Börse am Morgen: Continental, Hugo Boss, MBB, Nagarro, Konjunkturdaten - Nord LB

Nach vorl. Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Umsatz im Dienstleistungssektor in Deutschland im Februar real (preisbereinigt) um 0,4% und nominal um 0,6% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat belief sich das Plus auf real 1,5% und nominal 3,5%. Mit real +1,8% erzielten die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen den größten Anstieg, gefolgt von Verkehr und Lagerei mit +0,9%. Während in der Information und Kommunikation die Umsätze um 0,1% zulegten, sanken sie im Grundstücks- und Wohnungswesen um 1,3%.
Die Handelsbilanz der USA für März weist nach Angaben der Statistiker ein Rekorddefizit von 140,5 Mrd. USD aus. Dies übertrifft den letztgültigen Tiefststand aus dem Januar sogar um fast zehn Milliarden USD. Ausgerechnet das Säbelrasseln rund um Zölle und Handelsbarrieren, mit denen Trump das Handelsbilanzdefizit beseitigen will, dürften diesen Effekt befeuert haben. Während sich die Dienstleistungsbilanz kaum verändert präsentiert, sank die Güterbilanz folgerichtig weiter in ein rekordverdächtiges Defizit. Solange keine Handelsabkommen präsentiert werden können, dürfte sich an der grundsätzlichen Situation wohl auch kurzfristig nichts ändern. 28 von 90 Tagen Zollpause sind bereits abgelaufen, wobei partiell neue Zölle angekündigt werden – zuletzt zum Beispiel auf Filmproduktionen aus dem Ausland.
Tagesausblick
Heute stehen im Euroraum die Einzelhandelsumsätze für März im Fokus, wobei eine weiterhin schwache Konsumlaune erwartet wird. Dagegen könnte sich in Deutschland bei den Auftragseingängen der Industrie eine leichte Erholung abzeichnen, was auf eine mögliche Stabilisierung im verarbeitendenvGewerbe hinweisen könnte. Schließlich richten sich in den USA alle Blicke auf die Fed-Zinsentscheidung – auch wenn wir aktuellvon keiner Zinssenkung ausgehen, dürfte der Markt sehr auf Hinweise einer baldigen Lockerung achten.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Bundesanleihen zeigten sich vom Geschehen im Bundestag unbeeindruckt und handelten wenig verändert. Bei US-Treasuries kam es weiter zu leichten Kursverlusten infolge des Vertrauensverlustes durch die US-Zollpolitik.
Nach der zunächst gescheiterten Kanzlerwahl rutschte der DAX um über 2% ins Minus, während der EURO STOXX 50 um 1,4% nachgab. Nachdem Merz im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt wurde, erholten sich die Kurse, allerdings verblieben sie in negativem Terrain. Die Anleger blieben zurückhaltend. DAX -0,41%; MDAX -0,90; TecDAX -1,27%.
Die Unsicherheiten im Zollstreit – verstärkt durch widersprüchliche Aussagen Trumps und seines Finanzministers Bessent hinsichtlich des Zeitplans für etwaige Zollabkommen – sorgten erneut für Verluste an der Wall Street. Dow Jones -0,95%; S&P 500 -0,77%; Nasdaq Comp. -0,87%.
Aufgrund nicht rechtzeitig vorgelegter testierter Jahresabschlüsse verlieren mit dem IT-Dienstleister Nagarro, dem Diagnosespezialisten Stratec und der Beteiligungsgesellschaft Mutares gleich drei Unternehmen ihren Platz im SDAX. Sie werden ab 9. Mai durch Thyssenkrupp Nucera, Procredit sowie MBB ersetzt.
Unternehmen
Der Autozulieferer Continental konnte seinen Gewinn in Q1 2025 y/y fast verdreifachen. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) sprang von EUR 201 Mio. auf EUR 586 Mio. Der Umsatz ging dagegen aufgrund der insgesamt schwachen Automobilkonjunktur um 0,8% auf EUR 9,7 Mrd. zurück. Analysten hatten im Schnitt mit EUR 9,5 Mrd. Umsatz und EUR 487 Mio. EBIT gerechnet.
Der Modekonzern Hugo Boss litt in Q1 2025 unter einem trüben Konsumklima in allen großen Märkten. Der Umsatz sank um 2% auf EUR 999 Mio. Während Europa und Amerika um 1% rückläufig waren, sanken die Umsätze in der Region Asien Pazifik insbesondere aufgrund anhaltend schwacher Geschäfte in China um 8%. Das EBIT fiel um 12% auf EUR 61 Mio. Der US-Anteil beim Umsatz beläuft sich auf ca. 15%, wobei alle Waren in die USA importiert werden, überwiegend aus Europa und nur zu einem geringen Teil aus China. Das Jahresziel 2025 mit einem Umsatz von EUR 4,2 Mrd. bis EUR 4,4 Mrd. (Vj.: EUR 4,3 Mrd.) und einem EBIT von EUR 380 Mio. bis EUR 440 Mio. (Vj.: EUR 361 Mio.) wurde bestätigt.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR konnte unbelastet von der Bundeskanzlerwahl gegenüber dem USD etwas zulegen.
Nach den zuletzt starken Preisrückgängen bei Rohöl kam es gestern zu einer spürbaren Gegenbewegung. Die Nordseesorte Brent konnte die psychologische Marke von 60 USD zurückerobern.
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