Gerresheimer Aktie verliert stark: Analysten äußern Zweifel an Prognosen

Gerresheimer Aktie im Kurssturz: In der letzten Woche noch in der Spitze bei 66,50 Euro notierend, rauscht der MDAX-Titel heute auf bis zu 47 Euro in die Tiefe. Der Grund: Schwache Zahlen, eine harsche Dividendenkürzung und ein alles andere als berauschender Ausblick des Düsseldorfer Konzerns in seiner heutigen Mitteilung.
In einer aktuellen Analyse senkt mwb research das bisherige Kursziel für die Gerresheimer Aktien deutlich: Bisher nannte man 103 Euro, nun nur noch 71 Euro. Dennoch gibt es angesichts des nach dem Kurssturz weiter vorhandenen Kurspotenzials eine Kaufempfehlung für das Papier. Dass Gerresheimer die Dividende so drastisch kürze, deute auf eine vorsichtige Bilanzpolitik hin, so die Analysten. Dass der Konzern erneut eine Gewinnwarnung ausspreche, werfe Zweifel an der Glaubwürdigkeit der mittelfristigen Ziele auf, so mwb research am Montag.
Aktuell werden am Montagnachmittag für die Gerresheimer Aktie (WKN: A0LD6E, ISIN: DE000A0LD6E6, Chart, News) auf XETRA 48,70 Euro und damit mehr als 23 Prozent Minus notiert. Auf diesem Kursniveau sieht Jefferies hohe Chancen für den Anteilschein: Mit einem unveränderten Kursziel von 86 Euro empfiehlt man den Titel zum Kauf. Die Analysten erwarten, dass die Konsensprognose für den Gewinn von Gerresheimer um 8 Prozent sinken wird.
Analysten teils hoch optimistisch für Gerrresheimer Kurs
Auch JP Morgan ist hoch bullish für die Gerresheimer Aktie, obwohl man ebenfalls von sinkenden Konsensschätzungen nach den heutigen Neuigkeiten der Düsseldorfer und ihrer Gewinnwarnung ausgeht. Von den Analysten kommt ein Kursziel von 122,50 Euro, begleitet von einem „Overweight”.
Gerresheimer erwartet nach eigenen Angaben vom heutigen Tag nun ein organisches Umsatzwachstum von nur noch 1 bis 2 Prozent statt der zuvor anvisierten 3 bis 5 Prozent. Auch die operative Ertragskraft soll geringer ausfallen: Die Adjusted EBITDA-Marge soll rund 20 Prozent betragen, nach zuvor 22 Prozent. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie (Adjusted EPS) rechnet Gerresheimer mit einem Rückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Zuvor war ein Anstieg im hohen einstelligen Bereich in Aussicht gestellt worden.
Schwache Nachfrage im Kosmetiksegment
Grund für die Korrektur sind unter anderem eine anhaltend schwache Nachfrage im Kosmetiksegment sowie ein Rückgang bei Containment-Lösungen für oral einzunehmende Flüssigmedikamente. Für das zweite Quartal erwartet der Gerresheimer-Konzern aus Düsseldorf ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich sowie eine EBITDA-Marge von etwa 19 Prozent. Die Entwicklung im ersten Halbjahr liegt damit unter den bisherigen Erwartungen.
„Wir werden im 2. Quartal 2025 wieder ein organisches Umsatzwachstum erzielen, die Wachstumsdynamik in Teilbereichen unseres Geschäfts ist jedoch angesichts aktueller Entwicklungen in der Gesamtwirtschaft und in unserer Branche niedriger als erwartet. Deshalb müssen wir unsere Wachstumserwartungen für das Gesamtjahr anpassen”, sagt Dietmar Siemssen, Vorstandsvorsitzender bei Gerresheimer.
Als Reaktion auf die abgeschwächte Geschäftsentwicklung schlägt der Vorstand eine deutliche Kürzung der Dividende vor. Anstelle der bisherigen 1,25 Euro je Gerresheimer Aktie soll auf der Hauptversammlung eine Ausschüttung von lediglich 0,04 Euro je Gerresheimer Aktie beschlossen werden. Dies entspricht der gesetzlichen Mindestdividende von 4 Prozent des Grundkapitals und soll nach Angaben der Gesellschaft vom Montag die finanzielle Flexibilität sichern.
Stärkere zweite Jahreshälfte?
Im zweiten Halbjahr erwartet Gerresheimer eine stärkere Entwicklung, getragen von Produktionsanläufen und Projekterweiterungen. Diese sollen die schwächere erste Jahreshälfte jedoch nicht vollständig ausgleichen. Die langfristige Wachstumsperspektive sieht das Unternehmen trotz der kurzfristigen Korrektur weiter intakt, unter anderem durch die Akquisition von Bormioli Pharma und die Ausweitung biopharmazeutischer Systemlösungen.
„Unsere langfristigen Aussichten, darunter insbesondere das Wachstum mit Containment-Lösungen und Drug-Delivery-Systemen für biopharmazeutische Medikamente, einschließlich des GLP-1-Geschäfts, bleiben unverändert positiv”, so Siemssen.