Börse am Morgen: Evonik, Hochtief, Salzgitter, US-China-Zollstreit - Nord LB

Die USA und China fahren im Handelskrieg deutlich runter. Beide Seiten einigten sich auf eine 90-tägige Stillhaltefrist in dem Streit sowie deutlich niedrigere Zollsätze. US-Finanzminister Bessent sagte in Genf, nach Verhandlungen mit China würden die gegenseitigen Zölle um 115 Prozentpunkte gesenkt. Die USA würden ihre Zusatzzölle von 145 auf 30% drücken. Die chinesischen Zölle auf Einfuhren aus den USA sollten von 125 auf 10% sinken. Die neuen Maßnahmen sind für 90 Tage gültig. An den Börsen sorgte die Entwicklung für Erleichterung und steigende Kurse.
Die Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland ist 2024 das 3. Jahr in Folge gesunken. 1.724 Neuansiedlungen und Erweiterungen registrierte die staatliche Fördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) im vergangenen Jahr. 2023 waren es 1.759 Projekte, 2022 noch 1.783 und 2021 insgesamt 1.806.
Renten- und Aktienmärkte
Eine stark weichende Risikoscheu der Investoren hat die Kurse deutscher Bundesanleihen deutlich belastet. Im Gegenzug zog die Rendite der z. B. zehnjährigen Bundesanleihen auf 2,64% an. Dies ist das Niveau von Anfang April. Bei den US-Staatsanleihen wiederholte sich später das Bild: Kurse gaben nach, Renditen zogen an.
Der DAX hat nach der Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg verhalten positiv reagiert. Die Einigung auf eine drastische Senkung der gegenseitigen Zölle dürfte v. a. der US-Wirtschaft und auch China kurzfristig zugutekommen, schrieb Mahlkow, Forscher in der Forschungsgruppe Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Die Auswirkungen für die EU seien gering. Deutlichen Gewinnen von Auto- und Technologietiteln standen herbe Kursverluste bei Rüstungswerten gegenüber. DAX +0,29%; MDAX +1,56%; TecDAX +2,51%.
Die Annäherung der USA und Chinas im Handelskonflikt und die vereinbarten Zollsenkungen haben der Wall Street einen kräftigen Schub verliehen. Während der Dow auf dem Niveau von Ende März notierte, erreichten der Nasdaq 100 und der S&P 500 den höchsten Stand seit Anfang März und damit das Vorzollstreit-Niveau. Besonders gefragt waren die Aktien aus dem Kreis der „Glorreichen Sieben“, also der 7 bedeutendsten Technologieunternehmen. Z. B. Amazon +8%. Dow Jones +2,82%; S&P 500 +3,26%; Nasdaq Comp. +4,35%.
Unternehmen
Deutschlands größter Baukonzern Hochtief ist mit einem deutlichen Gewinnplus in das Jahr gestartet. Auch die Orderbücher füllten sich in Q1 weiter. Die Jahresprognose wurde bestätigt. Hochtief sehe international „enorme Wachstumschancen, doch auch unser Heimatmarkt Deutschland dürfte zusätzliche Impulse liefern“, erklärte Hochtief-Chef Santamaría. Der von der neuen Bundesregierung vorgesehene Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Mrd. EUR könnte für neue Aufträge sorgen. Hochtief steigerte in Q1 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 32% auf 8,9 Mrd. EUR. Der operative Konzerngewinn legte um 17% auf 167 Mio. EUR zu. Der Auftragseingang kletterte um 23% auf 13 Mrd. EUR, der Auftragsbestand erreichte mit über 70 Mrd. EUR einen neuen Rekordwert.
Der Stahlkonzern Salzgitter hat nach Einbußen in Q1 seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt. U. a. niedrigere Preise hätten zu einem Rückgang des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 78,6 Mio. EUR nach zuletzt 126,4 Mio. EUR geführt, teilte Salzgitter mit. Das Vorsteuerergebnis (EBT) rutschte mit einem Fehlbetrag von 27,3 Mio. EUR in die Verlustzone (nach einem Gewinn von 17,2 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum). Salzgitter bekräftigte die Prognose, wonach 2025 das Vorsteuerergebnis zwischen -100 Mio. EUR und +100 Mio. EUR liegen soll.
Der Spezialchemiekonzern Evonik ist dank seines Sparprogramms und florierender Geschäfte mit Ergänzungsmitteln für die Tiernahrung mit einem Gewinnplus ins Jahr gestartet. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) legte in Q1 um 7% auf 560 Mio. EUR zu, wie Evonik mitteilte. Auch unter dem Strich verdiente der Konzern mit 233 (Vorjahr: 156) Mio. EUR mehr als vor Jahresfrist. Der Umsatz stagnierte indes bei 3,7 Mrd. EUR.
Devisen und Rohstoffe
Die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgte zu Wochenbeginn für Auftrieb beim USD, während die Gemeinschaftswährung im Gegenzug unter Druck geriet.
Am Ölmarkt setzte sich die Erholung der vergangenen Handelstage fort. Für Preisauftrieb sorgte die Spekulation auf eine bessere Entwicklung der Weltwirtschaft nach der Zollstreit Einigung.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!