Börse am Morgen: Allianz, Constellation Energy, Daimler Truck, DHL, Meta - Nord LB

Der Kreditversicherer Allianz Trade erwartet im Jahr 2025 einen Anstieg der dt. Insolvenzen um voraussichtlich 11% (im Vorjahresvergleich) auf 24.400 Fälle. Für 2026 sieht es leider nicht besser aus. Erwartungswert: 25.050 Konkurse (plus 3%). Besonders ärgerlich: die Anzahl an Großinsolvenzen, welche besonders hohe Schäden anrichten, nimmt zu. Dieser Trend setzt sich dabei sogar fort. Allein in Q1/25 kamen laut Allianz Trade drei dt. Kliniken sowie drei große Betreibe im textilen Einzelhandel in Schwierigkeiten (bspw. Gerry Weber).
Deutschland bleibt laut der Organisation für wirtsch. Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2025 eine der am langsamsten wachsenden Industrienationen (BIP-Wachstum (wenn überhaupt) von 0,4%). Was sind die Gründe? Das Hauptproblem ist der Fachkräftemangel. Aber auch Steuern & Abgaben auf Arbeit sind in Deutschland innerhalb der OECD am höchsten. Gemäß OECD wird die Weltwirtschaft im Jahr 2025 & 2026 jeweils „nur noch“ um rd. 2,9% zulegen (nach 3,3% im Jahr 2024).
Positve Signale hingegen von der Inflationsfront: Die Teuerungsrate ist im Euroraum im Mai (wie bereits erwartet) gesunken und notiert mit 1,9% Y/Y erstmals seit September wieder unter der 2%- Marke. Rückläufigen Energiepreisen stand zuletzt ein Auftrieb bei verarbeiteten Nahrungsmitteln gegenüber. Vor allem setzt sich aber der disinflationäre Trend bei den Dienstleistungen fort, der im April nur durch die osterbedingten Verzerrungen unterbrochen wurde. Kurzfristig spricht somit viel für eine weitere geldpol. Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Eine weitere Zinssenkung am morgigen Donnerstag ist so gut wie in trockenen Tüchern. Mittelfristige Risiken mahnen aber für eine Fortsetzung des vorsichtigen Kurses und lassen für das zweite Halbjahr wohl nur eine moderate Lockerung in den leicht expansiven Bereich zu.
Tagesausblick
Heute steht für interessierte Beobachter klar der monatliche ADP-Arbeitsmarktbericht für die Beschäftigungsentwicklung im Privatsektor der USA im Vordergrund. Dieser Indikator liefert einen frühen Einblick in die Beschäftigungssituation, noch bevor die offiziellen Daten veröffentlicht werden. Im Vergleich zum Vormonat ist mit etwas mehr Dynamik im Beschäftigungsaufbau zu rechnen, was auf die Arbeitsmarktdaten am Freitag ein Stück weit ausstrahlen dürfte. Beim ebenfalls anstehenden ISM Services PMI gehen wir von einer leichten Verbesserung aus, wobei die 90-tägige Pause im Handelsstreit ein wenig geholfen haben dürfte.
Aktienmärkte
Sell in May and go away. Beim S&P 500 hat sich die Börsenweisheit diesmal nicht erfüllt. Der größte Zuwachs im Wonnemonat Mai seit 1990 schlägt zu Buche. Auch europ. Aktienmärkte zeigen sich trotz Zollsorgen weiter erstaunlich robust.
DAX +0,67%; MDAX +0,06%; TecDax +1,14%; Dow +0,51%; S&P 500 +0,58%; Nasdaq Comp. +0,81%.
Unternehmen
DHL, Daimler Truck und der Nutzfahrzeugvermieter hylane planen eine Partnerschaft um zukünftig zwischen Paketzentren in Deutschland vollelektrische Lastkraftwagen einsetzen zu können. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2026 sollen insgesamt 30 ELastwagen vom Typ Mercedes-Benz eActros 600 bezogen werden. Die Fahrzeuge werden von DHL dafür nicht gekauft, sondern kilometergenau abgerechnet.
Über einen 20-jährigen Vertrag mit dem US-Versorger Constellation Energy sichert sich die Facebook-Muttergesellschaft Meta die langfristige Bereitstellung von Atomstrom für den Betrieb ihrer Rechenzentren. Atomenergie feiert gerade bei vielen Technologiekonzernen ein Comeback. Der Betrieb von KI-Rechenzentren konsumiert überdurchschnittlich viel Strom (KI-Server sind wesentlich leistungsstärker und energiehungriger als ihre konventionellen Pendants). Meta befindet sich bei der Atomenergie dabei in guter Gesellschaft. Amazon Web Services (weltgrößter CloudAnbieter) und Google setzten aber auf Mini-AKWs.
Devisen und Rohstoffe
Die Gewinne vom Beginn der Woche musste die europ. Gemeinschaftswährung ggü. dem Greenback am Dienstag zum Großteil gleich wieder abgeben. Rückläufige Inflationsdaten in der Eurozone einhergehend mit einer höheren Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen machen den EUR im Vergleich zum USD unattraktiver.
Kupferpreise (Indikator für die Gesundheit der Weltwirtschaft) gaben am Dienstag nach (rd. 1%). Das Industriemetall leidet unter dem Damoklesschwert von drohenden Importzöllen in die Vereinigten Staaten und verbilligte sich auf USD 9.518 pro Tonne.
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