Gerresheimer enttäuscht Analysten – Kursziele stark gekürzt

Die zweite Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate sorgt bei Gerresheimer für Vertrauensverlust. Aktienexperten zeigen sich zunehmend skeptisch gegenüber dem Verpackungsspezialisten. Sowohl die Prognosepolitik als auch die Unternehmenskommunikation stehen nun im Fokus der Kritik – mit deutlichen Folgen für Kursziele und Einstufungen.
Bernstein Research reagiert deutlich auf die Entwicklung: Das Kursziel für die Gerresheimer Aktie wurde von 84,50 auf 47,50 Euro gesenkt, die Bewertung gleichzeitig auf „Underperform“ zurückgenommen. Die jüngste Warnung sei unerwartet gekommen und erfolge gerade einmal zwei Wochen nach einem Gespräch mit dem Management, so die Analysten.
Auch bei Berenberg fällt das Urteil deutlich aus. Die Bank setzt das Kursziel auf 55 Euro herab, zuvor waren es noch 95 Euro. Die bisherige Kaufempfehlung wird auf „Hold“ reduziert. Zweifel an der strategischen Ausrichtung und die mangelnde Transparenz beim Gläsergeschäft belasten laut Analysten die Glaubwürdigkeit des Unternehmens erheblich.
Die vor allem am Montag deutlich gefallene Gerresheimer Aktie (WKN: A0LD6E, ISIN: DE000A0LD6E6, Chart, News) notiert bei 48,00 Euro mit 0,29 Prozent im Plus.
Schon zuvor einige Kurszielsenkungen
Besonders skeptisch zeigen sich Warburg Research und Deutsche Bank Research: Beide stufen Gerresheimer auf „Hold“ zurück und senken ihre Kursziele deutlich von 106 Euro auf 55 beziehungsweise von 94 Euro auf 58 Euro. Kritisiert werden neben Nachfrageschwäche auch Ausführungsprobleme und fehlende Transparenz bei der Strategie. Ähnlich argumentiert die DZ Bank, die ihr Kursziel von 80 Euro auf 50 Euro kürzt und einen Vertrauensverlust bei Investoren konstatiert.
Barclays und Hauck Aufhäuser bleiben trotz reduzierter Kursziele bei Kaufempfehlungen. Barclays sieht bei 67 Euro weiterhin Potenzial. Gestützt wird die Einschätzung von den Experten auf eine günstige Bewertung und Übernahmefantasie. Hauck Aufhäuser verweist auf Wettbewerber, die sich bereits stabilisiert haben, und belässt die Einstufung bei „Buy“, trotz eines Kursziels von nur noch 65 Euro nach zuvor 95 Euro. Aus operativer Schwäche und der Verschuldung von Gerresheimer sieht man allerdings Sorgen entstehen.
UBS zeigt sich negativ überrascht von der Prognosekürzung, hält aber an einem Kursziel von 97 Euro und der Kaufempfehlung fest. Auffällig sei allein die Schwäche im Bereich oraler Flüssigverpackungen. Auch mwb research bleibt zuversichtlich und sieht bei einem neuen Kursziel von nur noch 71 Euro nach zuvor 103 Euro für die Gerresheimer Aktie noch Luft nach oben. Jefferies setzt weiterhin auf ein Ziel von 86 Euro, während JP Morgan mit 122,50 Euro die optimistischste Marke nennt – trotz erwarteter Korrekturen bei den Gewinnschätzungen.