US-Geldpolitik: Trump vs. Powell geht in die nächste Runde! - Nord LB

Das FOMC hat sich im Mai gegen eine Verringerung des US-Leitzinsniveaus entschieden. Damit verharrt die obere Grenze für die Fed Funds Target Rate zunächst weiterhin bei einem Wert von 4,50%. Diese Entwicklung stellt keine Überraschung dar. Nach den ziemlich schwachen Zahlen zur BIP-Entwicklung in den USA wurde die Möglichkeit einer Zinssenkung der Fed im Mai zwar von einigen Marktkommentatoren ins Spiel gebracht, die soliden Arbeitsmarktdaten hatten diese Diskussionen dann aber schnell wieder abklingen lassen. Ohne einen entsprechenden Impuls konnte das FOMC realistisch betrachtet keine Anpassungen am Leitzniveau vornehmen. Der Notenbankchef Jerome Powell hätte sonst das Gesicht verloren. Ein solcher Reputationsverlust des momentan zentralen US-Geldpolitikers wäre zweifellos auch ein Problem für die Glaubwürdigkeit der gesamten Fed gewesen.
Das Thema Zinssenkungen bleibt aber auf der Agenda der Notenbank in Washington. Die Belastungen, die sich für die nordamerikanische Wirtschaft durch die neue US-Handelspolitik und die Aktivitäten der DOGE-Initiative in der näheren Zukunft ergeben werden, sollten das FOMC perspektivisch unter Zugzwang setzen. Damit wird 2025 wahrscheinlich auch in den USA noch zu einem Jahr, in welchem die Leizinsen durch die Notenbank gesenkt werden müssen. Mit Blick auf diesen Zeithorizont gehen wir in der Summe weiterhin von einer Reduktion der Fed Funds Target Rate um 75bp aus. Neben der Möglichkeit von drei kleinen Zinsschritten besteht für das FOMC sicherlich auch die Option von nur zwei Anpassungen (also entweder die Kombination von -50bp und -25bp oder -25bp und -50bp). Die Umsetzung von Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung dürften schwerpunktmäßig im 2. Halbjahr erfolgen. Ein kleiner Zinsschritt im Juni ist aber wohl gut möglich. Das genaue Timing der Veränderungen an der Fed-Geldpolitik dürfte nun vor allem von der weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft abhängen, wobei insbesondere die Inflationsdaten und der Arbeitsmarktbericht im Auge behalten werden müssen.
Die aktuellen Anmerkungen von US-Notenbankchef Jerome Powell belegen die Bedeutung dieser zwei Einflussfaktoren auf die Fed-Geldpolitik sehr klar. Er betonte die vergrößerte Unsicherheit durch die neue US-Handelspolitik und skizzierte in diesem Kontext ein Szenario, in dem die Inflation und die Arbeitslosigkeit Hand in Hand steigen könnten. Eine wirklich große Herausforderung für das FOMC sind die hohen Inflationserwartungen bei den US-Konsumenten. Die Daten der Universität von Michigan könnten das Ausmaß dieses Problems inzwischen allerdings überzeichnen. Insofern wird heute mit großem Interesse auf die entsprechenden Zahlen der New York Fed zu achten sein, die im März nicht zu stark zugelegt hatten; sollte die magische Marke von 5% bei den Inflationserwartungen mit dem Zeithorizont von einem Jahr im April nicht überboten werden, wäre dies angesichts des Umfeldes schon ein erfreuliches Signal. In der nächsten Woche müssen dann die CPI-Zahlen sehr genau beobachtet werden.
Fazit: Die US-Notenbank hat die Fed Funds Target Rate im Mai erwartungsgemäß nicht verringert. Angesichts des im April zu beobachtenden nicht unfreundlichen Stellenaufbaus durch die US-Wirtschaft hätte Jerome Powell mit der Umsetzung entsprechender geldpolitischer Maßnahmen auch das Gesicht verloren. Der Fed-Chef stellt sich damit gegen Donald Trump! Bemerkenswert ist vor allem das bisherige Ausbleiben einer Reaktion des US-Präsidenten. Wie lange dieser Burgfrieden halten kann, muss aber sicherlich kritisch hinterfragt werden. Schon im nächsten Interview mit Pressevertretern dürfte sich der für sein Temperament bekannte (um nicht zu sagen berüchtigte) Donald Trump wahrscheinlich wieder offensiv zum Thema Zinssenkungen äußern. Der Kampf Trump vs. Powell würde spätestens dann in die nächste Runde gehen!
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