Börse am Morgen: Apple, Nvidia, Salesforce, UniCredit - Nord LB

Die deutsche Wirtschaft ist mit deutlich mehr Schwung ins Jahr gestartet als erwartet. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in Q1 2025 saison- und kalenderbereinigt um 0,4% Q/Q zu, immerhin so stark wie seit dem Sommer 2022 nicht mehr. Der private Konsum, Investitionen und vor allem der Außenhandel trugen zum Wachstum bei. In Erwartung der Trumpschen Zollpolitik hatten Vorzieheffekte den Export im ersten Quartal (insbesondere im März) kräftig angeschoben. Natürlich kann noch kein „Merz-Effekt“ in den Daten enthalten sein. Die expansivere Fiskalpolitik wird zwar mittelfristig der deutschen Wirtschaft einen Schub verleihen, kurzfristig dominiert jedoch die Unsicherheit über die Handelspolitik. Zudem werden sich die Vorzieheffekte im weiteren Jahresverlauf umkehren und die Wirtschaft erneut mehr oder weniger stagnieren. Die EZB wird sich von den optisch positiven BIP-Zahlen in Q1 nicht beirren lassen und ihre geldpolitische Lockerung vorsichtig fortsetzen.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 2024 251.900 Wohnungen fertiggestellt. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang um 14,4% bzw. 42.500 Wohnungen. Bei Einfamilienhäusern belief sich der Rückgang auf 22,1%, bei Zweifamilienhäusern auf 26,2% und bei Mehrfamilienhäusern auf 13,4%. In neu errichteten Wohnheimen erhöhte sich die Zahl fertiggestellter Wohnungen dagegen um 17,6% auf 8.500.
Der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im März gegenüber Februar kalender- und saisonbereinigt um 17,8% gestiegen. Während sich das Plus im Hochbau auf 0,5% belief, kletterte der Auftragseingang im Tiefbau infolge mehrerer Großaufträge um 34,3%. Im Tiefbau war dies der höchste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991. Im Jahresvergleich stieg der Auftragseingang insgesamt um 18,5%, wobei der Hochbau um 5,6% und der Tiefbau um 22,4% zulegte.
Die Ratingagentur Moodys hat bei der Überprüfung der Kreditwürdigkeit Italiens das Rating bei „Baa3“ belassen und den Ausblick aufgrund einer besser als erwarteten fiskalischen Entwicklung und eines stabilen politischen Umfeld von „stabil“ auf „positiv“ erhöht.
Wochenausblick
Auch in dieser Woche können wieder einige spannende Konjunkturdaten erwartet werden. Während am Dienstag das GfK Verbrauchervertrauen für Deutschland und Sentimentanalysen für die Eurozone veröffentlicht werden, wartet zur Mitte der Woche die Fed mit ihren Sitzungsprotokollen auf. Am Freitag werden dann noch Inflationsdaten aus Deutschland und den USA erwartet. Unternehmensseitig stehen wiederholt hauptsächlich Hauptversammlungen und einige wenige Quartalsberichte aus der zweiten und dritten Reihe an. Ausnahme: am späten Mittwochabend berichten Nvidia und Salesforce Q1-Zahlen.
Renten- und Aktien
US-Staatsanleihen setzten die Kurserholung vom Donnerstag fort. Deutsche Bundesanleihen profitierten nach einem schwachen Start davon, dass Anleger Risikoanlagen eher mieden.
Der DAX handelte am Freitag infolge der positiven Konjunkturdaten aus Deutschland zunächst freundlich. Diese Gewinne konnte er aber nicht halten. Am frühen Nachmittag überwogen Sorgen über den US-Haushalt. Schließlich kam dann noch Trumps Zolldrohung von 50% gegen die EU dazu, so dass schlussendlich ein dickes Minus zu Buche stand. Vor allem die exportabhängigen Automobilwerte sackten deutlich ab. Während der Woche hatte die Hoffnung auf Handelsdeals noch zu einem neuen Allzeithoch beim DAX oberhalb der Schallmauer von 24.000 Punkten geführt. Außerdem gerieten Halbleiter unter Druck, nachdem auch Apple von der Rhetorik des US-Präsidenten erfasst wurde. Hier drohte er mit Zöllen von 25% auf nicht in den USA produzierte iPhones. DAX -1,54%; MDAX -0,53%; TecDAX -1,90%.
Auch an der Wall Street stieg die Nervosität der Anleger. Die Verluste waren aber geringer als in Europa. Zudem fanden sie bei rückläufigen Handelsumsätzen statt, da die US-Börsen heute aufgrund des Memorial Day geschlossen sind. Dow Jones -0,61%; S&P 500 -0,67%; Nasdaq Comp. -1,00%.
Unternehmen
Die italienische Großbank UniCredit will Beschwerde einlegen gegen Auflagen der italienischen Regierung bei der geplanten Übernahme der Banco BPM.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR ließ sich die US-Drohungen nur kurzzeitig anmerken, er behauptete sich deutlich über der Marke von USD 1,13.
Gold profitierte nach den Äußerungen Trumps erneut von seinem Status als Krisenwährung und verteuerte sich um rund 2%.
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