Börse am Morgen: Fraport, Geely/Volvo, Gold, Dollar - Nord LB

Der Arbeitsmarkt sendet positive Tendenzen: Laut Ifo-Institut wollen wieder weniger Unternehmen (als noch zuletzt) Stellen abbauen. Auf 95,2 Punkten klettert das Beschäftigungsbarometer im Mai (nach 94,0 Zählern im April). Klaus Wohlrabe (Leiter Ifo-Umfragen): „Der Arbeitsmarkt zeigt erste Anzeichen einer Stabilisierung … ob daraus eine echte Trendwende wird, hängt maßgeblich von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ab.“
Der Maschinenbau bleibt besorgt: Bei den deutschen Maschinenbauern herrscht aufgrund der US-Zollpolitik große Verunsicherung. 75% der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau berichten gemäß einer Umfrage unter 562 Firmen des Branchenverbands VDMA von starkem oder sogar sehr starkem Einfluss auf das eigene Unternehmen. Der Ausblick ist weiter unkalkulierbar.
Die deutsche Luftfahrtbranche beklagt sich über Wettbewerbsnachteile. Eine zu hohe Bürokratie gepaart mit teuren Standortkosten führt gemäß dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) dazu, dass die weltweite Luftfracht schneller wachse (6%) als bspw. das Volumen an den Umschlagsplätzen Frankfurt oder Köln/Bonn (Gesamtwachstum Deutschland nur 1,2%). Fracht wandere derzeit in europ. Nachbarländer ab. Dort würden eine schnellere Abfertigung sowie geringere Kosten Anreize liefern. Der BDL sieht dabei die staatlichen Standortkosten wie z. B. die Flugsicherungsgebühren als größten Nachteil (seit 2020 haben sich diese in Deutschland verdoppelt)!
Tagesausblick
Der GfK Konsumklimaindex wird für den Juni eine erste Idee darüber geben, wie sich die Wirtschaft in Deutschland kurzfristig entwickeln könnte. Wir erwarten zunächst kaum anziehende Dynamik beim Verbrauchervertrauen, gehen aber dennoch von einer graduellen Verbesserung aus. In den USA wird sich heute zeigen, wie sich die Lage auf dem Immobilienmarkt präsentiert. Der Case-Shiller Hauspreisindex dürfte im März allenfalls leicht angestiegen sein, was angesichts des Nichtwachstums im zweiten Halbjahr 2024 aber noch immer eine erfreuliche Nachricht darstellen dürfte.
Aktien- und Rentenmärkte
Ob sich die Börsianer langsam an Donald Trump und seine Zoll-Rhetorik gewöhnen, steht noch nicht final fest. Die Volatilität bleibt zumindest hoch. Am letzten Freitag ging der deutsche Leitindex noch mit einem 370-Punkte-Minus in das Wochenende. Die Handelsspannbreite war beachtlich (Tagestief: 23 274,85 Punkte; Tageshoch: 24.149,08 Punkte). Nach dem Sonntagstelefonat mit Frau von der Leyen und der Verhandlungsverlängerung bis zum 9. Juli atmeten die europ. Börsen gestern wieder auf. Plus 398,07 Punkte im DAX. Zurück auf Los. Deutlich ist ein Trump-Handlungsmuster zu erkennen: man droht mit maximalen Forderungen und erzeugt Nervosität und Unruhe bei der Gegenpartei; dann wird zurückgerudert bzw. der Deal-Zeitraum verlängert. An diese Politik muss sich die Börse wohl erst langsam gewöhnen.
In einer kurzen Woche gespickt mit Feiertagen (UK: Mo. Frühlingsfeiertag, US: Mo. Memorial Day; Europa: Do. Himmelfahrt) starteten die europ. Börsen in diesem Umfeld fest. DAX +1,68%; MDAX +1,66%; TecDAX +1,52%.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, machte sich gestern in einer Rede für mehr gemeinsame EU-Emissionen stark. Ital. und franz. Anleihen mit langer Laufzeit reagierten prompt. Renditen 30-jähriger Papiere beider Länder outperformten den Markt und fielen 5bp auf 4,43% resp. 4,01%.
Unternehmen
Der Autobauer Volvo Cars plant im Rahmen seiner Umstrukturierung den Wegfall von rd. 3.000 Arbeitsplätzen. Unternehmensangaben zu Folge werden die Stellenkürzungen hauptsächlich in der schwedischen. Verwaltung anfallen und betreffen damit rd. 15% der weltweiten Verwaltungsangestellten. Volvo Cars wird von der chinesischen Geely Holding kontrolliert. Die Schweden leiden wie viele Automobilhersteller unter einer rückläufigen E-Auto Nachfrage, den Zoll-Unsicherheiten sowie hohen Kosten.
Devisen und Rohstoffe
Die Krisenwährung Gold reflektiert in den letzten Tagen den nervösen Gesamtzustand des Marktes. Bei steigender Unsicherheit notiert der Preis für eine Feinunze im Plus, bei Entspannungssignalen im Minus. Zum Beginn der Woche lassen die Zollhoffnungen den Preis für das gelbe Edelmetall wieder sinken.
Analoges Bild beim USD/EUR-Wechselkurs. Die Aussicht auf einen Zoll-Deal zwischen der USA und der EU treibt den Kurs der europ. Gemeinschaftswährung mit 1,1418 USD gestern sogar Intraday auf den höchsten Stand seit rd. einem Monat.
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