Die aggregierten Einzelhandelsumsätze der Eurozone sollten ebenfalls spannend für die künftige Geldpolitik sein, auch wenn die letzte Zinssitzung der EZB erst gestern stattgefunden hat. Zuletzt, aber nicht minder wichtig, wird der Arbeitsmarktbericht aus den USA zu erwarten sein. Wir erwarten, dass die Daten zunächst stabil ausfallen dürften.
Renten- und Aktienmärkte
Bundesanleihen reagierten mit spürbaren Kursrückgängen auf die von der EZB signalisierte Zinspause. Auch US-Treasuries gaben nach, nachdem in den USA die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den höchsten Wert seit über einem halben Jahr gestiegen waren (+8.000 auf 247.000).
Vor der gestrigen EZB-Zinsentscheidung erklomm der DAX erneut ein frisches Rekordhoch. EZB-Präsidentin Lagarde bremste dann aber die Euphorie als sie ein bevorstehendes Ende des Zinssenkungszyklus signalisierte. DAX +0,19%; MDAX +0,34%; TecDAX +0,75%.
Der eskalierende Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk sowie die dünne Nachrichtenlage rund um das Telefonat zwischen Trump und Chinas Staatschef Xi verunsicherten die Anleger an der Wall Street. Anfängliche Gewinne wurden wieder abgegeben. Dow Jones -0,26%; S&P 500 -0,53%; Nasdaq Comp. -0,83%.
Unternehmen
Die Lowcost-Fluglinie Wizz Air verzeichnete im vergangenen Jahr einen Einbruch um 62% auf EUR 167,5 Mio. beim Betriebsgewinn. Analysten hatten im Schnitt mit EUR 246 Mio. gerechnet. Aufgrund der allgemeinen Unsicherheiten, insbes. auch der USZollpolitik, wagt das Management für das laufende Geschäftsjahr keine Prognose.
Der US-Spirituosenhersteller Brown-Forman, u. a. bekannt für Jack Daniel’s Whiskey, erwartet für das Geschäftsjahr 2026 sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn einen Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich. 2025 gab es bei beiden Größen noch eine leichte Steigerung. Rezessionsängste und Preissteigerungen sorgen für eine eingeschränkte Nachfrage bei hochpreisigen Spirituosen.
Der US-Modekonzern PVH (Tommy Hilfiger, Calvin Klein) hat seine bereinigte Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr 2026 auf USD 10,75 bis USD 11,00 je Aktie gesenkt. Zuvor waren USD 12.40 bis USD 12,75 in Aussicht gestellt.
Devisen
Der Kurs des EUR ggü. dem USD ist mit dem Rückenwind der EZB-Zinsentscheidung auf fast USD 1,15 gestiegen. Er gab die Gewinne dann aber größtenteils wieder ab.
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