Börse am Morgen: Airbus, Boeing, Energiekontor, EZB - Nord LB

Der franz. Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sieht für die Europäische Zentralbank (EZB) „noch immer Spielraum für schrittweise Zinssenkungen“. Zeitgleich räumte das Ratsmitglied aber auch ein, dass die Zolleskapaden des US-Präsidenten weltweit für Unsicherheit sorgen. Zuletzt lies EZB-Chefin Lagarde den weiteren Zinskurs aber offen („außergewöhnliche Unsicherheit“) und hatte künftige geldpolitische Entscheidungen datenabhängig gemacht. Erst vor kurzem senkte die EZB zum siebten Mal in Folge die Zinsen (Einlagesatz: 2,25%).
In einer Vorabveröffentlichung des Monatsberichts teilt die EZB konträr dazu indes mit, dass die EU-Hilfen im Zuge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges die Inflation in den kommenden Jahren weiter anheizen werde. Ohne diese zusätzlichen Ausgaben aus der Vergangenheit würde die Inflation in den Jahren 2025, 2026 und 2027 unter dem 2%-Ziel liegen. Für das Jahr 2025 erwartet die EZB eine durchschnittl. Inflationsrate von 2,3%.
Divergierende Töne kommen nicht nur aus der EZB, sondern auch aus dem Münchener Ifo-Institut. Laut Ifo „ist es noch zu früh, um von einer Trendwende auf dem Arbeitsmarkt zu sprechen“. Zwar zog das Beschäftigungsbarometer im Monat April von 92,8 auf 93,9 Punkte an, die dt. Unternehmen bauen aber auch zu Beginn des 2. Quartals weiter Stellen ab.
Tagesausblick
In Deutschland wirft heute das GfK-Verbrauchervertrauen für Mai einen ersten Blick auf die Konsumstimmung im Frühsommer. Nach mehreren Rückschlägen bleibt die Frage, ob sich die zuletzt trübe Konsumlaune endlich stabilisiert. In der Eurozone stehen parallel mit dem Economic Sentiment sowie den Stimmungsindizes für Industrie und Dienstleistungen gleich mehrere Frühindikatoren auf der Agenda – und dürften Aufschluss geben, ob sich die zaghaften Erholungstendenzen tatsächlich festigen.
Renten- und Aktienmärkte
In einer erneuten kurzen Woche herrschte am europ. Bond-Primärmarkt gestern reges Treiben. 10 unterschiedliche Issuer printeten in Summe EUR 13,1 Mrd. (aufgeteilt in 14 Tranchen). Damit katapultierte sich der gestrige Montag an die Spitze der aktivsten Neuemissions-Montage seit dem 10. Februar. YTD wurden bereits EUR 756,4 Mrd. neu begeben (aufgeteilt in EUR 109,41 Mrd. Corporates, EUR 233,3 Mrd. Financials und EUR 413,7 Mrd. SSAs).
Nach vier Anstiegen in Folge war es klar, dass es für den S&P 500 schwierig werden würde seine Aufwärtsbewegung fortzusetzen (bisher längster Anstieg seit Januar). An der Wall Street und in Europa starteten die Investoren entsprechend vorsichtig zurückhaltend in die von Firmenbilanzen gespickte Woche.
DAX +0,13%; MDAX +1,39%; TecDAX -0,05%; Dow Jones +0,28%; S&P 500 +0,06%; Nasdaq Comp. -0,10%.
Unternehmen
Dem durch Probleme mit der Boeing 737 MAX in Schwierigkeiten geratene US-Flugzeugzulieferer Spirit AeroSystems steht die endgültige Zerschlagung bevor. Für EUR 4,7 Mrd. plant die ehemalige Mutter Boeing einen Teilrückkauf. Auch Konkurrent Airbus ist involviert. Spirit AeroSystems ist Airbus-Lieferant für Rumpfteile und Flügel. Diese zum Großteil defizitären Teile gehen für eine Mitgift von USD 439 Mio. an den deutsch-französischen Konzern. Im Gegenzug gewährt Airbus Spirit AeroSystems eine unverzinste Kreditlinie i. H. v. USD 200 Mio.
Aufgrund eines Formfehlers in der Konzernbilanz für das GJ 2024 wird die Hauptversammlung des Wind- und Solarparkunternehmens Energiekontor von ursprünglich 28. Mai auf den 02. Juli verschoben.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR/USD-Wechselkurs blieb gestern in Lethargie gefangen. Mit einem aktuellen Preis von USD 65,65 pro Barrel steuert Brent auf den stärksten Monatsverlust seit dem Jahr 2022 zu (-11,51%). Rohölhändler sorgen sich, dass der Zollkrieg zwischen den Vereinigten Staaten und dem Reich der Mitte die weltweite Konjunktur (und damit die Energienachfrage) längerfristig beeinflussen könnte.
Zum Anfang der Woche blieben die Weizen- und Maispreise links- und rechtsseitig des Atlantiks unter Druck (erst in der vergangenen Woche wurden zum Teil neue Tiefstände erreicht). Der im Mai 2025 auslaufende Euronext-Weizenkontrakt notierte am Montagmittag mit einem leichten Rückgang von EUR 1,75/t bei EUR 207,50/t, während der September-2025-Kontrakt bei EUR 207,00/t gehandelt wurde (Rückgang von EUR 2,75/t). Der Mais Juni-Kontrakt gab gestern um EUR 1,0/t auf EUR 202,00/t nach.
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