Börse am Morgen: BayWa, Eni, Ölpreis, Inflation, Regulierung - Nord LB

Weniger Regulierung? Die deutsche Bundesbank (Buba) möchte sich zukünftig innerhalb der EU und des Europäischen Systems der Zentralbanken für eine Vereinfachung der Vorschriften für Kapitalanforderungen von Geldhäusern einsetzen. Das derzeitige Kapitalrahmenwerk sei laut Buba zu kompliziert, vielschichtig und überlappend. Eine Senkung der Kapital- und Liquiditätsausstattung der Institute sei dabei ausdrücklich nicht das Ziel. Bundesbank-Vorstand Michael Theurer: „Unsere Linie ist dabei unmissverständlich: Reduzierung des Erfüllungsaufwands ja; Absenkung oder Aufweichung von Mindeststandards nein.“ Geprüft werden solle laut Buba, ob es leichte Änderungen bei den Vorschriften zur Abgrenzung der Handelsbücher geben könne (Kapitalanforderungen für Marktpreisrisiken). Auch die Finanzaufsicht Bafin hatte erst kürzlich mitgeteilt, in diesem Jahr die MaRisk-Regulierung zu überprüfen.
Starke Aufsicht? Börsenturbulenzen, ein ausufernder Zollkrieg, die Verschuldungslage der Staaten, diese Faktoren zählen laut EZB-Vize de Guindos zu den größten Risiken für die Euro-Zone. Bei einer Rede in Amsterdam führte der Stellvertreter von Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag aus, dass in Anbetracht der erhöhten und anhaltenden Unsicherheit eine starke Aufsicht und Regulierung von entscheidender Bedeutung in allen Finanzsektoren sei. Aktien- und Kreditmärkte blieben aufgrund von hohen Bewertungen und einer zunehmenden Risikokonzentration schockanfällig. Am 21. Mai wird von der EZB der halbjährliche Finanzstabilitätsbericht veröffentlicht. Die warnenden Worte von de Guindos sind sicher als Vorgeschmack zu interpretieren.
Tagesausblick
Nachdem die japanischen BIP-Daten schon in der Nacht den Auftakt gemacht haben, folgen heute in erster Linie US-amerikanische Indikatoren. Aktuell stehen besonders die Inflationserwartungen der Wirtschaftssubjekte im Fokus der Geldpolitiker, weshalb die Konsumentenbefragung der University of Michigan von besonderem Interesse sein dürfte. Besonders die Teilbefragung zur erwarteten Inflationsentwicklung ist in der Vergangenheit in die Höhe geschossen, nun gehen wir wieder vermehrt von rückläufigen Tendenzen aus.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen 10-jähriger US-Treasuries fielen gestern nach der Informationsflut von neuen US-Wirtschaftsdaten - welche Anzeichen für eine nachlassende Konjunktur sowie einer schwächeren Inflation signalisierten - um 11 Basispunkte auf 4,42%. Europ. Staatsanleiherenditen imitierten die Bewegung ihrer amerik. Pendants und sanken ebenfalls länderübergreifend.
Die Aktienmärkte links- und rechtsseitg des Atlantiks preisen derzeit eine zunehmende Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen im HJ2 ein. Gleichzeitig blicken die Börsianer positiv in die Zukunft, da sich die Konjunktur aufgrund vielfältiger Faktoren erholen könnte.
DAX +0,72%; MDAX +1,12%; TecDAX +0,96%; Dow +0,65%; S&P 500 +0,41%; Nasdaq C. -0,18%.
Unternehmen
Die BayWa Aktionäre und Gläubiger haben dem Restrukturierungsplan nach dem StaRUG-Gesetz mit großer Mehrheit zugestimmt. Die gestern durchgeführte Versammlung war notwendig um einzelne Gläubiger auf Linie zu bringen. BayWa plagen aufgrund einer schuldenfinanzierten Expansion Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe. Durch die Zustimmung zum Restrukturierungsplan werden EUR 1,41 Mrd. an Fälligkeiten bis Ende 2028 verlängert. Ein Teil der Sanierung beinhaltet außerdem eine Kapitalerhöhung um bis zu EUR 201 Mio. Hierdurch wird das Grundkapital verdreifacht. Offiziell steht jetzt nur noch die Bestätigung des Münchner Amtsgerichts aus. Sie gilt aber als Formalie.
Eni (ital. Energiekonzern) führt Gespräche über einen 20%-igen Teilverkauf seines Erneuerbare-Energien- und Handelsunternehmens Plenitude. Erst kürzlich hatte Eni Finanzvorstand Francesco Gattei erklärt durch Verkäufe von Minderheitsbeteiligungen Investitionen in kohlenstoffarme Unternehmen anzustreben (bei gleichzeitigem Erhalt von Investitionskapazitäten in Öl- und Gas). Eni beziffert den Eigenkapitalwert von Plenitude zwischen EUR 9,8 Mrd. und EUR 10,2 Mrd. (inkl. EUR 12,0 Mrd. Schulden). Die Investmentfirma Ares Alternative Credit Management wird als Exklusiv-Interessent für den Deal genannt.
Rohstoffe
Gerüchte über ein möglicherweise kurzfristig bevorstehendes Atomabkommen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten belasteten am Donnerstag die Ölmärkte. Brent und WTI verloren rd. 2% resp. 3%.
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