Börse am Morgen: Deutsche Telekom, Ionos, SAP, Siemens - Nord LB

Aus Sicht von François Villeroy de Galhau (Notenbankchef Frankreich) sind die Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank noch nicht beendet. Bereits kommende Woche Donnerstag (05. Juni) steht die nächste EZB-Ratssitzung bevor und eine erneute Zinsanpassung ist wahrscheinlich. Am Kapitalmarkt ist die achte Zinssenkung in Folge bereits vollständig eskomptiert (auf dann 2,00%). Überzeugende Argumente kommen dabei von der Inflationsfront. In Frankreich hat sich die Teuerung signifikant verringert. Mit nur noch 0 6% liegt die gestern vom franz. Statistikamt Insee kommunizierte Teuerungsrate (HVPI) klar auf Kurs.
Gemäß einer branchenübergreifenden Umfrage unter 23.000 Unternehmen der Dt. Industrie- und Handelskammer (DIHK) wird 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge (BIP-Rückgang um 0,3%). Der DIHK-Bericht zur Frühjahrsumfrage ist pessimistisch: „Die Stimmung der Unternehmen bleibt schlecht … ein Aufbruch ist noch nicht in Sicht. Aus keinem der abgefragten Indikatoren lassen sich nachhaltige Impulse für die Gesamtkonjunktur ableiten.“
Während die Unternehmen reserviert bleiben, hat sich die Verbraucherstimmung den dritten Monat in Folge leicht aufgehellt. Ein kleiner Zuwachs des GfK-Konsumklimas von 0,9 Punkten auf minus 19,9 Zähler läßt hoffen (höchster Stand seit November 2024). Trotzdem verharrt die Stimmung weiter auf einem sehr niedrigen Niveau. Zwar deuten die Verbraucher ihre Einkommensaussichten sowie die Konjunkturperspektiven besser, die Bereitschaft für größere Anschaffungen hat sich aber bspw. wieder verringert.
Diese Zurückhaltung merken insbesondere die dt. Autobauer. Bei den Neuzulassungen ging es im April im Vorjahresmonatsvergleich nämlich um 0,2% zurück. Vergleicht man die Entwicklung ggü. dem Vorjahr sieht es ytd noch düsterer aus. Derzeit wurden bisher 3% weniger Autos (als zum gleichen Zeitpunkt 2024) verkauft.
Tagesausblick
Der heutige Mittwoch ist von geldpolitischen Impulsen geprägt, wobei am Vormittag zunächst die Arbeitslosenquote für Deutschland veröffentlicht wird. Unserer Einschätzung nach dürfte diese stabil bei 6,3% liegen, geschuldet einer allenfalls leichten Ausweitung der Arbeitslosigkeit. Außerdem wird am Ende des deutschen Handelstages mit den Sitzungsprotokollen des FOMC aus den USA zu rechnen sein. Diese bieten stets die Chance, die vergangene Zinsentscheidung besser in den Kontext zu rücken und gleichzeitig künftige Handlungsimpulse abzuleiten.
Aktien- und Rentenmärkte
Wieder ein neuer Rekord beim DAX. Steigende Kurse bei Rüstungswerten lassen den dt. Leitindex im Tagesverlauf auf bis zu 24.300,97 Punkte klettern. DAX +0,83%; MDAX +0,80%; TecDAX +1,04%.
Aufgrund des Memorial Days (Feiertag) am Montag konnte der amerikanische Aktienmarkt erst verspätet auf den Aufschub der US-Strafzölle auf europ. Waren antworten. Die Wall Street schloss fester. Dow Jones +0,56%; S&P 500 +2,05%; Nasdaq Comp. +2,47%.
Von der temporären Entspannung im EU-US Zollkonflikt profitierten am Dienstag sowohl US-Treasuries als auch dt. Bunds. Konsequenz: Steigende Kurse, fallende Renditen (10Y US-Treasuries: 4,47% -4bp; 10Y Bunds: 2,53% -3bp).
Unternehmen
Flix plant die Erhöhung seiner Marktanteile im deutschen und europ. Zugmarkt. Für insgesamt EUR 2,4 Mrd. (inkl. Wartungsverträge) sollen 65 Hochgeschwindigkeitszüge geordert werden (Lokomotiven kommen von Siemens, die Züge vom spanischen Hersteller Talgo). Derzeit bedient Flixtrain in Deutschland 50 Städte mit eigenen Zügen.
Eine Gruppe von Unternehmen verankert um die Deutsche Telekom und SAP (bspw. die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Ionos (vormals 1&1 Internet AG) und vielleicht sogar Siemens) prüft eine gemeinsame Bewerbung für den Bau eines KI-Rechenzentrums in Deutschland (sogenannte AI-Gigafactory). Die EU plant in Summe fünf dieser Rechenzentrum-Fabriken. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wurde beschlossen, dass mindestens eine dieser Anlagen in Deutschland errichtet werden soll. Die Deutsche Telekom ist laut Technik-Chefin der TelekomTochter T-Systems bereit bei der Initiative eine führende Verantwortung zu übernehmen.
Devisen und Rohstoffe
Nach dem „verlängerten“ angelsächsischen Wochenende gibt der Ölpreis nach, die europ. Gemeinschaftswährung schwächelt.
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