Börse am Morgen: Bayer, US-Dollar, Zollkrieg, Konjunkturdaten - Nord LB

EU: Die Wirtschaft im Euroraum ist überraschend positiv in das Jahr 2025 gestartet. Im ersten Quartal legte das reale Bruttoinlandsprodukt saisonbereinigt um 0,4% Q/Q zu. Die Jahresrate blieb im Vergleich zum Vorquartal unverändert bei 1,2% Y/Y. In allen Ländern, für die bereits Daten vorliegen, konnte die Wirtschaftsleistung gesteigert werden. Der gelungene Jahresauftakt kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die kurzfristigen Konjunkturperspektiven deutlich verschlechtert haben. Vor allem hat die Unsicherheit mit dem Zollchaos von Donald Trump und seiner grundsätzlich erratischen Politik deutlich zugenommen. Vor allem in den exportorientierten Industriesektoren hat sich die Stimmung spürbar eingetrübt. Die EU wird versuchen, den Zollkrieg zu entschärfen, eine Gewähr für erfolgreiche Verhandlungen gibt es aber nicht. Die EZB wird ihre Geldpolitik weiter lockern, die Wirkung jedoch erst mittelfristig spürbar werden. Gleiches gilt für die expansivere deutsche Fiskalpolitik. In diesem Jahr wird das Wirtschaftswachstum im Euroraum daher mit unter 1% Y/Y erneut gedämpft ausfallen.
USA: In den Vereinigten Staaten offenbaren die ersten Angaben zur BIP-Entwicklung in Q1 2025 wirklich spürbare Abkühlungstendenzen. Mit einer annualisierten Veränderungsrate von lediglich -0,3% ist die Aufwärtsbewegung bei der realen ökonomischen Aktivität bereits vor der „echten“ Neuausrichtung der Handelspolitik Washingtons zum Stillstand gekommen. Die aktuellen Daten zur Entwicklung der realen Wirtschaftsaktivität weichen noch nicht sonderlich stark von unseren Prognosen ab. Wir hatten schon seit einiger Zeit skeptisch auf die BIP-Daten im ersten Quartal 2025 geblickt. Insofern existiert kein großer Druck für Anpassungen an unserer Wachstumsprognose für das Gesamtjahr. Auf der Basis der jetzt verfügbaren Informationen dürften zukünftige Projektionen aber eher eine noch schwächere Entwicklung andeuten. Die gemeldeten Zahlen zum US-BIP erhöhen in Washington aber sicherlich den Handlungsdruck. Wahrscheinlich dürfte es sehr bald konkrete Informationen zu „erfolgreichen Handelsdeals“ geben.
Regulatorik: Die dt. Finanzaufsicht BaFin hat am vergangenen Mittwoch entschieden den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite auf 1% zu senken (von 2%). Der antizyklische Kapitalpuffer bleibt bei 0 75%. Laut BaFin hat sich die Lage am dt. Wohnimmobilienmark (konträr zu Gewerbeimmobilien) weiter stabilisiert.
Tagesausblick
Zum Monatsauftakt steht in den Vereinigten Staaten der offizielle Arbeitsmarktbericht im Mittelpunkt des Interesses. Vor dem Hintergrund anhaltender Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik dürften die Zahlen erneut wichtige Rückschlüsse auf die konjunkturelle Verfassung zulassen. In der Eurozone richten sich die Erwartungen auf die vorläufigen Verbraucherpreisdaten sowie die aktuelle Arbeitslosenquote. Insbesondere die Entwicklung der Kernrate wird von den Währungshütern aufmerksam beobachtet, da sie entscheidende Hinweise für den weiteren geldpolitischen Kurs liefern könnte.
Aktien- und Rentenmärkte
Monatsrückblick: Der April war ein wahrhaftig turbulenter Monat für die weltweiten Finanzmärkte. Die Zolleskapaden der USA führten zu einem massiven weltweiten Ausverkauf. Auch die Geschwindigkeit der Verkaufswelle war historisch. Unmittelbar nach der Ankündigung („Tag der Befreiung“) verzeichnete der S&P 500 seinen fünftgrößten Zwei-Tages-Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg! Diese Turbulenzen griffen auch auf den Anleihemarkt über. Die Rendite von 30-jährigerer US-Treasuries überschritt bspw. kurzzeitig sogar die 5%-Marke. Auch der VIX-Index sprang in dieser Gemengelage auf über bemerkenswerte 50 Punkte (solche Werte haben wir zuletzt nur auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise und während der anfänglichen Covid-19-Turbulenzen gesehen).
DAX +0,32%; MDAX +1,07%; TecDAX +0,79%; Dow Jones +0,20%; S&P 500 +0,63%; Nasdaq Comp. +1,52%.
Unternehmen
Der Leverkusener Konzernriese Bayer steigt in den Vereinigten Staaten aus dem Geschäft der Saatgutbehandlungsanlagen aus. Unternehmensangaben zu Folge hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, seine Ressourcen auf die primären Stärken im Bereich der Pflanzenschutzmittel zu konzentrieren.
Devisen
Am Devisenmarkt war der Greenback am Maifeiertag gefragt. Anleger setzten auf ein baldiges Handelsabkommen zwischen China und den USA.
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