Anhaltende Hoffnungen - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche weiter zugelegt. Angetrieben wurden die Kurse einerseits vom Optimismus der Anleger, dass die von der US-Regierung ausgelösten Zollkonflikte in Verhandlungen abgeschwächt werden könnten. Hintergrund war eine Handelsvereinbarung, die die USA und Großbritannien schlossen, die erste, die die US-Regierung seit Ausrufung der Zölle eingegangen war. Daneben kamen von Seiten der Berichtssaison etliche positiven Impulse. Das Scheitern von Friedrich Merz in der ersten Runde der Kanzlerwahl trübte die Stimmung zwar kurzzeitig, sein Erfolg im zweiten Durchgang machte dies aber zumindest an den Börsen rasch vergessen. Die überwiegend so erwartetet Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins unverändert zu lassen, blieb ohne nennenswerten Einfluss auf das hiesige Marktgeschehen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax), der am Freitag im Handelsverlauf bei gut 23.543 Zähler ein neues Rekordhoch markierte, stieg im Wochenvergleich um 1,8 Prozent auf 23.499,32 Punkte. Der MDax legte um 1,4 Prozent zu auf 29.730,13 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 0,4 Prozent auf 3.745,48 Punkte. Der m:access All-Share gewann 0,4 Prozent auf 1.311,09 Zähler.
Zu den größten Wochengewinnern im Dax zählten einmal mehr die Aktien von Rheinmetall, die um 7,5 Prozent zulegten. Die Anleger reagierten damit auf Analystenstimmen und die im ersten Haushaltsentwurf der US-Regierung für das kommende Jahr vorgesehenen zusätzlichen Gelder für das Verteidigungsressort, die die Stimmung für Rüstungswerte generell steigen ließen. Der Kurs der Commerzbank zog um 7,5 Prozent an, die Bank hat mit ihren Quartalszahlen positiv überrascht. Automobil-Titel erholten sich dank Zoll-Hoffnungen deutlich von ihren Verlusten der Vorwoche. Die Aktien von Volkswage n verteuerten sich um 3,4 Prozent, die von Mercedes-Benz um 4,1 Prozent, der Kurs von Porsche AG stieg um 4,8 Prozent und der von BMW sogar um 6,5 Prozent; beim Münchner Autobauer trieb ein zuversichtlicher Ausblick auf das Gesamtjahr zusätzlich.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche nach einer festeren ersten Wochenhälfte nachgegeben. Belastet wurden die Notierungen der Bundespapiere dabei von den steigenden Hoffnungen der Anleger auf Lösungen im Zollkonflikt, neben dem Abkommen der USA mit Großbritannien standen die vereinbarten Gespräche zwischen den USA und China im Fokus. Die wachsende Zuversicht mehrte die Risikobereitschaft, was sich negativ auf die Kurse der als sicher geltenden deutschen Anleihen auswirkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg im Wochenvergleich von 2,51 auf 2,56 Prozent. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,33 auf 2,44 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach ihrer deutlichen Erholung in der Vorwoche eine Verschnaufpause eingelegt. Das Zoll-Thema blieb den Märkten erhalten, hier wechselten sich Hoffnungen, die auch durch das Abkommen mit Großbritannien befeuert wurden, mit einer abwartenden Haltung der Anleger ab. Vor den Handelsgesprächen zwischen den USA und China hielten sich viele Marktteilnehmer zurück. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 0,2 Prozent ab auf 41.249,38 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 5.659,91 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 sank um 0,2 Prozent auf 20.061,45 Punkte.
Ausblick
Nach den jüngsten Kursanstiegen warnen etliche Beobachter vor zu viel Optimismus an den deutschen Aktienbörsen. So überzogen die Kurseinbrüche nach der Ankündigung der US-Zölle gewesen seien, so übertrieben sei die Erholung der vergangenen Wochen. Viele Risiken würden ausgeblendet, heißt es. So würden sich beispielsweise Gespräche zwischen den USA und der EU sicherlich schwieriger gestalten als die zwischen den USA und Großbritannien. Zudem bestünden nach Ansicht von Experten durch die voraussichtliche Abschwächung der US-Konjunktur Risiken für die Weltwirtschaft. Allerdings könnten die ersten Vereinbarungen zwischen den USA und China im Zollstreit dafür sorgen, dass sich erneut die Zuversicht der Anleger durchsetzt und die Kauflaune an den Aktienbörsen anhält. Die oben genannten Risiken könnten insofern auch weiter ausgeblendet werden.
Von Seiten der Konjunkturdaten dürften in der aktuellen Woche unter anderem Teuerungsraten aus den USA sowie die Inflationserwartungen der US-Verbraucher interessieren, zumal Fed-Chef Jerome Powell in der vergangenen Woche betont hatte, mögliche Zinssenkungen besonders von der Inflation abhängig zu machen. Auch aus Deutschland kommen neue Daten zur Teuerung, zudem die ZEW-Konjunkturerwartungen.
Weiterhin eine wichtige Rolle spielen dürfte die Berichtssaison, in den kommenden Tagen stehen wieder etliche Veröffentlichungen an. So legen beispielsweise aus dem Dax Allianz, Bayer, Deutsche Telekom, Merck und Siemens Ergebnisse und Ausblicke vor.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Dienstag, 13.05.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Verbraucherpreise in den USA
Mittwoch, 14.05.: Verbraucherpreise in Deutschland
Donnerstag, 15.05.: Großhandelspreise in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt der EU; Industrieproduktion in der EU; Einzelhandelsumsätze in den USA; Erzeugerpreise in den USA; Industrieproduktion in den USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); New York Empire State Produktionsindex (USA)
Freitag, 16.05.: Handelsbilanz der EU; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der Verbraucher in den USA; Import- und Exportpreise in den USA; Bruttoinlandsprodukt Japans
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