Börse am Morgen: Shell/BP, Volkswagen, Arbeitsmarkt, Konjunkturdaten - Nord LB

BRD: Die Preise für deutsche Wohnimmobilien haben sich erstmals seit längerer Zeit wieder erfreulich entwickelt. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erhöhten sich die Preise für Eigentumswohnungen im Zeitraum Januar bis März um durchschnittlich +1,2%. Dies ist das stärkste Plus seit dem Frühjahr 2022. Auch bei Ein- und Zweifamilienhäusern ging es bergauf. Mit +2,3% verzeichnete man hier den stärksten Anstieg seit drei Jahren (im Vorjahresquartalvergleich liegt der Zuwachs sogar bei 2,9%).
EU: Negative Vorzeichen kommen hingegen vom europ. Arbeitsmarkt. Mit fast 10,82 Mio. Menschen ohne Jobs hat sich die Arbeitslosigkeit im Euroraum im März überraschend um 83.000 erhöht (die Arbeitslosenquote verharrt analog zu den Vormonaten aber weiterhin bei 6,2%). Trauriger Spitzenreiter bei der Quote sind erneut Spanien (10,9%) gefolgt von Finnland (9,1%) und Griechenland (9,0%). Mit lediglich 2,8% Arbeitslosigkeit liegt Malta weiter auf Platz 1 bei der Beschäftigung. Es folgen Slowenien (3,2%) und Deutschland (3 5%).
EU: Gemäß einer ersten Schätzung des EU-Statistikamtes Eurostat von Freitag letzter Woche verharrt die Inflation im EuroRaum bei 2,2%. Experten hatten mit einer Verringerung auf 2,1% gerechnet. Bei der Kerninflation (hier werden volatile Preise für Alkohol, Energie, Lebensmittel und Tabak ausgeklammert) geht es im April sogar um 0,3 Prozentpunkte auf 2,7% nach oben.
USA: Im April hat die Ökonomie der Vereinigten Staaten 177.000 neue Beschäftigungsverhältnisse aufgebaut. Das ist eine positive Überraschung. Die von den offiziellen US-Statistikern vorgenommenen Datenrevisionen trüben das Bild allerdings etwas ein. Die Arbeitslosenquote verharrt bei 4,2%. Mit Blick auf die Notenbanksitzung im Mai lösen diese Zahlen sicherlich keinen Handlungsdruck bei der Fed aus.
Wochenausblick
Zum Wochenauftakt werden dies- und jenseits des Atlantiks wichtige Stimmungsindikatoren erwartet, welche Aufschluss über den weiteren Verlauf der Konjunktur geben können. Im Fokus dürften in dieser Woche allerdings die Notenbanksitzungen der Fed am Mittwoch und der Bank of England am Donnerstag stehen. Die Federal Reserve wird im Mai voraussichtlich noch nichts tun und den Leitzins bei 4,50% belassen. Die Wahrscheinlichkeiten stehen jedoch nicht schlecht, dass die Notenbanker aus London ihrerseits die Bank Rate um 25 Basispunkte auf 4,25% senken könnten. Mögliche Abkühlungstendenzen auf dem Arbeitsmarkt und in der Konjunktur dürften in der Waagschale der Geldpolitik an Gewicht zunehmen.
Aktien- und Rentenmärkte
Der robuste US-Arbeitsmarkt entließ Aktienanleger versöhnlich in das Wochenende. Am Bondmarkt hingegen ein anderes Bild. Die Fed ohne Handlungsdruck. Renditen 10-jähriger Treasuries steigen um 6bp auf 4,28%.
Dow Jones +1,39%; S&P 500 +1,47%; Nasdaq Comp. +1,51%; DAX +2,62%; MDAX +2,05%; TecDAX +2,59%.
Unternehmen
Niedrigere Ölpreise und geringere Margen im Raffineriegeschäft belasten den Gewinn von Shell. In Q1 verdiente das Unternehmen 28% weniger als noch vor Jahresfrist. Unter dem Strich blieben dennoch USD 5,58 Mrd.. Am Wochenende kam die Mitteilung, dass Shell eine mögliche Übernahme des Konkurrenten BP prüfe.
Sefe (früher Gazprom Germania) hat eine weitere Tranche (EUR 450 Mio.) der erhaltenen Hilfen an den Bund zurückgezahlt. In der Energiekrise im Jahr 2022 wurde der Energiekonzern verstaatlicht und vor der Pleite bewahrt. Die notwendige Rekapitialisierung i. H. v. EUR 6,3 Mrd. wurde damals von der EU genehmigt.
Bei Volkswagen führen Rückstellungen (aufgrund von strengeren CO2-Zielen in Europa sowie aufgrund von Abschreibungen auf Exportfahrzeuge in die USA) bei der Kernmarke zu einer fast vollständigen Gewinnzusammenstreichung. Das oper. Ergebnis bricht nach Sondereffekten auf EUR 112,0 Mio. ein (-84,9%). Bei Seat/Cupra hat sich der Gewinn sogar auf nur noch EUR 5,0 Mio. reduziert (Vorjahr: EUR 226,0 Mio.). Grund sind hier anfallende, hohe Zusatzzölle i. H. v. 20,7% für Elektroautos.
Rohstoffe
Hoffnungen und Sorgen über eine mögliche Einigung im Zollstreit drückten zum Ende der Woche auf den Ölpreis. Brent & WTI verbilligten sich um rd. 1% auf USD 61,7 resp. USD 58,3 pro Barrel.
Das Industriemetall Kupfer profitiert hingegen von der Aussicht über eine Lösung im Zollkonflikt (der Preis legte um +1,9% auf USD 9.383 je Tonne zu).
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