Börse am Morgen: Fresenius, Hensoldt, Siemens Healthineers, Fed, Konjunkturdaten - Nord LB

Die deutsche Industrie hat im März ihr Neugeschäft überraschend kräftig gesteigert (+3,6% ggü. Vormonat) - womöglich auch wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Eine rasche Trendwende zum Besseren erwarten Wirtschaft und Experten aber nicht.
Die Geschäfte im Einzelhandel der Euro-Zone treten derzeit nahezu auf der Stelle. Die Erlöse sanken im März um 0,1% zum Vormonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. Im Februar hatte der Absatz um 0,2% zugelegt, nach einer Stagnation im Januar. Im Vergleich zum März 2024 stiegen die Umsätze um 1,5%.
Die deutschen Maschinenbauer kommen nach der Schwächephase langsam wieder in Gang. Im März verbuchten die Hersteller ein Plus bei den Auftragseingängen ggü. dem Vorjahreszeitraum von 4%, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. Während die Bestellungen aus dem Inland um 3% zurückgingen, legten die Orders aus dem Ausland um 6% zu. Nach den Zuwächsen im Januar und Februar verbuchten die Unternehmen nun auch im gesamten Q1 ein Plus bei den Aufträgen von 4%. "Im Auslandsgeschäft sehen wir inzwischen einen Wendepunkt, das Inland bleibt unverändert schwierig", erklärte VDMAChefvolkswirt Gemandt. Umso wichtiger seien jetzt direkt Reformen der Bundesregierung zur Stärkung des Standortes.
Tagesausblick
Heute stehen Makrodaten aus Deutschland im Fokus. Exporte und Industrieproduktion dürften jeweils leicht zulegen – ein erstes positives Signal, das jedoch eher als Momentaufnahme denn als klare Trendwende zu werten ist. Die globale Unsicherheit bleibt ein Bremsklotz. In London richtet sich der Blick auf die BoE-Zinsentscheidung, wobei eine Senkung der Bank Rate als recht wahrscheinlich gilt. Die konjunkturelle Eintrübung nach dem sog. „Liberation Day“ in den USA dürfte dabei den Anstoß für diese Entwicklung gegeben haben, welche jetzt auch Notenbanken zum Handeln zwingen könnte.
Renten- und Aktienmärkte
Der gestrige Handelstag stand im Zeichen des Zinsentscheids der US-Notenbank am Abend. Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten in diesem Umfeld zu, US-Staatsanleihen präsentierten sich kaum verändert.
Der deutsche Aktienmarkt ging erneut etwas leichter aus dem Handelsgeschehen. Der US-Zinsentscheid erfolgte nach Börsenschluss und konnte somit von den Anlegern nicht mehr berücksichtigt werden. Unter den Einzelwerten im DAX stachen Fresenius , BMW und Vonovia positiv mit ihren Quartalsbilanzen und Ausblicken hervor. (Fresenius mit +3,9% Tagessieger).
Die Wall Street hat kaum auf die Zinsentscheidung der Fed reagiert. Die Notenbank hat erwartungsgemäß die Zinsen erneut nicht verändert. Für Belastung sorgte die Aussage von US-Präsident Trump, dass die hohen US-Zölle auf Warenimporte aus China nicht vor den in Aussicht gestellten Gesprächen zwischen Vertretern beider Länder gesenkt werden.
Unternehmen
Der Gesundheitskonzern Fresenius ist dank einer starken Entwicklung in der Medikamentensparte Kabi und bei der Kliniktochter Helios in Spanien mit einem Ergebnisplus ins Jahr gestartet. In Q1 stieg das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) um 4% auf 654 Mio. EUR. Dazu trugen auch Einsparungen bei. Der Umsatz erhöhte sich um 7% auf 5,63 Mrd. EUR, währungsbereinigt ebenfalls ein Plus von 7%. Unter dem Strich verdiente Fresenius 416 Mio. EUR – 12% mehr als im Vorjahreszeitraum.
Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers drosselt wegen des Zollstreits trotz eines unerwartet guten zweiten Quartals die Gewinnprognose für das laufende Jahr. Für den erwarteten Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende September) gibt die Siemens-Tochter nun eine Bandbreite von 2,20 bis 2,50 (Vorjahr: 2,23) EUR an.
Der Rüstungszulieferer Hensoldt schraubt angesichts der verstärkten Aufrüstung in Europa seine Umsatzziele für die Jahre bis 2030 nach oben. Statt der bisher angepeilten 5 Mrd. EUR seien nun bis zu 6 Mrd. EUR realistisch, teilte der Hersteller von Sensoren und Radaren mit. In Q1 seien Aufträge über 701 Mio. EUR hereingekommen, 6% mehr als ein Jahr zuvor, hieß es im Zwischenbericht, u.a. wegen Orders für die Eurofighter-Radare.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR hat sich nach den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed etwas nach unten bewegt.
Die Ölpreise haben zur Wochenmitte zunächst ihre Gewinne der letzten Tage ausgebaut. Im späteren Handelsverlauf setzten leichte Gewinnmitnahmen ein.
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