Circus: „Der offizielle Start einer neuen Ära“

Jüngst hat Circus den Markt mit der Ankündigung einer Partnerschaft mit REWE West aufhorchen lassen. Im Exklusivinterview mit unserer Redaktion erläutert Circus-Gründer und CEO Nikolas Bullwinkel die Hintergründe dieser Kooperation. Er geht auf einen Quantensprung ein, spricht über lernende Systeme sowie über ein wichtiges Patent. Neu im Portfolio von Circus ist der Militär-Küchenroboter. Hier zeigen viele NATO-Staaten Interesse. Dazu verrät der CEO spannende Details. Und letztlich geht es auch noch um ein Luxusproblem von Circus.
4investors.de: Herr Bullwinkel, Sie haben jüngst eine exklusive Pilot-Partnerschaft mit Rewe angekündigt. Wie wird diese genau ablaufen?
Bullwinkel: Die national exklusive Partnerschaft mit REWE West ist ein absoluter Meilenstein für uns und bringt weltweit erstmals autonome Robotik-Systeme für die Zubereitung von Mahlzeiten skalierbar in den Einzelhandel. Das ist aus meiner Sicht der offizielle Start einer neuen Ära, in der autonome Robotik für Endkunden im Alltag stattfindet. Wir demonstrieren unter Realbedingungen, wie wir Millionen Kunden in ganz Deutschland mit frischen, gesunden und KI-optimierten Gerichten versorgen können - komplett autonom und rund um die Uhr direkt integriert in den REWE Markt.
Im Rahmen der ersten Pilotphase will REWE als Vorreiter in ausgesuchten Märkten erste Erfahrungen mit unserer einzigartigen Technologie sammeln, um auf Kundenfeedback einen möglichen Rollout zu evaluieren. REWE nutzt dabei sowohl unser Betriebssystem CircusOS als auch den autonomen CA-1 Roboter. Mit 16.000 Standorten allein in Deutschland liegt hier natürlich ein unfassbar großes Potential für uns. Dieser Fall schafft für uns Sichtbarkeit und Akzeptanz für einen neue Technologie im Massenmarkt, wir könnten uns keinen besseren Partner für den frühen Einsatz unserer revolutionären KI-Robotik-Technologie vorstellen.
4investors.de: Mit der CA-1 Series 4 haben Sie im April eine neue Generation Ihres KI-Roboters vorgestellt. Was sind die wichtigsten Verbesserungen?
Bullwinkel: Die Series 4 ist ein Quantensprung. Schneller, smarter, effizienter – und vollständig mit unserem KI-nativen Betriebssystem CircusOS verbunden. Das dadurch entstehende Potenzial ist überwältigend. Das System wird Milliarden anonymisierte Datenpunkte sammeln und diese nutzen, um sich konstant selbstlernend über KI verbessern zu können. So kann beispielsweise jede Mahlzeit, die von uns auf der Welt zubereitet wird, das gesamte System besser machen. Der CA-1 Series 4 ist ein lernendes System, das täglich intelligenter wird. Und das alles in der neuen Generation mit einer höheren Produktionsgeschwindigkeit, geringerem Energieverbrauch und integriertem Bestellsystem und essentiell - einer komplett industrialisierten Produktion und Supply-Chain, um tausende Einheiten jährlich in hoher Qualität mit unserem Partner Celestica fertigen zu können.
4investors.de: Mitte April haben Sie ein europäisches Patent für die Technologie Ihres KI-Roboters erhalten. Über welchen Wettbewerbsvorsprung verfügen Sie? Und welche Rolle spielt dabei die KI?
Bullwinkel: Im vergangenen Jahr wurden wir von der FAZ als „Erfinder des Kochroboters“ betitelt, das erteilte Patent bestätigt genau diese Aussage. Wir haben eine technologische Architektur geschaffen, die so derzeit weltweit einzigartig ist. Unser System verbindet modulare Hardware und Robotik mit einem KI-nativen Betriebssystem und schafft so ein holistisches Ökosystem – wie ein iPhone mit Hardware, Software und App Store.
Mit Blick auf die gewachsene Komplexität unserer Lösungen auf Software- und KI-Seite haben wir problemlos einen Wettbewerbsvorsprung von zwei bis drei Jahren gegenüber dem globalen Markt. Über die Integration von KI in unsere Hardware lernen wir im Rollout der CA-1 Einheiten ab diesem Jahr mit jedem weiteren Gerät und Datenpunkt hinzu und bauen über Daten und KI unseren Vorsprung aus. Ähnlich wie bei Tesla bezogen auf das autonome Fahren, ist es bei uns der Datensatz aus dem autonomen Kochen und globalen Daten zum Ernährungsverhalten.
4investors.de: Lukas Podolski will Ihre Küchenroboter in seinen Restaurants einsetzen. Das hat eine gewisse Strahlkraft. Wann fällt hier der Startschuss in den ersten Restaurants? Und wird sich Poldi auch an Circus beteiligen?
Bullwinkel: Lukas ist ein visionärer Unternehmer und hat mit seinen Partnern Metin Dag und Marco Schepers gezeigt, dass die Zukunft der Systemgastronomie nur automatisiert und skalierbar funktionieren kann. Ich bin beeindruckt, wie sie die aktuell schnellst wachsende Franchise-Kette in Europa, mit schon über 60 Standorten, aufbauen und freue mich, mit unserer Technologie einen Beitrag in der Skalierung leisten zu können.
Die ersten autonomen Standorte mit unserer Robotik sind für die zweite Jahreshälfte geplant. Ob er sich finanziell beteiligt hat, möchte ich hier nicht unabgestimmt ausplaudern. Aber ich kann so viel sagen: Wer das Potenzial unseres Unternehmens erkannt hat und die neueste Generation unseres KI-Roboters live erlebt hat, versteht schnell, über welches Potenzial die Aktie verfügt.
4investors.de: Bei unserem letzten Treffen sprachen Sie davon, dass die Pipeline mit spannenden Kunden gut gefüllt sei. Wie hat sich dies weiterentwickelt?
Bullwinkel: Die Nachfrage ist explodiert. Seit dem Start unserer Serienfertigung mit Celestica in den letzten Wochen vergeht kein Tag ohne konkrete Anfragen – von Krankenhausbetreibern über Airlines bis hin zu großen Retail-Ketten in den USA und Asien. Wir führen Gespräche mit DAX-Konzernen, Ministerien und internationalen Franchise-Gruppen. Wir befinden uns am Anfang eines Marktes, der so groß ist wie die globale Verpflegungs-Infrastruktur selbst. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sehr sicher eine Reihe spannender neuer Kunden veröffentlichen können.
4investors.de: Über eine Kapitalerhöhung holen Sie derzeit mehr als 21 Millionen Euro ins Unternehmen. Das Geld soll für die globale Expansion eingesetzt werden. Können Sie dies etwas genauer konkretisieren?
Bullwinkel: Wir investieren gezielt in die Skalierung und Verbreiterung unserer technologischen Basis – insbesondere vor dem Hintergrund der überwältigenden Nachfrage aus den USA, Asien und dem Mittleren Osten. Außerdem skalieren wir massiv die Fähigkeiten unserer Softwareplattform CircusOS – unser primäres Geschäftsmodell und Margentreiber bleibt auch langfristig Software über wiederkehrende Lizenzgebühren. Wir bauen aktuell grundlegend das Betriebssystem für Ernährung – global. Wir werden künftig noch stärker darin investieren, die Milliarden an Datenpunkten unserer Systeme für unsere KI zu nutzen und unseren Footprint entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Nahrungsmittelproduktion langfristig auszubauen.
4investors.de: Ihre autonome Roboter-Küche trägt den Namen CA-1. Jetzt haben Sie den CA-M vorgestellt, der im militärischen Bereich zum Einsatz kommen soll. Wo liegen die Unterschiede?
Bullwinkel: Der CA-M ist speziell für den mobilen, robusten militärischen Einsatz konzipiert – in Hochrisikogebieten und zur Versorgung von Streitkräften. Der Roboter basiert auf einem 20-Fuß Container, ist ausgestattet mit unserer patentierten Robotik-Technologie und liefert so vollautonom problemlos bis zu 1.500 Gerichte pro Ladung.
Wir bieten damit in der Truppenversorgung eine unfassbare Innovation an und schaffen die erste autonome Feldküche der Welt. Dank unserem System ist die Truppenversorgung der Zukunft 100 Prozent autark, wartungsarm und auf die individuellen Ernährungsbedürfnisse der Soldaten ausgerichtet. Die Nachfrage aus dem Verteidigungssektor ist hoch, weil wir eine autonome Versorgungslösung bieten, die unabhängig von Personal und Infrastruktur funktioniert – und das in jeder Klimazone und auch unter extremen Einsatzbedingungen.
4investors.de: Welche Reaktionen gibt es aus dem Verteidigungsbereich auf den CA-M?
Bullwinkel: Ich hätte nie erwartet, wie groß der Innovationsdruck in diesem Anwendungsgebiet ist. Wir sind aktuell in Verhandlungen mit mehreren NATO-Partnern für einen schnellen Einsatz unseres CA-M. Was wir dort hören: Unsere Lösung ist essenziell wichtig – nicht nur aufgrund der Effizienz, sondern weil sie Leben schützt, wenn Versorgung sonst nicht mehr ohne höchstes Risiko möglich ist. Aktuell zeichnet sich ab, dass zu den ersten Kunden die größten NATO-Partner und verbündeten Streitkräfte zählen könnten. Das würde für uns einen Durchbruch im globalen Defence-Sektor bedeuten.
4investors.de: Wie sehr ist Circus von Ihnen als Person abhängig?
Bullwinkel: Ich habe Circus gegründet, aber ich bin nicht Circus. Das Unternehmen steht auf den Schultern eines Weltklasse-Teams und mit Claus Holst-Gydesen, der das internationale Geschäft mit Weitblick skaliert, habe ich zuletzt auch auf dem CEO-Level Verstärkung bekommen. Ich sehe mich als Architekt – aber das Haus steht längst, auch wenn wir uns mit unserer Technologie noch ganz am Anfang einer spannenden Reise befinden. Als Visionär verspüre ich zudem natürlich eine gewisse innere Unruhe, unsere patentierte Basistechnologie als Absprungbasis für weitere Disruption zu nutzen und ich freue mich darauf, diese auch zukünftig voranzutreiben.
4investors.de: Sie sprechen es an, seit wenigen Monaten ist Claus Holst-Gydesen Co-CEO von Circus. Wo soll er Akzente setzen?
Bullwinkel: Claus bringt unglaubliche Erfahrung im globalen Rollout skalierbarer Geschäftsmodelle mit und wir arbeiten perfekt komplementär. Er bringt als langjähriger CEO der Milliarden-Unternehmen Zwilling und Viega internationale Management-Erfahrung in der Skalierung deutscher Unternehmen zu globalen Marktführern mit. Sein Fokus liegt auf der Internationalisierung und auch der Professionalisierung unseres jungen Unternehmens.
4investors.de: Welche Herausforderungen stehen für Circus 2025 an und mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das kommende Jahr?
Bullwinkel: 2025 markiert den Auftakt unserer Reise zum globalen Technologieführer in unserem Segment. Unsere größte Herausforderung ist das schnelle globale Wachstum - aber das ist ein Luxusproblem: Dank unseres renommierten Produktionspartners Celestica und einer vertraglich zugesicherten Kapazität von bis zu 6.000 Robotik-Einheiten pro Jahr sind wir sehr gut aufgestellt. Mit unserer Kapitalbasis, der technologischen Führerschaft in unserer Industrie und einer Gesellschaft, die mehr denn je nach qualitativen Ernährungslösungen sucht und auch Robotik adaptiert hat, sind wir bestens positioniert, um uns global zu entwickeln.
In wenigen Monaten beginnen wir mit dem Rollout des CA-1 Series 4 Systems und schaffen weltweit erstmals eine vollautonome Infrastruktur integriert in den Alltag. Für die kommenden Monate erwarten wir vor allem eine steigende Sichtbarkeit unserer Technologie und damit verbundene Adaption im Massenmarkt. In nur wenigen Jahren wird die autonome Zubereitung von personalisierten Mahlzeiten ein absoluter Standard sein. Wir schaffen bis dahin die globale KI- und Robotik-Infrastruktur für diese grundlegende Marktveränderung, Made in Germany.